2024-04-23T06:39:20.694Z

Querpass
Optische Täuschung: Lediglich eine Durchfahrtsstraße trennt den FSV- (hinten) vom ASV Platz (vorne). De facto trennen beide aber Welten. Foto:Wittenzellner
Optische Täuschung: Lediglich eine Durchfahrtsstraße trennt den FSV- (hinten) vom ASV Platz (vorne). De facto trennen beide aber Welten. Foto:Wittenzellner

Der Loh(e) Wahnsinn

Ausschnitt aus der aktuellen Querpass-Ausgabe: ASV und FSV Loh - Zwei Vereine für 313 Einwohner

Eine Gemeinde, zwei Ortsteile, drei Fußballvereine – eine ähnlich verrückte Konstellation wie in Auerbach sucht man in Niederbayern wohl vergeblich. Querpass beleuchtet diese außergewöhnliche Situation sowie die Rivalität der drei Vereine.

Der SV Auerbach ist derzeit das fußballerische Aushängeschild der gleichnamigen Gemeinde mit 2167 Einwohnern. Im genau 313 Einwohner zählenden Ortsteil Loh beackern sich der ASV und der FSV seit fast 30 Jahren in der A-Klasse. Dabei trennt diese beiden Vereine einzig und allein eine Durchfahrtsstraße.

„Natürlich ist so eine Konstellation einmalig. Nachbarduelle sind wie jeder Fußballer weiß, immer etwas Besonderes. Schließlich will man ja am Ende der Saison in der Tabelle immer etwas besser abschneiden als der Nachbar“, beschreibt ASV-Abteilungsleiter Hans Hartl den Stellenwert dieses nicht immer ganz so friedlichen „Nachbarschaftsderbys“.

(…)

Bei aller Rivalität haben beide Loher Vereine eines gemeinsam: personell sieht es sowohl beim ASV als auch beim FSV nicht gerade rosig aus. So musste der ASV vor der abgelaufenen Saison einen Aderlass von nicht weniger als neun Abgängen verkraften. Von den Stammspielern aus der Saison 2008/2009 stehen nur noch fünf Spieler im Kader der Ersten Mannschaft. „Vor dieser Spielzeit hätte wohl niemand gedacht, dass wir am Ende unter den ersten Fünf landen werden. Von einigen sogenannten Experten wurden wir schon vor Saisonbeginn als Schießbude der Liga bezeichnet. Vor allem durch unsere unglaubliche Kameradschaft haben wir aber allen das Gegenteil bewiesen“, berichtet Hartl, der auch in der kommenden Saison wieder eine schlagkräftige Truppe auf die Beine stellen will. „Bei uns spielen keine verwöhnten, egoistischen oder empfindlichen Einzelstars. Wir sind eine junge, talentierte Mannschaft mit mächtigem Ehrgeiz. Daher werden wir auch im nächsten Jahr versuchen, wieder zwei Mannschaften zu stellen. Solange wir unseren Stamm halten und von Zeit zu Zeit immer wieder mal einen Spieler abwerben können, besteht meiner Meinung nach keine Sorge den Spielbetrieb aufrecht zu halten“, so Hartl.

Ganz anders sieht es dagegen beim FSV Loh aus. Zu Gerüchten über eine mögliche Abmeldung der Mannschaft wollten die Verantwortlichen um Alois Schmid, der als „Mädchen für alles“ seit der Vereingsgründung das Amt des Ersten Vorstands bekleidet, trotz mehrerer Anfragen der Querpass-Redaktion keine Stellung beziehen. Der Spielbetrieb für die kommende Saison ist nämlich aufgrund der sehr schwierigen personellen Situation alles andere als gesichert, wie uns Kapitän Josef Mader versicherte. Trainer Hans Brandl verlässt den FSV nach zwei Jahren in Richtung SV Pankofen, ein neuer Übungsleiter ist noch nicht in Sicht. ASV-Abteilungsleiter Hartl hat den Konkurrenten allerdings noch nicht abgeschrieben. „Ob es in Zukunft einen oder alle beide Vereine nicht mehr geben soll, sind reine Spekulationen. Die Vergangenheit hat uns ja bei beiden Vereinen bereits mehrmals eines Besseren belehrt“, so Hartl.

Sogar Gedanken an einen Zusammenschluss der beiden Loher Mannschaften standen in den vergangenen Jahren immer wieder im Raum, wirklich ernsthafte Ansätze in diese Richtung gab es allerdings nie. „Vor etwa fünf bis sechs Jahren gab es nach einem Derbyspiel Annäherungen von beiden Seiten. Warum später nicht mehr daraus geworden ist, kann ich mir nicht erklären. Meiner Ansicht nach scheitert es immer an der Vorstandschaft des FSV. Solange diese im Amt ist, ist eine Fusion nicht in Sicht“, beschreibt Hartl die schwierige Situation.

Hier kommt nun der dritte Verein der Gemeinde ins Spiel, Bezirksligist SV Auerbach.

(…)

„Wenn irgendwann eine Fusion anstehen sollte, dann macht sie meiner Meinung nach nur mit dem SV Auerbach Sinn. Alle anderen umliegenden Vereine können ebenfalls keine vernünftige Jugendarbeit aufweisen, die einen längerfristigen Zusammenschluss begründen würde“, wagt Hartl einen vorsichtigen Blick in die Zukunft. Von Spielerseite her würde einem Zusammenschluss mit dem Bezirksligisten aber offenbar nichts im Wege stehen. „Einige von uns hätten keine Ängste oder Probleme mit der Zusammenführung der beiden Mannschaften. Ein anderer Teil denkt ohnehin ans Karriereende oder einen Wechsel zu anderen Vereinen. Falls wir aber den reibungslosen Spielbetrieb einmal nicht mehr aufrechterhalten können, glaube ich, dass sich noch mehr Spieler als heute für eine Vereinigung mit dem Gemeindeverein entscheiden würden“, erklärt Hartl.

Zum 30-jährigen Jubiläum des FSV traf eine Auswahl der beiden Loher Vereine auf den benachbarten Bezirksligisten, das dieser mit 6:3 erwartungsgemäß für sich entscheiden konnte. Vielleicht war dieses Spiel ja nicht das letzte, in dem alle Spieler aus der Gemeinde Auerbach gemeinsam auf dem Platz standen.

Link: Die Querpass-Highlights der Juni-Ausgabe

Dieses und noch viele weitere interessante Themen haben wir in die Juni-Ausgabe unseres regionalen Fußballmagazins gepackt. Ab sofort kann die aktuelle Querpass-Ausgabe zum Preis von 2,90€ hier online bestellt und abonniert werden. In diesem Fall wird Ihnen die neue Ausgabe portofrei per Post zugestellt. Außerdem ist "Querpass" in den Verbreitungsgebieten Passau, Bayerwald und Stadt Straubing im Zeitschriftenhandel sowie an den bekannten Verkaufsstellen erhältlich.

Aufrufe: 014.6.2010, 17:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor