2024-04-19T07:32:36.736Z

FuPa Portrait
Cosma Abendroth hat in Werther mit dem Fußballspielen begonnen. Noch immer kehrt sie gerne hierher zurück. Wie für diesen Fototermin.
Cosma Abendroth hat in Werther mit dem Fußballspielen begonnen. Noch immer kehrt sie gerne hierher zurück. Wie für diesen Fototermin. – Foto: Johnny Dähne

Cosma Abendroth: Talentiert, fleißig und eine Vorliebe für Paris

Cosma Abendroth gehört zu den besten Fußballerinnen ihres Jahrgangs. Das 14 Jahre alte Mädchen aus Werther spielt beim FSV Gütersloh und bei den U 15-Jungs des VfR Wellensiek – Die genießen am Wochenende sogar Priorität.

Pock. Pock. Pock. Stakkatoartig halten die Füße von Cosma Abendroth den Ball abwechselnd in der Luft. Nur wenige Zentimer steigt und senkt sich das Spielgerät, ehe schon wieder der andere Fuß übernimmt. Ihr persönlicher Rekord stehe bei 1.506 Kontakten, ohne dass der Ball auch nur einmal den Boden berührt, sagt sie. Man kann es ihr nur glauben.
„Freestyle mache ich auch gerne“, sagt Cosma Abendroth. Das ist die Disziplin im Fußball, in der es nicht um Tore und Punkte, sondern um einen möglichst spektakulären Umgang mit dem Ball geht. Dass sie dort ein größeres Publikum begeistern könnte, wird beim Fototermin auf dem Sportplatz Meyerfeld in Werther sofort klar. Doch die Offensivspielerin, die den linken Flügel ihr Zuhause nennt, will mehr: Der Profifußball ist ihr Ziel. „Mein Lieblingsverein ist Paris Saint-Germain. Neymar, Mbappé – das sind richtig gute Fußballer“, schwärmt Cosma, die weiß, dass es dort im Verein auch eine sehr erfolgreiche Frauenmannschaft gibt. Eines Tages dort oder bei einem deutschen Topclub wie den Frauen des VfL Wolfsburg zu spielen, wäre ein Traum für sie. Um in diese Sphären vorzustoßen, tut sie viel.

Die Woche ist ausgefüllt mit täglichen Trainingseinheiten in Gütersloh und Wellensiek, am Montag geht es wegen des zusätzlichen Stützpunkttrainings in Steinhagen sogar zwei Mal am Tag auf den Platz. „Wenn sie sich müde fühlt oder die Einheiten intensiv waren, legen wir Pausen ein. Das ist uns wichtig“, sagt ihr Vater Volker Abendroth, der seine Tochter zwischen Gütersloh, Bielefeld und dem Zuhause in Werther chauffiert. Im Alter von drei Jahren begann Cosma unter Trainer Guido Nowak beim BV Werther mit dem Training. „Ich habe dem Verein viel zu verdanken“, sagt sie heute über den Club, in dem sie spielte bis sie zwölf Jahre alt war.

Noch immer kommen Cosma und ihr Papa gerne ans Meyerfeld zurück: „Wir fahren dorthin und sie schießt noch ein paar Mal aufs Tor, so oft sie möchte. Oder sie muss im Zweikampf an mir vorbei“, erläutert Volker Abendroth schmunzelnd. Er selbst spielte in seiner aktiven Zeit im Raum Osnabrück in der Kreis- und Bezirksliga. „Als Abwehrspieler“, sagt der selbstständige Kommunikationsfachmann fast entschuldigend, als ihm der Ball beim Jonglieren zwei, drei Meter wegspringt.

Kicken mit den Jungs: „Das bringt mir sportlich mehr“


Ähnliche technische Mängel unterlaufen Cosma selten. Sie ist auch athletisch so gut, dass sie mit den Jungs des VfR Wellensiek in der C-Junioren-Landesliga spielt. „Fußball bei den Mädchen ist spannend. Bei den Jungs ist es superspannend“, sagt sie, bevor sie den Unterschied erklärt. „Es passiert alles viel schneller und auch der Körpereinsatz ist viel höher“, fasst sie ihre Eindrücke zusammen. Was ihr entgegenkommt: Dem Tag nach einer Einheit in Wellensiek, die tendenziell wegen vermehrtem Athletiktraining anstrengender ist, schließt sich am nächsten Tag ein Training bei der U-16-Regionalligamannschaft des FSV Gütersloh an. „Da liegt der Schwerpunkt eher im technischen und spielerischen Bereich. Das ergänzt sich also ganz gut“, sagt Cosma Abendroth. Spielen beide Mannschaften parallel – und das kommt häufig vor – hat für sie Wellensiek Priorität.


Cosma Abendroth spielt unter anderem beim VfR Wellensiek in der U 15-Mannschaft der Jungs.
Cosma Abendroth spielt unter anderem beim VfR Wellensiek in der U 15-Mannschaft der Jungs. – Foto: Volker Abendroth


„Das bringt mir sportlich mehr. Wenn ich mich dort im Zweikampf durchsetze, schaffe ich das bei den Mädchen auch“, erklärt die Linksfüßlerin, die die Coronapause vor allem dafür genutzt hat, um ihren rechten Fuß zu verbessern. „Elfmeter würde ich aktuell aber noch mit links schießen“, sagt sie und schmunzelt. Dass sie als einziges Mädchen in einer Jungenmannschaft mitspielt, bereite ihr keine Probleme. „Ich bin da voll akzeptiert, die Trainer vertrauen mir. Zwar stehe ich nicht jedes Spiel von Beginn an auf dem Platz, aber das ist in Ordnung“, erklärt Cosma.

Die Neuntklässlerin des Bielefelder Helmholtzgymnasiums, die auch schon zwei Mal den Bielefelder Schülercup im Laufen gewann, könnte „theoretisch bis zur A-Jugend im Jungenbereich spielen. Viele Beispiele zeigen aber, dass die körperlichen Unterschiede irgendwann zu groß werden“, erläutert Papa Abendroth.

Bis zu der endgültigen Trennung der Geschlechter gelte es für Cosma möglichst viel aus der Situation zu machen. Das sieht auch Daniel Keller so. Der ehemalige Stützpunkttrainer sieht in der Westfalenauswahl-Spielerin „ein aufgewecktes Mädchen mit viel Talent. Sie spielt ohne Angst, was ihr ermöglicht, mit den Jungs mitzuhalten“, erklärt der Ex-Coach der Spvg. Steinhagen. Keller: „Ich bin sehr gespannt, wo sie später mal landen wird.“ Vielleicht mit einem Flugzeug und einer Sporttasche im Gepäck mitten in Paris.
Aufrufe: 025.10.2020, 10:30 Uhr
Johnny Dähne / FuPaAutor