2024-04-16T09:15:35.043Z

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Paul Krusenotto (10) lässt sich von den Stegenern nach dem 2:0 feiern, Mario Ketterer (9) ist bedient. | Foto: Achim Keller
Paul Krusenotto (10) lässt sich von den Stegenern nach dem 2:0 feiern, Mario Ketterer (9) ist bedient. | Foto: Achim Keller

FSV RW Stegen feiert größten Erfolg der Vereinsgeschichte

2:1-Erfolg über den FC 08 Villingen wird in Überzahl zur Zitterpartie +++ Aufstieg in die Verbandsliga ist perfekt

Der FSV Rot-Weiß Stegen feiert mit einem 2:1-Erfolg gegen den FC 08 Villingen II den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte und steigt in die Verbandsliga auf.
Die Rasenpflege genießt beim FSV Rot-Weiß Stegen einen besonderen Stellenwert. Unter der ebenso liebevollen wie professionellen Mäharbeit der Stegener Greenkeeper Fabian Riesterer, Dominic Birkenheimer und Edwin Birkenmeier gedeiht auf der Kageneck-Sportanlage der vielleicht beste Rasen des Fußballbezirks Freiburg nach den gärtnerischen Glanzstücken des SC Freiburg.

Der grüne Teppich wurde am Samstag um kurz vor 18 Uhr einer außerordentlichen Belastungsprobe unterzogen. Dutzende rot gedresster Stegener Fußballer, FSV-Fans und Sympathisanten bevölkerten den nördlichen Teil des Hauptspielfeldes, tränkten das Grün mit Bierschaum und Sektfontänen, stapelten Kästen, hinterließen Kronkorken, Aluminiumkrägen und Flaschenetiketten. Kurzum: Es herrschte Ausnahmezustand beim größten sportlichen Erfolg in der 56-jährigen Vereinsgeschichte. Der FSV Rot-Weiß feierte den Aufstieg in die Verbandsliga.

Zuvor war der Ball auf dem penibel gestutzten und ordentlich gewässerten Rasen zumindest 60 Minuten lang flüssig durch die Stegener Reihen gelaufen. Der FC 08 Villingen II, dem bereits ein Unentschieden zum Sprung in die sechsthöchste Klasse reichte, hatte zwar zunächst ein paar Warnschüsse auf den Kasten von FSV-Keeper Henning Brüstle abgegeben, die erste echte Torchance des Spiels aber saß – und das auf der anderen Seite: Patrice Wassmer verwandelte einen Freistoß vom rechten Sechzehnmetereck zum 1:0 für Stegen (24.). Der Ball wurde leicht abgefälscht, der Faustversuch des Villinger Schlussmanns Jannes Otte ging ins Leere.

Der Führungstreffer beflügelte die Rot-Weißen. Stefan Skorski hätte nach Pass von Martin Fischer bereits auf 2:0 stellen können (34.), ehe Otte tatsächlich ein zweites Mal düpiert wurde: Paul Krusenotto überlistete den Villinger Torhüter mit einem schwer einsehbaren Schuss aus dem Getümmel ins kurze Eck (38.).

Das sorgsam geführte Trainerbuch des Stegener Analytikers Stefan Schwär listete vor der Pause noch zwei weitere kapitale Möglichkeiten auf: Angreifer Fischer traf freistehend vor Otte nur den Außenpfosten (39.) und Clemens Buhl wuchtete den Ball in der Nachspielzeit aus elf Metern über das Tor. „Eigentlich hätten wir das Spiel schon in der ersten Halbzeit entscheiden müssen“, sagte Schwär.

So entwickelte sich nach dem Seitenwechsel unvermutet noch eine Zitterpartie. Und das, obwohl die Villinger von der 51. Minute an nur noch zu zehnt auf dem Platz standen. Pietro Morreale hatte sich zu einer unbedachten Äußerung hinreißen lassen, die für Schiedsrichter Jonas Brombacher den Tatbestand der Beleidigung erfüllte. Die Rote Karte war bereits die dritte Hinausstellung dieser Saison für den Villinger, dessen Teamkollegen in Unterzahl aber die Bremse lösten und mit einer Jetzt-erst-recht-Mentalität durch einen Kopfball von Volkan Bak zum Anschlusstreffer kamen (63.). Zuvor hatten Buhl und Fischer eine weitere Gelegenheit zum 3:0 verstreichen lassen (53.).

Villinger Frust entlädt sich am Schiedsrichter

Das Spiel drohte zu kippen. Stegen waren Ballsicherheit, Leichtigkeit und Unbekümmertheit abhandengekommen. Plötzlich hatte die Mannschaft, die erstmals an die Tür zur Verbandsliga klopfte, etwas zu verlieren. „Villingen hat die zweite Luft bekommen und bei uns machte sich Angst breit, das Spiel noch aus der Hand zu geben“, erklärte Schwär die aus Stegener Sicht quälende Schlussphase.
Ein weiteres Villinger Tor hätte den Gästen den Aufstieg beschert. Doch ein Freistoß von Timo Wagner (72.) rauschte ebenso knapp am Stegener Tor vorbei wie ein Distanzschuss von Stefano Campiscianp (73.). Auch der eingewechselte Luca Crudo konnte Brüstle nicht überwinden (81.), und bei den langen Einwürfen von Mauro Chiurazzi erkannte Referee Brombacher im Strafraumgetümmel oftmals ein Foul eines Nullachters.

Der Frust über das dritte verpatzte Entscheidungsspiel dieser Spielzeit (nach dem verpassten Regionalligaaufstieg und dem verlorenen Verbandspokalfinale der ersten Mannschaft) entlud sich bei den Villingern an der Person des Unparteiischen. Jonas Brombacher musste unter dem Schutz des Ordnungspersonals (und seines Vaters, des Hochrhein-Bezirksschiedsrichterobmanns Ralf Brombacher) in die Kabine gebracht werden. „Er war der 13. Mann von Stegen“, behauptete der als Stürmer aktive sportliche Leiter des FC 08, Mario Ketterer. „Was der Schiedsrichter gepfiffen hat, war eine bodenlose Frechheit.“ Die Rote Karte habe er nur auf Zuruf verteilt und der Freistoß, der zum 1:0 führte, sei eine Fehlentscheidung gewesen. Der Ball sei noch im Sechzehner gewesen, als Torhüter Otte außerhalb des Strafraums stand.

Stefan Schwär konnte die beißende Kritik des Gegners nicht nachvollziehen. „Solche Äußerungen wundern mich schon“, sagte Schwär. Der soeben in die Regionalliga aufgestiegene Brombacher sei einer der talentiertesten Schiedsrichter weit und breit. „Er hat das Spiel sehr souverän geleitet“, fand Schwär, der am Ergebnis nichts herumzukritteln hatte: „Der Sieg war absolut verdient.“

Stegen war im Jubel über den Aufstieg nicht allein. Gleich vier Vereinen aus dem Bezirk Hochrhein blieb dadurch der Abstieg erspart: dem FC Tiengen in der Landesliga, dem FC Wehr in der Bezirksliga sowie den A-Kreisligisten SV Karsau und SV Berau. Und so fand am frühen Samstagabend nur ein Stegener nicht die Zeit, diesen Erfolg zu begießen: Fabian Riesterer saß in seiner Spezialmaschine und glättete die Südseite des Rasens für das Aufstiegsspiel der zweiten Mannschaft am Folgetag gegen den TuS Königschaffhausen (1:2). Die Nordseite kam später dran.

Aufstiegsrunde zur Verbandsliga: FSV Rot-Weiß Stegen – FC 08 Villingen II 2:1 (2:0).
Stegen: Brüstle – Duffner, Struthoff, Wiese, Scholpp – Wassmer (75. Hermann), Ganter, Krusenotto, Skorski (70. Hekal) – Fischer (88. Maximilian Rohrer), Buhl (61. Yannic Rohrer). Tore: 1:0 Wassmer (24.), 2:0 Krusenotto (38.), 2:1 Bak (63.). Schiedsrichter: Jonas Brombacher (Kandern). Zuschauer: 900. Rote Karte: Morreale (Villingen/ 51.) – Beleidigung.
Aufrufe: 017.6.2018, 21:30 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor