2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview der Woche
Diese Woche in "Nachspielzeit": Athanasios "Saki" Nakos, welcher seiner Mannschaft mit einem eiskalt geschossenen Elfmeter in der 90.Minute vorerst den Aufstiegsrelegationsplatz sicherte. Grafik: Ig0rZh – stock.adobe / F: Leichtfuß
Diese Woche in "Nachspielzeit": Athanasios "Saki" Nakos, welcher seiner Mannschaft mit einem eiskalt geschossenen Elfmeter in der 90.Minute vorerst den Aufstiegsrelegationsplatz sicherte. Grafik: Ig0rZh – stock.adobe / F: Leichtfuß

"Verrückt nach Fußball"

"Nachspielzeit" mit Athanasios Nakos +++ Der Grieche findet seine Fußball-Heimat +++ Hellas-Schützling über sein spätes Siegtor, Selbstvertrauen und die diesjährigen Aufstiegschancen

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler oder Trainer der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Athanasios "Saki" Nakos vom FSV Hellas Schierstein.
Der Neuzugang des FSV Hellas Schierstein könnte die Verbandsliga schneller wiedersehen als gedacht. Als er letztes Jahr vom FV Biebrich 02, Drittplatzierter der Verbandsliga Hessen Mitte, zum Gruppenliga-Neunten wechselte, gab es reichlich Furore und sah fußballerisch zunächst nach einem Wertverlust aus. Doch der Youngster hatte einen guten Riecher mit seinem neuen Verein und steht nun vor der direkten Rückkehr in die Verbandsliga.

Hallo Saki, du hast mit deinem mittig platzierten Strafstoß am Sonntag das Spiel in letzter Minute gedreht. Was war das für ein Gefühl?

Es war atemberaubend. Wir hatten eine Minute vorher den Ausgleich zum 2:2 gefangen und ich wusste schon beim Anstoß, dass das Spiel hier nicht vorbei sein kann. Ich und Ilias Amallah haben dann die Chance erarbeitet und als der Pfiff gefallen ist, war ich mir sicher. Nach dem Treffer habe ich gefühlt zwei Minuten nur schwarz gesehen und gar nicht gewusst was abging.


Wie kam es dazu, dass du als Schütze angetreten bist?

Ich habe mir einfach direkt den Ball geschnappt. Es kam aber auch zu keiner Diskussion - ich glaube alle haben gespürt wie entschlossen ich war und hatten einfach Vertrauen in mich.


Hattest du keine Angst dem Druck nicht standzuhalten?

Absolut nicht. Ich war mir einfach sicher, dass der Schuss sitzt. Das klingt vielleicht arrogant, aber ich wollte auch noch meinen Teil zum Spiel beitragen.


Nach doppelter Führung war der Sieg wohl verdient, vor allem war er aber wichtig für die Tabelle. Wie siehst du das Spiel?

Wir waren ganz klar die bessere Mannschaft, daher ist der Sieg auch verdient. Egal was passiert, meine Mannschaft kämpft immer weiter. Ob wir nur zu zehnt spielen, wir hinten liegen oder eben zwei Minuten vor Schluss den Ausgleich kassieren: So eine Euphorie und Willensstärke wie bei Hellas habe ich bis jetzt noch nirgends mitbekommen.


Vergleichen wir das Ganze mal mit der zur Zeit laufenden Endphase der Champions League. Würdest du dir unter solchem Druck auch noch zutrauen den entscheidenden Elfmeter zu schießen?

Um ehrlich zu sein würde ich mit dem Gefühl, das ich am Sonntag hatte, sogar den entscheidenden Elfer im WM-Finale schießen. Vielleicht war ich mir auch zu sicher, aber es hat ja geklappt. Über das ganze Spiel habe ich 100 Prozent gegeben und wollte mich belohnen.


Zwölf Punkte gibt es noch zu holen. Im Vergleich zu den beiden direkten Konkurrenten, habt ihr die höher platzierten Gegner. Ist der Aufstieg trotzdem drin?

Wir hatten nie Vorgaben von unserem Vorstand, außer eine gute Platzierung zu erreichen. Da sich uns jetzt die Möglichkeit bietet aufzusteigen, setzen wir allerdings alles daran dies auch zu schaffen. Ich habe da ganz starkes Vertrauen an meine Mannschaft und glaube daran, dass wir alle zwölf Punkte holen können! Auf wen die Anderen treffen ist dabei egal, wir gucken nicht nach ihnen. Wir haben es selber in der Hand und werden alles geben.


Sollte der Aufstieg klappen, würdest du auch auf deinen alten Verein, den FV Biebrich 02 treffen. D
ein Abgang letzten Sommer war sehr aufsehenserregend, wie wäre dein Gefühl bei der direkten Konfrontation?

Da liegt die Schuld auch klar bei mir, aber trotzdem ist das ganze eben auch ein Teil des Fußballgeschäfts. Ich persönlich habe kein Problem mit den Jungs von Biebrich, kann aber auch nachvollziehen, wenn einige nicht mehr mit mir reden möchten. Aber egal ob reden oder nicht, ab dem Zeitpunkt des Anpfiffs ist Gegner gleich Gegner bei mir. Im Endeffekt macht es für mich keinen großen Unterschied ob ich auf Biebrich treffe oder auf jemand anderen.


Hast du dich bei Hellas gut integriert? Willst du nächste Saison bleiben?

Total! Bereits nach der ersten, zweiten Trainingseinheit hattte ich direkt Anschluss. Hellas ist für mich wie eine Familie. Nicht nur, dass ich mit Brüdern zusammenspiele, auch Vorstand und Fans gehören zu diesem Zusammenschluss. Es wird keiner ausgeschlossen und alle halten zusammen. Ich glaube erst hier habe ich für mich meine persönliche Bedeutung von Fußball und Familie gefunden und bleibe auch deswegen ein Teil vom Team.


Teilweise musstest du auch mit harter Kritik umgehen, wie kommst du mit sowas klar?

Eventuell hätte mich das Ganze schlimmer belastet, aber da ich mit meiner neuen Mannschaft echt Glück hatte, wurde ich super aufgefangen. Wäre ich in eine andere Mannschaft gekommen, hätte ich vielleicht Selbstzweifel bekommen, aber hier bin ich nur stärker geworden. Egal ob psychisch oder physisch, vor allem eben auch fußballerisch.


Was wäre dir wichtig, dass andere Menschen in dir sehen. Wie würdest du dich persönlich beschreiben? Und was sind deine Ziele außerhalb des Fußballs?

Allgemein habe ich Freude und Spaß am Leben, aber es dreht sich bei mir einfach alles um Fußball. Egal wen man fragt, jeder wird zugeben, dass ich auch in meiner Freizeit ständig über den Sport rede und daran denke. Deswegen gibt es auch nicht wirklich andere Ziele. Falls sich die Chance ergibt, würde ich in ein paar Jahren nochmal höher spielen, vorerst habe ich aber Hellas zugesagt und bleibe dabei - schließlich lerne auch ich aus meinen Fehlern.



Danke für deine Zeit, Saki!

Aufrufe: 03.5.2018, 17:30 Uhr
Isabel SteinkeAutor