2024-04-16T09:15:35.043Z

FuPa Portrait
Die Bundesliga vor Augen: U17-Talent Fabian Grau hat große Ziele. Foto: Mainz 05
Die Bundesliga vor Augen: U17-Talent Fabian Grau hat große Ziele. Foto: Mainz 05

Vom Goalgetter zum Abwehrchef

Fabian Grau von der U17 des FSV Mainz 05 will hoch hinaus

Mainz. Aus der Not eine Tugend machen – kaum jemand verkörpert diese Redewendung derzeit so gut wie Fabian Grau. Die ersten elf Jahre seiner Fußballer-Laufbahn verbrachte der B-Junior des FSV Mainz 05 im Sturm, schoss in der vergangenen Saison für die Mainzer U16 die meisten Regionalliga-Tore und ist in der Meldeliste der U17 für die laufende Bundesliga-Saison als Stürmer notiert. Doch dann kam alles anders. Die etatmäßige Innenverteidigung war Trainer Thomas Krücken weggebrochen. Und so wurde aus einem Experiment eine Lösung, die durchaus von Dauer sein könnte: Der Stürmer wurde spontan zum Innenverteidiger umgemodelt.

„Erstmals habe ich das eine Halbzeit lang bei der U16 in der Vorbereitung gespielt“, erzählt Fabian Grau. „Ich habe das gemacht, damit er Spielpraxis bekommt“, blickt sein damaliger Trainer Sascha Meeth zurück. Vor einem Jahr hatte sich Grau nach einer fürchterlichen Pechsträhne in der U15, als er nacheinander einen Muskelfaserriss sowie erst einen Schlüsselbein- und dann einen Fußbruch erlitten hatte, wieder rangekämpft. „Wie er immer wieder zurückgekommen ist, das zeichnet ihn aus“, lobt Meeth, „er ist ein Bombentyp. Er hat nicht nachgelassen, das hat mir total imponiert.“

Aufgrund seiner Statur habe sich die Probe-Versetzung in die Innenverteidigung angeboten, sagt Meeth. „Er hat das passabel gemacht, aber ganz ehrlich: Es ist nicht so, dass ich dachte, das wäre eine Dauerlösung.“ Doch dann kam erneut eine Verletztenmisere, diesmal die seiner Kollegen. „Wir waren in einer Notsituation“, sagt sein aktueller Trainer Thomas Krücken, „und mit seiner Schnelligkeit, Zweikampfstärke und seiner guten Technik hat er sich für diese Position angeboten. Ich ziehe den Hut davor, wie schnell er die Abläufe adaptiert hat. Natürlich hat er im Stellungsspiel noch Luft nach oben, aber wir brauchen seine Schnelligkeit im Zentrum.“

Klingt ganz so, als würde Grau auch dann in der Abwehr bleiben, wenn seine Kollegen wieder gesund sind. „Mir ist wichtig, dass ich spiele“, sagt er, „egal wo.“ Im Sturm wäre es nun einfacher, weil er weiß, wie Verteidiger ticken. In der Abwehr kommt ihm zu Gute, dass er jahrelang Stürmer war. „Klar weiß ich, was die machen“, grinst er. Dass man bei Mainz 05 auf individuelle Förderung stark Wert legt, kommt seiner Entwicklung zugute. Beim Videostudium oder im Stadion achtet der 16-Jährige mittlerweile ganz genau darauf, wie die Abwehrspieler arbeiten. Nach seinem Vorbild gefragt, muss er lachen: „Früher war es Cristiano Ronaldo. Jetzt gucke ich mehr auf Sergio Ramos oder Boateng.“

In seiner vierten Saison bei Mainz 05 ist also alles anders für Fabian Grau, der beim TSV Albshausen mit dem Fußballspielen begann, dann zum VfB Gießen ging und dort von den Mainzer Scouts entdeckt wurde. Drei Jahre lang pendelte er jeden Tag zum Training, um 15 Uhr ging es daheim los, um 22 Uhr war er wieder zurück. Zum neuen Schuljahr ist der Elftklässler an die IGS Bretzenheim gewechselt und ins Jugendfußballer-Internat der 05er gezogen. Abitur machen und studieren hat er sich vorgenommen – und Profi-Fußballer werden. „Das ist bei uns doch der Traum von jedem“, sagt er. An fehlendem Eifer wird es jedenfalls nicht scheitern. „Er ist sehr reflektiert, kann sich sehr gut selbst einschätzen und ist immer wissbegierig“, sagt der Sportliche Leiter des Mainzer Nachwuchsleistungszentrums, Stefan Hofmann, „und für die Position hinten bringt er alles mit. Allerdings fehlt uns ein Stück weit die Möglichkeit, ihn vorne reinzuwerfen.“ Am besten wäre wohl, es gäbe Fabian Grau zweimal.

Aufrufe: 012.9.2014, 13:30 Uhr
Torben SchröderAutor