2024-04-23T13:35:06.289Z

Im Nachfassen
Neues Gesicht in der Westfalenliga! Der FSV Gerlingen freut sich auf Derby gegen Finnentrop/Bamenohl und den FC Lennestadt.    Fotos: Julian Kaiser
Neues Gesicht in der Westfalenliga! Der FSV Gerlingen freut sich auf Derby gegen Finnentrop/Bamenohl und den FC Lennestadt. Fotos: Julian Kaiser

"Mentalitätsmonster" nehmen letzte Aufstiegs-Ausfahrt

FSV Gerlingen verliert Aufstieg schon fast aus der Hand, packt dann aber doch noch zu

An den vergangenen Donnerstag wird man am „Bieberg“ wohl noch sehr lange und äußerst gerne zurückdenken. Denn der 2:1-Erfolg gegen den SC Westfalia Kinderhaus auf dem Kunstrasen in Dortmund-Holzen und der damit verbundene Aufstieg in die Westfalenliga ist für den FSV Gerlingen von historischem Ausmaß. Noch nie zuvor hat der Klub den Sprung über die Landesliga hinaus geschafft, bis eben zu diesem 30. Mai 2019. „Das ist gerade alles noch ein bisschen surreal. Ich denke es wird ein paar Tage dauern, bis wir realisiert haben, was wir hier geschafft haben“, gab Gerlingens Trainer Dirk Hennecke, dem gleich in seinem ersten Jahr als hauptverantwortlicher Trainer des Vereins der ganz große Coup gelang, zu.

Besonders war es aber auch ein Coup, der eigentlich schon aus der Hand gegeben zu sein schien. Nach dem 23. Spieltag führte die Hennecke-Elf die Tabelle mit drei Punkten vor dem SV Hohenlimburg, der sogar bereits ein Spiel mehr absolviert hatte, an und wies mit 16 ungeschlagenen Spielen in Folge, auf die nur vier Remis entfielen, eine beeindruckende Bilanz auf. Einziger Schönheitsfehler der ansonsten bis dato blütenweißen Weste: Eine Heimpleite gegen den später abgeschlagenen Tabellenletzten SSV Hagen. Nach dem 25. Spieltag wies die Tabelle, mittlerweile bereinigt, dann auch faktisch einen sechs-Punkte-Vorsprung auf den SV Hohenlimburg aus. Bei noch fünf ausstehenden Spielen eine eindeutige Angelegenheit, wenn man zuvor von 25 Spielen nur zwei verloren hat, oder nicht? Doch plötzlich schwächelte der FSV, unterlag erst beim VfL Bad Berleburg, dann auch noch gegen Rot-Weiß Erlinghausen. Das Polster war aufgebraucht, punktgleich ging es zum Kracher nach Hohenlimburg.

Nach einem dramatischen Spiel und einem verschossenen Elfmeter tief in der Nachspielzeit stand Gerlingen beim 0:1 mit leeren Händen da, aus sechs Punkten Vorsprung waren drei Rückstand geworden, dazu das bedeutend schwächere Torverhältnis. Die Meisterschaft, eigentlich schon zum greifen nah, rückte in ganz weite Ferne. Der Fokus musste so zwangsläufig auf Rang zwei gehen, auf den Erlinghausen mit einer bärenstarken Rückrunde in Siebenmeilenstiefeln aufgeholt hatte. Nach dem befreiend wirkenden 6:1-Heimsieg gegen den FC Wetter folgte aber der Schock: 1:3 beim SV Hüsten, auch der Relegationsplatz schien verspielt. Bis die erlösende Nachricht kam. Bad Berleburg hatte Erlinghausen geschlagen, es gibt doch noch Hoffnung!

„Jede Mannschaft hat in einer Saison eine schwächere Phase. Bei uns war sie leider ganz am Ende“, blickt Hennecke auf eine Bilanz mit fünf Niederlagen aus den letzten sieben Saisonspielen zurück. „Da war es meine Aufgabe, den Spielern das Vertrauen in die eigene Stärke zurückzubringen“, so Hennecke. Im Nachgang kann man ihm attestieren: Aufgabe mit Bravour gemeistert! Denn von Verunsicherung war seinem Team, trotz der vielen Rückschläge, am Donnerstag so überhaupt nichts anzumerken. „Es wurde ja im Vorfeld viel darüber gesprochen, dass Kinderhaus spielerisch vermeintlich stärker wäre als wir. Da mussten wir eben mit anderen Tugenden gegenhalten“, erläutert Hennecke die Herangehensweise. „Wir wollten kämpferisch voll dagegenhalten. Das ist uns auch gelungen“, präzisiert sein spielender Co-Trainer Michel Schöler.

Und mit dieser Taktik kam auch der Erfolg. Der FSV war präsent in den Zweikämpfen, ließ Kinderhaus nur selten seine Stärken im Kombinationsspiel zeigen. Und hinten heraus war es bei den Gerlingern dann wieder der pure Wille, angepeitscht von der Großzahl der mitgereisten und lautstark unterstützenden Anhängerschaft, der den Ausschlag gab. „Wir sind ja schon oft als Mentalitätsmonster bezeichnet worden. Diesen Titel haben wir uns heute nochmal richtig verdient. Das war heute die letzte Ausfahrt für den Aufstieg und die haben wir genommen“, brachte der Trainer seinen Satz noch gerade so zu Ende, bevor die nächste Bierdusche über ihn herein brach. Und es sollte nicht die letzte gewesen sein, an diesem für den FSV so historischen Donnerstag...

Aufrufe: 031.5.2019, 13:30 Uhr
Julian KaiserAutor