2024-05-02T16:12:49.858Z

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Christoph Oswald hat viel Gefühl im Fuß. | Foto: Alexandra Buss
Christoph Oswald hat viel Gefühl im Fuß. | Foto: Alexandra Buss

Oswald und der FSV Altdorf - das passt einfach

Portrait: Spielertrainer Christoph Oswald spielt beim FSV Altdorf eine zentrale Rolle

Seit sechs Jahren ist Christoph Oswald als Spielertrainer beim FSV Altdorf aktiv. Nach Jahren beim SC Freiburg und dem Bahlinger SC war er zurückgekehrt - und ein Ende ist derzeit nicht absehbar. Der 33-jährige Stratege im Portrait.
Der erste Eindruck: Ein grimmiger Kicker, den Kopf gesenkt, die Stirn umwölkt. Neben ihm eine schicke Frau mit Handy am Ohr. Hinter ihm jubelnde Kicker im roten Dress. Christoph Oswald lacht, als der Besucher auf das Gemälde an der Wohnzimmerwand deutet – ein Werk eines befreundeten Kunstlehrers, das die sportliche Niederlage thematisiert und ihn ins Zentrum gestellt hat. Dabei hat der Hausherr wenig Grund, verdrießlich zu schauen. Christoph Oswald wirkt wie einer, der seinen Platz im Leben gefunden hat.

Die sportive Seite seiner Vita hat ihm zuletzt mehr Lust als Frust gebracht. Mit dem FSV Altdorf, dessen Spielertrainer er ist, hat er in der Landesliga immer noch gute Aussichten, den ständigen Kampf um den Erhalt der Liga zu gewinnen. Bis zur 0:1-Niederlage am vergangenen Wochenende gegen den SV Stadelhofen war sein Team das Zweitbeste der Rückrunde.

Zu den Lebensumständen, die Christoph Oswald als angenehm beschreibt, gehört das ruhige Haus in einer Neubausiedlung am Rand von Ringsheim, das er mit seiner Frau, einer Realschullehrerin, und den beiden Töchtern bewohnt. Dazu gehört auch der Beruf als angestellter Physiotherapeut. Er vermittelt den Eindruck: Alles ist so, wie es sein soll. Entspannt folgt er den Blicken des Besuchers.

Das Glück der passenden Kombination

Der 33-Jährige redet vom Glück, am Ende der Fußballerlaufbahn wieder dort anzukommen, wo er begonnen hatte: „Das es gepasst hat, war Zufall.“ Zehn Jahre lang hatte er beim SC Freiburg gekickt. Dorthin war er als 15-Jähriger im ersten B-Jugend-Jahr gewechselt. Danach trat er drei Jahre beim Bahlinger SC in der Oberliga gegen den Ball. „Dann habe ich festgestellt, es könnte mal ein neuer Reiz kommen“. Der FSV suchte vor der Bezirksliga-Saison 2009/10 einen neuen Trainer, gerne auch einen Spielertrainer, Oswald hatte seine Ausbildung zum Physiotherapeuten abgeschlossen, und die erste Tochter war auf der Welt. „Der Kontakt war nie abgebrochen zum FSV Altdorf. Es war die passende Kombi für mich und den Verein.“ Dass er im Regelfall nur noch zwei statt vier Mal pro Woche trainiert, gehört dazu.

Man wurde sich schnell einig. Im FSV war und ist auch Vater Martin Oswald in der Vereinsarbeit aktiv. Mittlerweile ist Christoph Oswald in der sechsten Saison beim Fußballverein aus dem Ettenheimer Ortsteil beschäftigt. Zum beiderseitigen Nutzen. Mit ihm gelang der Aufstieg aus der Bezirksliga. Hilfreich ist seine Erfahrung aus neun Jahren Oberliga, seine technische Grundausstattung und seine Spielintelligenz.

„Jeder, der unter ihm trainiert hat, kann sich glücklich schätzen." Oswald über Christian Streich

Dann fällt der Name Christian Streich. Er war drei Jahre lang sein Trainer bei den Freiburger A-Junioren. Dass er als Bundesliga-Coach des Sportclubs nun zur bundesweiten Prominenz gezählt wird und ständig in allen Medien präsent ist, hat auch für seinen ehemaligen Schützling einen gewissen Charme. „Jeder, der unter ihm trainiert hat, kann sich glücklich schätzen. Ich habe beim Sportclub eine sehr gute Ausbildung bekommen. Davon profitiere ich noch heute.“ Oswald spricht von großem Sachverstand seines ehemaligen Trainers. Streich sei ein Fußballverrückter, er stelle hohe Ansprüche an seine Schützlinge, sei sehr direkt in der Ansprache, auch in der Kritik. „Da ist der eine oder andere schon einmal unsanft gefallen.“ Sätze, die nicht überraschen.

Der SC Freiburg spielte in seiner sportlichen Entwicklung naturgemäß eine zentrale Rolle, dort wurde er geprägt. Und so sucht er auch nach Parallelen zwischen jenem ehemaligen Verein und dem aktuellen. „Das Ergebnis ist nicht so wichtig. Im Fokus ist die Art und Weise, wie man spielt. Und wichtig ist auch die Ausbildung der jungen Spieler.“ Ebenso gelassen wie der Sportclub mit einem jederzeit möglichen Abstieg aus der Bundesliga gehe der FSV mit dem Abrutschen in die Bezirksliga um. „Ob wir in der Bezirks- oder in der Landesliga kicken, ist doch für einen relativ kleinen Verein mit den Voraussetzungen des FSV Altdorf ein Luxusproblem.“ Was nicht heißen soll, dass er und seine Schützlinge nicht alles unternehmen, um die Liga zu halten. Das ist eine Selbstverständlichkeit.

Aktuell ist kein Ende abzusehen

Die Frage nach dem Traum von einer Profikarriere beantwortet er mit einem Achselzucken: „Der hat für mich keine besonders große Rolle gespielt.“ Nach der A-Jugend wurde er in die zweite Freiburger Mannschaft geschickt, mit der er sechs Jahre lang Oberliga gekickt hat – damals die vierthöchste Spielklasse. „Ich hatte nie den großen Druck, auch die Eltern haben sich in dieser Hinsicht zurückgehalten. Ich habe einfach von Saison zu Saison gespielt.“

Naturgemäß verfolgt er alle Spiele des Sportclubs – zu Hause im Pantoffelkino, nicht im Stadion. Der Aufwand wäre zu groß. Denn Zeit ist knapp im Leben des Familienvaters, Physiotherapeuten und Spielertrainers. Er muss Prioritäten setzen. Gerade jetzt hat er Mittagspause, direkt nach dem Gespräch fährt er nach Ettenheim in die Praxis, eine halbe Stunde nach Arbeitsende steht auch schon das Training auf dem Plan. Er schätzt einen geregelten Tagesablauf: „Ich bin ein strukturierter Mensch.“

Kaum wegzudenken ist Christoph Oswald derzeit beim FSV, trotzdem stellt sich die Frage nach der Endlichkeit der Situation. „Nach aktuellem Stand ist kein Ende abzusehen. Ich kann mir vorstellen, noch eine Weile weiter zu machen. Zum Glück bin ich weitgehend von Verletzungen verschont geblieben. Aber die Gegner werden immer jünger und die Kollegen auch“, sagt der Mann vom Jahrgang 1981. „Das Spiel ist schneller, athletischer geworden. Ich muss schauen, ob ich der Mannschaft noch helfen kann. Aber das kann ich, glaube ich, ziemlich gut einschätzen.“
Aufrufe: 016.4.2015, 22:00 Uhr
Uwe Schwerer (BZ)Autor