2024-04-29T14:34:45.518Z

Vereinsnachrichten
Manfred Lorenz ist vom Ligaverbleib überzeugt.	Archivfoto: imago
Manfred Lorenz ist vom Ligaverbleib überzeugt. Archivfoto: imago

"Wir brauchen einen Mentalitätsspieler"

André Hechelmann und Manfred Lorenz ziehen nach der schwachen Hinrunde des FSV Mainz 05 II eine Bilanz

Mainz. Ein Büro, zwei Schreibtische. Manfred Lorenz, Urgestein als U 23-Koordinator, und André Hechelmann, der unter dem Titel Sportliche Assistenz des Vorstands Sport im Organigramm steht und eng an Rouven Schröder angebunden ist, leiten gemeinsam die Geschicke des FSV Mainz 05 II. Wie geht es in der Rückrunde raus aus dem Regionalliga-Keller? Steht der Trainer auf der Kippe? Wird die Mannschaft beim Abstieg abgemeldet? Lorenz und Hechelmann stehen Rede und Antwort.

Wie fällt Ihr Fazit aus?

Hechelmann: Wir sind mit der Punktausbeute nicht zufrieden. Dass es aufgrund der Tatsache, dass sich der Kader nochmals verjüngt hat, eine herausfordernde Saison werden würde, war klar. Wir sind schon davon ausgegangen, dass wir uns im Mittelfeld etablieren. Aber es gehört mehr dazu, wenn man etwa an die Nationalmannschaftsnominierungen von Finn Dahmen und Ahmet Gürleyen denkt.

Wurde zu sehr verjüngt?

Lorenz: Die Vereinsführung hat entschieden, dass wir noch mehr auf den eigenen Nachwuchs setzen. Daher war es das erste Jahr, in dem wir so radikal verjüngt haben. Das Tabellenbild ist ein Ausdruck dessen. Wir haben mit die wenigsten Tore geschossen, dabei waren wir immer für die Offensive bekannt. Bei unseren so genannten Top-Talenten, auf die wir große Hoffnungen gesetzt hatten, klemmt es momentan. Die Jungen müssen sich erst einmal akklimatisieren. Der Sprung von der A-Junioren-Bundesliga ist sehr, sehr groß. Da nützt dir alle Spielintelligenz nichts, wenn du die Zweikämpfe nicht gewinnst.

Sind die Erfahrenen wie Tyrala, Lappe, Loechelt oder Häusl in Sachen Führung hinter den Erwartungen zurückgeblieben?

Hechelmann: Nein, das auf keinen Fall. Die vier geben in der Kabine die Struktur vor. Aber der Großteil des Kaders besteht aus jungen Spielern. Irgendwann hat sich eine Dynamik entwickelt, in der du gar nicht mehr weißt, warum du die Spiele nicht gewinnst. Dann ist es auch für erfahrene Spieler nicht einfach, gegenzulenken. Wir erwarten auch von den jungen Spielern, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Haben alle den Ernst der Lage begriffen?

Hechelmann: Zu 100 Prozent. Aber die Jungen sind aus der Jugend gewohnt zu gewinnen. Mit solchen Situationen umzugehen, ist neu für sie.

Steht Trainer Bartosch Gaul zur Disposition?

Hechelmann: Nein, es gibt keine Gedankenspiele, im Gegenteil. Wir sind mit Bartosch und Chris (Co-Trainer Christian Demirtas, d. Red.) sehr zufrieden, sie hauen sich voll rein und versuchen Lösungswege für die Jungs zu erarbeiten. Wir haben teilweise schon Trainingsweltmeister. Leider kriegen wir zu wenig davon adaptiert. Unser Trainerteam ist mit vollem Engagement dabei, inhaltlich top.

Das ist dann der Unterschied zur Situation vor einem halben Jahr, bei Dirk Kunerts Entlassung?

Lorenz: Ja. Wenn im Spiel nichts mehr von dem da ist, was im Training erarbeitet wird, dann ist das auch eine Mentalitätsfrage. Für mich ist das Spiel gegen Stadtallendorf das beste Beispiel: Eine fußballerisch limitierte Mannschaft hat uns mit Schneid, Willen, Biss und Mentalität das Spiel abgenommen – daran müssen wir arbeiten.

Hechelmann: Was die Spielvorbereitung angeht, haben die Spieler den Werkzeugkasten gefüllt. Aber etwa gegen Stadtallendorf geht es auch über den Willen. Das muss von jedem Einzelnen kommen.

Gaul hatte angedeutet, es muss mehr Erfahrung in die Truppe reingebracht werden. Stehen externe Neuzugänge vor der Tür?

Hechelmann: Wir werden uns Gedanken machen, ob wir auf dem Transfermarkt noch etwas machen, wenn sich was ergibt – aber dann auch perspektivisch auf die neue Saison, kein Schnellschuss für ein halbes Jahr. Aber wir glauben, dass der Kader für die Regionalliga gut genug ist.

Ist angedacht, jemanden aus der Ersten runterzuziehen, Niko Bungert etwa?

Lorenz: Kein Gedanke, nein. Aber wir brauchen einen Mentalitätsspieler, das ist das, was uns am meisten abgeht. Jemanden, der die junge Mannschaft konstruktiv führt.

Angenommen, die U 23 steigt in die Oberliga ab. Welchen Sinn hat sie dann noch?

Hechelmann: Wieder aufzusteigen.

Definitiv keine Abmeldung?

Lorenz: Nein. Es wäre bitter, weil dort noch viel körperbetonter gespielt wird. Ob das für die Entwicklung gut ist, bezweifle ich.

Hechelmann: Eine Abmeldung ist auch beim Abstieg kein Thema.

Aber das Team schafft es ja – weil...

Lorenz: Weil wir außer gegen Waldhof nie klar abgefallen sind und mehrmals gegen Spitzenteams dicht dran waren. Wir müssen die Mannschaft dahin bringen, dass sie von der Mentalität her zulegt. Es sind alles Jungs, die in den Profifußball wollen.

Hechelmann: Wir schaffen es, weil die jungen Spieler gefestigter in das neue Jahr gehen werden. Weil wir alles dafür tun, dass sie beste Bedingungen haben. Und weil es einfach nicht vorstellbar ist, dass wir Oberliga spielen.

Aufrufe: 023.11.2018, 18:30 Uhr
Torben SchröderAutor