2024-05-08T14:46:11.570Z

FuPa Portrait
Ob Eishockey- oder Fußballkluft – Kilian Deigendesch kann beides tragen und gut damit umgehen. 	F.: Marius Scheitle
Ob Eishockey- oder Fußballkluft – Kilian Deigendesch kann beides tragen und gut damit umgehen. F.: Marius Scheitle

Der stürmende Torhüter

Beim FSV Dirlewang steht Kilian Deigendesch im Fußball-Tor, im Eishockeyklub will er dagegen möglichst viele Treffer erzielen +++ Ein Besuch bei einem sportlichen Grenzgänger

In der einen Sportart verhindert er Tore, in der anderen ist er für Treffer zuständig: Kilian Deigendeschs Herz schlägt für zwei Sportarten. Seit 20 Jahren spielt er beim FSV Dirlewang Fußball, doch Deigendesch ist außerdem Kapitän der Eishockeymannschaft des ESC Lauchdorf, die vor zwei Jahren gegründet wurde. In Dirlewang ist er seit seiner Jugend Torhüter, in Lauchdorf geht er auf dem Eis auf Torejagd. Teilweise muss er sogar an einem Tag für beide Mannschaften Spiele absolvieren.

Denn sowohl die Heimspiele des FSV Dirlewang, als auch die Spiele des ESC Lauchdorf finden am Sonntag statt. In diesem Jahr musste Deigendesch dreimal am Nachmittag Fußball spielen, um sich dann abends noch auf dem Eis zu messen. „Da kommt es mir natürlich zu Gute, dass ich Torwart bin, da muss ich dann doch deutlich weniger laufen, als im Feld“, sagt der 24-Jährige.

Inzwischen ist im Fußball Winterpause, die Eishockeysaison begann dagegen erst vor ein paar Wochen. Es ist die zweite Saison des ESC Lauchdorf. Der Verein hat mittlerweile immerhin 85 Mitglieder zwischen null und 83 Jahren. Der Kader der Mannschaft besteht aus über 30 Spielern. Dabei begann alles ganz klein: Ein paar junge Männer hatten Spaß am Eishockey und mieteten sich zwischendurch in Kempten oder Füssen Zeiten in der Eishalle, um ein bisschen mit dem Puck zu spielen. Diese Treffen wurden immer regelmäßiger und irgendwann waren so viele Leute dabei, dass die Idee von einem eigenen Verein aufkam.

34 junge Männer gründeten daraufhin den ESC Lauchdorf, der mittlerweile seine zweite Saison in der Hobbyliga „Raiffeisen-Pokalrunde Gutenberg“ spielt. Alle Partien finden in der Eishalle in Buchloe statt. In dieser Spielzeit gab es für den ESC Lauchdorf schon die ersten Siege, nach dem ersten Spieltag stand die Mannschaft um Kapitän Kilian Deigendesch kurioserweise sogar auf dem ersten Tabellenplatz. „Es läuft“, findet der 24-Jährige. Denn auch um den Nachwuchs kümmert sich der junge Verein bereits. So bietet er zum Beispiel in regelmäßigen Abständen von Oktober bis März Schnuppereiszeiten im offenen Waldstadion in Türkheim an.

Auch Deigendesch selbst kam bereits früh zum Eishockey. Zwar sind die Männer in seiner Familie in erster Linie „fußballverrückt“ – sein Bruder Benedikt war bis zuletzt beim TSV Mindelheim aktiv, spielte zwischenzeitlich sogar in der 3. Liga – doch mit seinem Vater ging Kilian in jungen Jahren auch oft Schlittschuhfahren. „Ich bin meinen Eltern wahnsinnig dankbar, dass ich immer meinen Hobbys nachgehen konnte“, sagt Deigendesch heute. Im Sommer spielte er oft Inline-Hockey und im Winter probierte er sich auf dem Eis des Dirlewanger Freizeitclubs schon ein bisschen in Eishockey.

Doch aus einem einfachen Grund ist Fußball dennoch Deigendeschs Sportart Nummer Eins: „Im Fußball bin ich in der Relation einfach deutlich besser, weil ich es schon ewig spiele.“ Das Torwartspiel kommt ihm im Eishockey dabei sogar zu Gute: „Die schnellen Reflexe, die man als Torwart braucht, helfen mir beim Eishockey enorm.“ Allgemein sei der größte Unterschied der beiden Sportarten vor allem das Tempo. „Eishockey ist der schnellste Mannschaftssport der Welt, man ist in der Regel zwar nur etwas mehr als 30 Sekunden auf dem Eis, allerdings im Vollsprint, und danach hat man etwa zwei Minuten Pause und dann geht es wieder weiter“, erzählt der 24-Jährige. Zum Zuschauen sei Eishockey daher sogar attraktiver als Fußball.

Deigendesch sieht in beiden Sportarten einen besonderen Reiz: „Im Fußball geht es mir in erster Linie darum, hinten dicht zu halten, im Eishockey kann man dagegen einfach richtig Dampf ablassen“, sagt er mit einem Grinsen im Gesicht. Allgemein sieht sich Deigendesch aber als Mannschaftssportler, will zusammen mit seinen Teamkollegen Erfolge feiern.

„Sowohl in Dirlewang, als auch in Lauchdorf sind wir ein geiler Haufen“, findet er. Außerdem ist ihm bei beiden Sportarten etwas anderes wichtig: „Ich bin Kontaktsportler, ich könnte niemals Basketball spielen!“ Und „hinlangen“ kann er ja schließlich bei Eishockey und Fußball, wenn auch beim Ersteren deutlich mehr. Eine weitere Gemeinsamkeit sieht man übrigens an den Trikots von Deigendesch. Bei beiden Mannschaften trägt er die Nummer Eins: „Die hat mir immer Glück gebracht!“

Aufrufe: 022.12.2016, 09:27 Uhr
Mindelheimer Zeitung / Marius ScheitleAutor