2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass
Eingespieltes Team: Sören Brodkorb, Michael Wünsche, Dirk Flederich und Stephan Walter (von links) reisen jedes Jahr durch Europa. Diesmal ging es vom schwedischen Trelleborg in die norwegische Hauptstadt. Foto: privat
Eingespieltes Team: Sören Brodkorb, Michael Wünsche, Dirk Flederich und Stephan Walter (von links) reisen jedes Jahr durch Europa. Diesmal ging es vom schwedischen Trelleborg in die norwegische Hauptstadt. Foto: privat

Das etwas andere Trainingslager

"Anstrengend aber wunderschön": Vier Fußballer vom FSV Forst Borgsdorf sind mit dem Rad durch den europäischen Norden gefahren. rnrn

Man kennt sie, die Bilder, wenn Radsportler bei Rennen aus dem Sattel gehen und zum Endspurt ansetzen. Nun sind Sören Brodkorb, Dirk Flederich, Stephan Walter und Michael Wünsche zwar keine Profis, und um einen Wettkampf ging es bei ihnen auch nicht. Doch ihre 800-Kilometer-Tour verlangte ihnen einiges ab. Vor allem das letzte Stück wurde zum Kampf, den die Fußballer des FSV Forst Borgsdorf für sich entschieden.

„Wir hätten immer die Möglichkeit gehabt, den Zug zu nehmen“, erzählt Brodkorb. „Der sportliche Ehrgeiz war bei uns aber groß.“ An eine Aufgabe haben die Jungs nie gedacht. Wichtig für sie: „Wir waren mit sehr viel Humor unterwegs.“


Mit dem Zug ging es zunächst bis nach Rostock, und von dort mit der Nachtfähre bis ins schwedische Trelleborg, dem Ausgangspunkt der Reise. Das Ziel: Norwegens Hauptstadt Oslo. Zieht man diverse Routenplaner zu Rate, werden knapp 600 Kilometer für diese Strecke angezeigt. Dass es am Ende mit allen kleineren und größeren Umwegen über 800 Kilometer wurden, entlockt den FSV-Kickern im Nachhinein ein Lachen. Auch wenn sie selbst sagen, dass es letztlich zu viel war. „Wir hatten ja nur sieben Tage Zeit, um die Fähre in Oslo zu erreichen. Deshalb sind wir einmal sogar 160 Kilometer an einem Tag gefahren“, sagt Sören Brodkorb.


Nahezu der komplette Streckenverlauf führte sie an der Küste entlang. Das Fazit: „Anstrengend, aber wunderschön.“ Großartige Höhenmeter seien nicht zu bewältigen gewesen. „Es ist alles eher hügelig“, meint Brodkorb, der sich mit seinen Begleitern an einen Ort in Oberhavel erinnert fühlte. So sei der Hohe Timp (95,4 m) mit der sogenannten Bismarcksäule obendrauf eine ähnliche Erhebung. „Uns kam es deshalb vor, als wenn wir jeden Tag mehrmals von Häsen nach Klein-Mutz gefahren sind.“ Das Denkmal liegt zwischen beiden Orten.


Auf Dauer werden aber auch kleinere Berge zur großen Herausforderung. Genau damit mussten sich die Fußballer immer wieder auseinandersetzen. Da kam es gerade recht, dass sie am vierten Tag in einer großen Jurte übernachten konnten. „Die Muskeln haben sich über die Erholung richtig gefreut“, erzählt Brodkorb. „Denn gut schlafen tut man im Zelt ja sonst nicht.“ Es war genau der richtige Moment, um die Akkus noch einmal aufzuladen. Denn für die letzten Tage, in denen „die Motivation nicht mehr ganz oben und etwas die Luft raus war“, war es wichtig, noch einmal Kraft zu tanken. Die Truppe hielt zusammen und ließ Kilometer um Kilometer auf dem Rad hinter sich, um schließlich pünktlich und wie geplant Oslo zu erreichen.


Dass es natürlich noch weitaus sportlicher geht, wissen die Jungs. So lernten sie einen Radfahrer kennen, dessen Tour von Oslo zum Nordkapp führen sollte. Diese Strecke beträgt etwa 2000 Kilometer. „Er hat uns deshalb ausgelacht“, sagt Brodkorb. Doch für das Oberhavel-Quartett soll im kommenden Jahr etwas weniger mehr sein. „Jetzt war es wirklich Gehetze. Man schaut immer nur auf das Hinterrad vom Vordermann und ist am Peitschen, weil man Zeitdruck hat. Schon beim Mittagessen muss man aufpassen, dass man nicht zu lange sitzt“, sagt Sören Brodkorb. „Deshalb haben wir uns jetzt auf maximal 600 Kilometer geeinigt.“ Geplant ist eine Fahrt von Linz nach Budapest.

Großes Abenteuer in Nepal und Tibet


■ Vor der Radtour mit den Borgsdorfer Mannschafts-Kollegen reiste Sören Brodkorb mit seiner Tante für dreieinhalb Wochen nach Tibet und Nepal.
■ Dort lernte er kennen, wie es ist, in luftiger Höhe zu leben.
■ Das Mount-Everest-Basislager in mehr als 5000 Metern Höhe war Ausgangspunkt für verschiedene Touren. „Die Höhe ist schon heftig. Ich brauchte etwas, um klarzukommen. Manchmal bin ich nachts aufgewacht und musste bei der dünnen Luft erst einmal tief einatmen“, sagt Brodkorb.
■ Im Camp herrschten einfache Bedingungen. In einem Raum schliefen mehrere Personen. Draußen waren waren minus zehn Grad Celsius, „und auch drinnen war es nicht sehr warm. Das Bad bestand eigentlich nur aus einem Waschbecken und einem Loch im Boden. Dort merkt man erstmal welchen Luxus wir in Deutschland haben, den es dort nicht braucht.“
■ Unvergessliche Aussicht: Selbst auf 5000 Meter Höhe habe es so viele Berge gegeben, die noch 2000 oder 3000 Meter weiter in den Himmel ragten. Für Sören Brodkorb waren das „absolut beeindruckende Panoramen“.
■ Großen Respekt muss der Borsgdorfer Fußballer seiner Tante zollen, die selbst viele Aktivitätem und Wanderungen mitmachte. „Sie ist 69 Jahre alt. Ich muss meinen Hut vor ihr ziehen, dass sie das gemacht hat.“
■ Einen unvergesslichen Moment erlebte der Kicker bei einer Dschungel-Tour im Süden Nepals. „Wir haben leider keinen Tiger gesehen, dafür aber ein Nashorn.“ Dass es zu dieser Begegnung kam, war allerdings Zufall. Denn plötzlich war der Jeep, in welchem Sören Brodkorb saß, kaputt. „ Das Fahrzeug stand direkt neben einer Schlammgrube. „Der Guide musste es sogar wegscheuchen. Hätten wir aber die Panne nicht gehabt, hätten wir das Nashorn nicht gesehen.“
■ Zu Essen und Trinken gab es in den Wochen hauptsächlich Nudeln, Reis und Tee. Deshalb war die Vorfreude groß, nach der Ankuft zu Hause mal wieder „einen Döner verputzen“ zu können. Auch ein Schnitzel und Spargel standen recht schnell auf dem Speiseplan von Sören Brodkorb.(skr)
Aufrufe: 030.6.2017, 13:16 Uhr
Steffen KretschmerAutor