2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Bester Steinbacher in Mainz: Manuel Hoffmann (r.) gegen Vitus Scheithauer.	Foto: Henkel
Bester Steinbacher in Mainz: Manuel Hoffmann (r.) gegen Vitus Scheithauer. Foto: Henkel

Drei Punkte und ein Schönheitsfehler

RL SÜDWEST: +++ TSV Steinbach Haiger siegt 2:0 in Mainz +++

Mainz. Manuel Hoffmann stand in den Katakomben des Bruchwegstadions und ließ seinen Emotionen freien Lauf. „Ich denke, wir haben ein großes Feuerwerk abgeliefert. Jetzt freue ich mich auf das große Duell nächsten Samstag“, blickte der Torschütze des Führungstreffers zunächst zurück auf den gerade erzielten 2:0 (1:0)-Erfolg seines TSV Steinbach Haiger beim FSV Mainz 05 II. Um dann zu bemerken, dass nun die wohl reizvollste Aufgabe der laufenden Saison der Fußball-Regionalliga Südwest auf ihn und seine Teamkollegen wartet.

Den 30. November 2019 werden sich die heimischen Fans auf alle Fälle jetzt noch genauer einprägen. Denn dann steigt um 14 Uhr am Haigerer Haarwasen das Duell des Tabellendritten gegen Spitzenreiter 1. FC Saarbrücken. Und die Mannschaft von Trainer Adrian Alipour ist gewappnet für den Hit, das zeigten die 90 Minuten am Samstag in der früheren Mainzer Bundesliga-Spielstätte. „Wir sind wahnsinnig froh, dass wir in diesem schweren Auswärtsspiel drei Punkte geholt haben. Wir haben eine sensationelle erste Halbzeit gespielt mit unfassbarem Pressing und Anlaufverhalten, den Gegner hoch verteidigt und ihm keinen Aktionsradius gegeben“, lobte der Gästecoach die Seinen über den grünen Klee.

Al-Azzawe sieht Rot, Paterok hält den folgenden Elfmeter

Das Haar in der ansonsten glasklaren Suppe fand Alipour aber doch: „Wir müssen bis zur Pause vier, fünf Tore erzielen und dürfen am Ende froh sein, wenigstens mit einer knappen Führung in die Halbzeit zu gehen“, sagte der 41-Jährige nach der Partie. Die begann für die ohne den wegen einer Mandelentzündung passenden Christopher Kramer angetretenen Steinbacher nach wenigen Sekunden mit der ersten Möglichkeit des agilen Hoffmann, der aber an FSV-Keeper Finn Dahmen scheiterte. Es folgten Hochkaräter von Serhat Ilhan (25.) und Sascha Marquet (31.) nach Doppelpass mit dem in die Startelf gerückten Kevin Lahn – alleine die erlösende Führung ließ auf sich warten. Erst Hoffmann brach den Bann zwei Minuten vor Schluss einer ersten Halbzeit, die der Mainzer Trainer Bartosch Gaul als „stressig für meine Mannschaft“ bezeichnete. „Der Gegner hat uns in Zweikämpfe verwickelt und früh gepresst. Wir haben einige Chancen zugelassen, aber uns mehr und mehr ins Spiel reingekämpft und waren in Halbzeit zwei dominant.“

Vergessen hatte Gaul bei seiner wohl exklusiv für sich zu beanspruchenden Wahrnehmung des Geschehens auf dem schwer bespielbaren Rasen aber den Gegner, der den Ansprüchen eines Spitzenteams mehr als gerecht wurde. Die Steinbacher legten in der 57. Minute durch Ilhan, nach Vorarbeit von Hoffmann, noch einen drauf. Es war der erste Regionalliga-Treffer des Neuzugangs aus Bahlingen. „Da wusste ich im ersten Moment gar nicht, wie ich mich freuen soll“, gab der Schütze des eigentlich beruhigenden 2:0 hinterher zu Protokoll.

Alles schien an diesem eisigen Nachmittag in trockenen Tüchern, bis Ilhans bester Kumpel David Kamm Al-Azzawe nach fehlender Absprache mit Torhüter Tim Paterok im eigenen Strafraum ein Foul beging und dafür die Rote Karte sah. Plötzlich war die Chance für Mainz da. Fast 20 Minuten in Überzahl und Elfmeter – doch Torjäger Simon Brandstetter scheiterte vom Punkt am glänzend reagierenden Paterok. „Da hatte ich auch mal Glück und mich für die richtige Ecke entschieden“, erklärte der TSV-Schlussmann.

„Eine Schlüsselszene“, nannte es Alipour in seiner Rückschau, „wir haben uns das Glück erarbeitet und sind der verdiente Sieger“. Und Hoffmann? Der dachte bei aller Freude auch an Teamkollege Al-Azzawe, der gegen Saarbrücken nun zum Zuschauen verdammt ist. „Ich spitzele den Ball unglücklich in seine Richtung. Von daher tut es mir total leid für David. Das ist gerade ein bitterer Beigeschmack.“ Na, klar, ärgerlich für den Leidtragenden, aber bei der mannschaftlichen Geschlossenheit und Kader-Power der Steinbacher eher nur ein Schönheitsfehler auf dem Weg zum großen Duell mit Spitzenreiter Saarbrücken.



Aufrufe: 024.11.2019, 21:00 Uhr
Volkmar Schäfer (Dill-Post / Dill Zeitung)Autor