2024-05-02T16:12:49.858Z

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Issaka Mouhaman (Mitte) beackert das Mittelfeld der Mainzer U17 Mannschaft. Foto: Boor
Issaka Mouhaman (Mitte) beackert das Mittelfeld der Mainzer U17 Mannschaft. Foto: Boor

Der Mittelfeldmalocher mit der Binde

U17-Serie Kapitänsamt macht Issaka Mouhaman stolz

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Mainz. Als die 80 Minuten plus 180 Sekunden Nachspielzeit herum sind, sinken die Mainzer Spieler zu Boden. „Fehler sind Lerngelegenheiten“, erklärt Thomas Krücken, nachdem sich der erste Ärger über die völlig unnötige 2:3-Niederlage in der B-Junioren-Bundesliga gegen die TSG Hoffenheim gelegt hat. Zu lernen gab es für die U17-Fußballer des FSV Mainz 05 einiges.

Auch Issaka Mouhaman sieht man nach Spielschluss an, dass er nicht glauben kann, wie dusselig seine Mannschaft sich in den knapp 30 Minuten zuvor angestellt hat. Der Kapitän ist im defensiven Mittelfeld zuständig für die Balleroberung und den schnellen Vortrag nach vorne – die Königsdisziplin im Mainzer Fußball-Verständnis. „Was soll ich denn machen?“, hatte der 16-Jährige bereits nach 15 Spielminuten gefragt, als die Hoffenheimer ihren anfänglichen Sturmlauf aufs Höchsttempo beschleunigten. Doch die Mainzer kämpften sich zurück, kamen in der 56. Minute durch Luca Götz' zweites Elfmetertor zum 2:2 und spielten fortan in Überzahl, nachdem die Gäste, so schien es, ihr Pulver bereits verschossen hatten. Doch plötzlich verfielen die Mainzer in Hektik, verloren den Kopf, wollten alles auf einmal, rannten in den entscheidenden Konter und mussten die drei Punkte den Kraichgauern überlassen.

„Ich will mich weiterentwickeln“, sagt Issaka Mouhaman, wenn man ihn auf seine Ziele anspricht. Nicht seine kurzfristigen, wohl gemerkt. Im Passspiel über 80 Minuten konstant bleiben, die Konzentration bewahren. „Ich will dazu lernen. Ich habe mir kleine Ziele gesetzt“, erklärt der Kapitän, „und es hängt nur an mir, sie zu erreichen. Was dann kommt, weiß nur Gott.“

Vor drei Jahren kam Issaka Mouhaman vom FSV Frankfurt zu den 05ern, sprang von der U13 der Hessen direkt zur U15 bei den Rheinhessen. Lerngelegenheiten gab es seitdem jede Menge. „Die Anforderungen hier sind schon extrem“, sagt er, „ich habe eine gewisse Zeit gebraucht, um da reinzukommen.“ Doch Issaka Mouhaman, der als Vierjähriger gemeinsam mit Bruder, Schwester und Mutter seinem Vater aus Ghana nach Frankfurt hinterher zog, biss sich durch, schwang sich in der C-Junioren-Regionalliga zum Führungsspieler auf und wurde direkt in die U17 hochgezogen. Typisch ist ein Aufbaujahr im jüngeren Jahrgang in der B-Jugend-Regionalliga, ehe dann die Bundesliga kommt. „Das war nicht einfach für ihn, weil er zum ersten Mal richtig Gegenwind bekam“, erinnert sich U16-Trainer Sascha Meeth, „er kam als Leader und hat, wenn er Selbstvertrauen hat, auch absolut das Potenzial zu führen.“

„Es lief einfach nicht“, erinnert sich Issaka Mouhaman an den Beginn der Saison 2013/14, „ich habe sehr lange gebraucht, um mich an das Tempo zu gewöhnen. Und gerade meine Positionen waren sehr gut besetzt.“ Also ging es zurück zum eigentlich turnusmäßigen Zwischenschritt in die U16, wo der Deutsch-Ghanaer wieder aufblühte. „Dort hat er sich stabilisiert und wieder seine gewohnte Leistung gezeigt“, betont Meeth. Der Lohn: Im zweiten Anlauf in der U17 darf Issaka Mouhaman nun die Kapitänsbinde tragen. „Schon beim ersten Training hat unser neuer Trainer, Herr Krücken, mir direkt gesagt, dass ich ein wichtiger Spieler bin“, erinnert sich der defensive Mittelfeldmann, der auch als Innenverteidiger auflaufen kann. Im Testspiel gegen Worms trug er erstmals die Binde, und eine Woche vor Liga-Start gab Thomas Krücken dann bekannt, das Issaka Mouhaman der neue Spielführer der Mannschaft ist. „Auf jeden Fall ist man dann stolz!“, strahlt er.

Man hat den Eindruck, dass die Binde den dynamischen Mittelfeld-Malocher anspornt. „Ich habe mir vorgenommen, wieder die Basics auf den Platz zu bringen“, erzählt er. Als seine eigenen Stärken sieht er die taktische Disziplin und „das Auge für kluge Bälle in die Spitze. Ich habe mir angewöhnt, eher ein defensiver Abräumer-Sechser zu sein.“ Als Vorbilder nennt er den Franzosen Paul Pogba („seine Statur, die Dynamik und Aggressivität imponieren mir“) sowie Toni Kroos („stark, wie er die Bälle oft mit einem Kontakt in die Schnittstelle spielt“). Beide Facetten in seinem Spiel zu vereinen ist Issaka Mouhamans großes Ziel.

„Mein Bruder Awal ist eigentlich der Talentiertere von uns beiden“, erzählt der 16-Jährige, „er ist schnell und hat eine gute Technik, was bei mir noch ausbaufähig ist.“ Doch der heute 21-Jährige schlug das Angebot aus, in der Jugend höherklassig zu spielen. „Als das Angebot von Mainz 05 kam, war mir daher sofort klar: Das muss ich machen, die Chance lasse ich mir nicht entgehen“, betont der Gymnasiast an der Mainzer Gustav-Stresemann-Wirtschaftsschule. Profi werden ist das oberste Ziel, ganz klar. Der Weg dahin sind viele kleine Schritte.

Aufrufe: 015.10.2014, 16:00 Uhr
Torben SchröderAutor