2024-04-25T10:27:22.981Z

Allgemeines

Mehr Kloppo als Quälix

NACHGETRETEN: +++ Sascha Bingel spielt mit Nieder-Mockstadt/Stammheim vorne mit +++ Tore sind dem Goalgetter egal +++ Lieber Schlager als Kultur-Roman +++

13 Tore von insgesamt 19 Treffern der SG Nieder-Mockstadt/Stammheim hat Spielertrainer Sascha Bingel erzielt. Im Gespräch stellt sich aber heraus, dass ihm solche Quoten völlig egal sind - es macht dem 32-Jährigen bei seiner ersten Trainerstation viel mehr Spaß, die Entwicklung seiner Jungs zu beobachten - oder Eintracht Frankfurt die Daumen zu drücken. Dort saß einmal ein Mann namens Felix Magath auf der Bank. Für den umstrittenen Coach hat Bingel viel Lob übig, auch wenn Kloppo ihn in seiner Gunst überholt hat. Aber lest selbst in unserem neuen NACHGETRETEN, viel Spaß!
Hallo Sascha,
als wir zum Derby gegen Dauernheim zum Filmen da waren, hat der Himmel ausgerechnet zu Beginn des Event-Abends die Schleusen geöffnet. Konntet ihr später denn trotzdem noch die Beach-Party genießen?

Ja doch, es war zwar schade, dass es angefangen hatte zu regnen, das hat bestimmt den ein oder anderen noch abgehalten zu kommen, jedoch möchte ich an dieser Stelle auch ein Lob an unsere Freunde aus Dauernheim senden, die trotz der Derbyniederlage bis spät in die Nacht mit uns gefeiert haben. Das ist nicht selbstverständlich. Ich glaube gegen drei Uhr ging die Musik erst aus.

Hast du Stefan Heller dort bereits einen ausgegeben? Immerhin hat er uns zum Filmen zu euch gelockt, weshalb du deinen Ausgleichstreffer für immer und ewig online begutachten kannst, und hat dann sogar selbst das entscheidende Tor des Abends geschossen.

Das steht noch aus, bis eben wusste ich aber auch noch gar nichts von seiner Inszenierung. Ich werde versuchen, das schnellstmöglich nachzuholen. Entweder mit einem Kaltgetränk, oder noch besser mit einer Vorlage zum Tor. (lacht)

Du zeichnest dich für 13 eurer 19 bisherigen Saisontore verantwortlich. Hast du in dieser Runde irgendwas besonderes vor?

Nee, ich sage es immer wieder: Es ist die Teamleistung, die das möglich macht, nicht die Einzelleistung, oft muss ich ja nur den Fuß reinhalten. Wer trifft, hat für mich absolut keine Relevanz, das könnten meinetwegen 15 Einzelschützen sein. Wichtiger ist mir viel mehr, wie die Tore zustandekommen. Dadurch, dass wir in diesem Jahr besonders viele junge Spieler haben, versuche ich immer zu betonen und auch vorzumachen, dass Tore nicht besonders schön sein müssen, der Ball muss einfach über die Linie. Das setzen wir bislang auch gut um, auch wenn der ein oder andere noch zu verspielt denkt und handelt.

Als Spezialist für Altersvorsorge: Du bist jetzt 32, wie lange machst du noch im Fußballsport?

Der Gedanke geistert tatsächlich immer mal durch meinen Kopf, besonders letzte Saison, als ich längere Zeit verletzt war. Eigentlich muss ich aber froh sein, ich spiele seit 27 Jahren und war nie wirklich schwer verletzt. Aber klar, das Karriereende rückt näher. Ich will da aber kein Datum festsetzen. Irgendwann wird der Moment kommen, es ausklingen zu lassen, wenn man merkt, dass es nicht mehr von der Leistung her reicht – oder der Körper nicht mehr kann. Ich bin inzwischen verheiratet und habe 2 tolle Kinder, solange das organisatorisch alles harmoniert, ist es prima, aber auch das muss ich in die Gedanken einfließen lassen. Solange es aber hinhaut, mache ich weiter, und dem Fußball werde ich ohnehin verbunden bleiben. Mein Sohn ist vier und kickt jetzt auch, da bin ich natürlich auch dahinter.

Die Trainerlaufbahn wirst du dann vermutlich auch fortführen über das aktive Ende hinaus?

Es ist aktuell meine erste Trainerstation. Dass ich bei der ersten Station in meinem Heimatverein so viel Erfolg verzeichnen kann, ist natürlich überragend und spornt mich an, weiter zu machen. Auf jeden Fall bereitet es mir extrem viel Spaß zu sehen, wie sich die Jungs entwickeln, wie sie sich reinhängen und vor allem, wie sie gelernte Trainingsinhalte umsetzen – es gibt für mich im Fußball nix Schöneres. Es muss aber nicht immer bei den Senioren sein, auch Jugendbetreuung könnte ich mir irgendwann mal vorstellen. Mal sehen.

Auf Facebook hast du einen sehr interessanten Eintrag unter „Bücher“ gesetzt. AutoBild und SportBild. Wir schlussfolgern: Eine Leseratte bist du nicht…

Nee, auf gar keinen Fall (lacht). In der Tageszeitung lese ich eigentlich nur den Sportteil, alles andere interessiert mich kaum. Und schon in der Schule habe ich mir immer Zusammenfassungen organisiert, anstatt die Lektüre zu lesen. Ich glaube, ich habe wenige bis gar kein Buch zu Ende gelesen.

Bei der Musik sieht man interessante Mischungen: Usher auf der einen Seite, Beatrice Egli auf der anderen. Wie lassen sich RnB und Schlager vereinen?

Für mich gibt es nicht DEN Musikstil. Ich höre alles, was mir gefällt, egal, aus welcher Richtung es kommt. Quer durch den Garten, sozusagen, und dank Spotify-Playlists ist man da ja heutzutage schön variabel. In der Kabine hören wir hauptsächlich Ballerman-Musik, so richtig zum mitsingen und feiern.....

Zurück zum Fußball: Ein Like hast du auch an Felix Magath verteilt. Habt ihr denn schon genügend Medizin-Bälle in Nieder-Mockstadt?

Nein, so ein klassischer Schleifer wie Felix bin ich nicht (lacht), eher der Motivator wie Kloppo. Aber ja, mir gefallen einige von Magaths Trainingsmethoden und sein Fokus auf Disziplin, was mir auch sehr wichtig ist. Er ist mit Wolfsburg zum Bayern-Jäger geworden, das ist eine Wahnsinnsleistung gewesen. Er hat vielen Unbekannten die Möglichkeit geboten, sich zu entwickeln. Insofern taugt er für mich schon als Vorbild. Wobei ich aktuell Kloppo noch besser finde, der Mann lebt einfach für den Sport und zieht alle mit in seinen Bann, das ist gigantisch.

Als Eintrachtfan müsste es dir aber doch sauer aufstoßen, dass er ausgerechnet bei Mainz 05 groß rausgekommen ist…

Na gut, jeder macht Fehler im Leben, oder?

Jetzt wollen wir noch zwei Prognosen von dir: Wo landet die Eintracht und wo geht’s für euch in dieser Saison hin?

Ich hoffe für beide Teams auf eine ähnliche Platzierung. Wir waren letztes Jahr Achter und wollen weiter oben abschließen. Da haben wir das Zeug dazu. Ich spreche nicht von der Meisterschaft, aber ein Team, dass die ganz Großen ärgert, und vielleicht kurz den Meisterjäger spielt. Schön wäre Platz 4-6. Das gilt auch für die Eintracht, die dann ja wieder mal international unterwegs wäre. Ganz oben wäre für beide Teams nichts, das dauert noch.

Zum Schluss darfst du traditionell jemanden grüßen!

Ganz wichtig ist mir da meine Mutter, die kürzlich 60 Jahre alt geworden ist. Sie möchte ich besonders grüßen und ihr für alles danken, was sie in meinem Leben für mich getan hat. Dazu grüße ich alle, die für mich beim Star des Spieltags gestimmt haben, auch wenn es ganz knapp nicht gereicht hat, ich war begeistert wie viele Stimmen es gegeben hat – und die Siegerin des Votings bekommt auch ein paar Grüße ab, Glückwunsch. Und natürlich auch ganz wichtig, lasse ich liebe Grüße an meine Frau, meine beiden Kindern und alle die mich sonst so kennen da.
Aufrufe: 016.9.2017, 09:00 Uhr
Dennis BellofAutor