2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Den Ball fest im Blick und ein großes Ziel vor Augen. Joel Richter (rotes Trikot) möchte Profi werden. Foto: Boor
Den Ball fest im Blick und ein großes Ziel vor Augen. Joel Richter (rotes Trikot) möchte Profi werden. Foto: Boor

Wie der Vater, so der Sohn

U17-Portrait: Vater Hans war Profi, Sohn Joel möchte einer werden

Die Talentschmiede des FSV Mainz 05 gehört zu den besten in Deutschland. Regelmäßig gibt es bei den Zertifizierungen des DFB Höchstnoten, Talente wie André Schürrle oder Roman Neustädter haben es bis in die Nationalmannschaft gebracht, die U19 und U17 spielen in den Junioren-Bundesligen zuverlässig eine gute Rolle. 2009 erreichte man, damals unter Trainer-Talent Thomas Tuchel, die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft. Im vergangenen Jahr schafften es erstmals auch die B-Junioren als Bundesliga-Meister in die Endrunde um die deutsche Krone, scheiterten allerdings im Halbfinale. Grund genug, sich die U17 des FSV genauer anzuschauen. Wir werden in dieser Saison jedes Bundesliga-Heimspiel nutzen, um einen B-Jugend-Spieler der 05er genauer unter die Lupe zu nehmen. Heute Joel Richter.

Mainz. Bei den Junioren des 1. FSV Mainz 05 ist er schon ein Urgestein: Seit sechs Jahren durchläuft Joel Richter das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) am Bruchweg. In der noch jungen Saison hat der 15-Jährige einen großen Sprung gemacht. „Wir haben ehrlich gesagt nicht erwartet, dass er auf Anhieb diese Rolle spielt“, sagt Stefan Hofmann, sportlicher Leiter des Mainzer NLZ, am Rande des Bundesligaspiels der B-Junioren gegen die Spvgg. Greuther Fürth. Es ist umkämpft, temporeich, und für die Mainzer hat das Duell mit einem 2:1-Sieg das bessere Ende. Und Joel Richter ist mittendrin im Geschehen. „Fußballerisch bringt er alles mit“, lobt Hofmann, „Top-Schusstechnik, Top-Ballannahme, und er ist schnell.“ Nur körperlich sei der Flügelflitzer „sicher noch ein bisschen hinten dran“.

Doch das macht Joel Richter mit Einsatz wieder wett. „Bei der Ausdauer muss ich mich noch verbessern“, sagt der Zehntklässler, der die IGS Mainz-Bretzenheim besucht, „und manchmal muss ich noch aggressiver sein, nicht zu lieb auf dem Spielfeld.“ Die Messlatte im Hause Richter in Jugenheim hängt hoch. Vater Hans Richter spielte 15-Mal im Dress der DDR-Auswahl und machte zudem 14 Spiele für die Olympiaauswahl der Deutschen Demokratischen Republik. Mit seinem Sohn kickte er schon, sobald dieser auf den eigenen Beinen stehen konnte. „Er hat mir auch den Rat gegeben, zu Mainz 05 zu wechseln“, sagt Joel Richter, „er hat mit gesagt, dass das eine große Chance ist.“

Zu lieb auf dem Spielfeld?

2008 war das, Richter Junior spielte gerade mit seinem Heimatverein, der SG Jugenheim/Partenheim, ein Pokalspiel. „Gegen die SG Gensingen/Grolsheim“, erinnert sich der 15-Jährige, „wir haben 4:0 gewonnen.“ Statt, wie angestammt, vorne spielte Joel Richter in der Verteidigung. Dennoch trat nach dem Spiel ein Scout des FSV an seinen Vater heran. Rund ein halbes Jahr trainierte der damals Neunjährige probeweise bei den 05ern mit, dann fiel im Sommer die Entscheidung. „Sie haben mir gesagt, ich würde viele Dinge mitbringen, Zweikampfverhalten, Schnelligkeit, Dribbling, Schuss“, erinnert sich Joel Richter. Dennoch war die Umstellung gewaltig, die ersten Spiele gegen Bundesliga-Klubs wie Eintracht Frankfurt hat der Jugenheimer auch sechs Jahre später noch genau in Erinnerung.

Nach Durchhänger zurück gekämpft

Im vergangenen Jahr hatte Joel Richter einen kleinen Durchhänger. „Ich hatte am Anfang der Saison einen Muskelfaserriss und danach ein, zwei Rückschläge“, erinnert er sich, „es lief nicht mehr so gut, aber ich habe mich in der Rückrunde zurückgekämpft.“ Hofmann betont: „Es ist wichtig, dass er geduldig bleibt. Wir hatten nie Zweifel an ihm.“ Privat sei Joel Richter „ruhig, sehr ruhig und zurückhaltend. Aber er versteht das Fußballspiel, weiß, wohin er wann laufen muss. Das sind Dinge, die man ganz schwer lernen kann“, lobt der Nachwuchs-Chef. „Und er kann in der Offensive alles spielen.“ Der 15-Jährige selbst sieht sich am liebsten auf der offensiven Flügelposition – ganz so wie sein Vorbild Marco Reus. „Von ihm gucke ich mir viel ab, ab und zu schaue ich mir auch eigene Videos über ihn an“, berichtet Joel Richter. Vor allem die Schusstechnik des BVB-Superstars hat es dem Jugenheimer angetan.

Richter in der Rolle von Reus

Wohin die Reise geht, ist für Joel Richter klar: „Auf jeden Fall ist der Traum, Profi zu werden.“ Und wenn nicht? „Man gibt natürlich alles dafür. Wenn es nicht klappt, möchte ich auf jeden Fall irgendwas anderes in Verbindung mit Sport machen, Sport-Fitness-Kaufmann beispielsweise. Aber so genau habe ich darüber noch nicht nachgedacht.“ Der FSV hat ein Auge darauf, dass die Spieler den Werdegang abseits des Sportplatzes nicht vernachlässigen. „Sie sammeln immer die Zeugnisse ein, gucken genau auf die Noten, der Verein bietet kostenlose Nachhilfe an und den Schulkoordinator kann man immer ansprechen“, betont Joel Richter. Schwierigkeiten hatte er selbst noch nie, aber um sich in Englisch auf eine Drei oder sogar eine Zwei zu verbessern, möchte er nun Nachhilfe in Anspruch nehmen.

Auch die Freizeit kommt bei alledem nicht zu kurz. „Ich gehe gern mit Freunden weg oder treffe mich mit ihnen, um zu Hause ein bisschen zu zocken“, erzählt der Teenager. Das brandneue Fußballspiel Fifa 15 hat er natürlich bereits im Schrank. Dort kann Joel Richter auch in die Rolle von Marco Reus schlüpfen. Auf dem „echten“ Sportplatz eifert er seinem Idol ebenfalls nach.

Aufrufe: 04.10.2014, 13:00 Uhr
Torben SchröderAutor