2024-05-10T08:19:16.237Z

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FSV Fernwald, Meister der Kreisoberliga Süd und Aufsteiger in die Gruppenliga: (hinten von links) Physiotherpeut Jahan Golidj, Niklas Wagner, David Klimek, Kevin Buycks, Sven Kusebauch, Pierre Chabou, Kai Ranke, Tomi Pilinger, Lukas Teichert, Malte Simon, Betreuer Flo Pfeiff, Co-Trainer Oliver Wiegel, Trainer Roger Reitschmidt; (vorne von links) Helmut Schäfer, Till Daniels, Ngolo Ouattara, Nelson
FSV Fernwald, Meister der Kreisoberliga Süd und Aufsteiger in die Gruppenliga: (hinten von links) Physiotherpeut Jahan Golidj, Niklas Wagner, David Klimek, Kevin Buycks, Sven Kusebauch, Pierre Chabou, Kai Ranke, Tomi Pilinger, Lukas Teichert, Malte Simon, Betreuer Flo Pfeiff, Co-Trainer Oliver Wiegel, Trainer Roger Reitschmidt; (vorne von links) Helmut Schäfer, Till Daniels, Ngolo Ouattara, Nelson

Mit Ansage zur Blasmusik

KOL GIESSEN SÜD: +++ FSV Fernwald feiert unangefochten den Meistertitel +++

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FERNWALD. Sie waren am ersten Spieltag mal Dritter und standen auch mal auf Rang vier. Aber keiner, der sich ernsthaft mit der Materie beschäftigt, konnte dieses Tabellenbild zum Saisonstart als dauerhaft gegeben annehmen. Nein, wenn es in den vergangenen Jahren im Sportkreis Gießen eine Meisterschaft mit Ansage gab, dann diese. Am Sonntag nun ist es soweit: Die Münchholzhäuser Blasmusik rückt aus an den Sportplatz in Fernwald-Steinbach, Torhüter-Vater Gerhard ,,Mollo" Wagner löst sein Versprechen ein, zur Meisterfeier ordentlich auf die Pauke zu hauen.

Ja, der FSV Fernwald ist Kreisoberliga-Meister und Aufsteiger in die Gruppenliga, und wer ehedem zu Hessenliga-Zeiten den ein oder anderen Saisonabschluss auf dem Gelände an der Oppenröder Straße mitgemacht hat, der wird sich am Sonntag an diese schönen Zeiten erinnert fühlen. Essen, Getränke, Musik, viele Helfer, prima organisiert. Der FSV Fernwald kommt tatsächlich aus einer anderen Liga, nicht nur auf dem Platz. Da aber, in dieser ausklingenden Saison, umso mehr. 112:20 Tore, 80 Punkte. 26 Siege, zwei Unentschieden, zwei Niederlagen, im Schlepptau die SG Birklar mit 71 Zählern. Schaut der Fußballfreund von oben drauf auf die Tabelle der Kreisoberliga Süd, dann stellt sich schon der Gedanke ein: Ist ja wie in der Bundesliga. Bayern, dann Abstand, Dortmund, dann lange nix. Meistertrainer Roger Reitschmidt weiß das alles. Er weiß aber auch, dass ,,das eine Größe war, die du zuvor nicht bestimmen konntest, wir hatten 20 Leute zu integrieren, da muss man ganz andere Schwerpunkte setzen." Das müsse auf ganz andere Art und Weise funktionieren mit dem Training, der Motivation, der Struktur. Wobei Reitschmidt gerne hervorhebt, wie viel ,,mein Co-Trainer Oli Wiegel da geleistet hat, der ist eine Bombe, der ist ganz wichtig, das ist auch einer, der mal Konflikte löst, einfach großartig." Roger Reitschmidt hat das Projekt mitgelebt, weil er eben auch weiß, dass das, ,,was der Verein nach dem gewollten Abstieg mitgemacht hat, wirklich nicht einfach war, da gab es auch viele Zweifel, wie man es richtig macht."

Reitschmidt (,,Ich habe den FSV Steinbach und später Fernwald immer mit Wohlwollen und Interesse beobachtet") erzählt das mit seiner Erfahrung als VfB 1900- und Waldgirmeser Co-Trainer, aus Frankfurter Zeiten, aber auch seiner ganzen fußballerischen Leidenschaft, die ,,mich auch immer wieder dazu treibt, von der B-Liga aufwärts alles an Fußball anzugucken."

Als er schließlich nach dem Rückzug den FSV Fernwald übernahm, war die Lage der gelb-schwarzen Fußball-Nation denkbar trist. Eine Halbsaison lang kämpfte er bis zum letzten Spiel gegen den Abstieg, der über die Relegation schließlich vermieden werden konnte. ,,Ich habe das 1:6 gegen TuBa Pohlheim gesehen, gegen Niko Semlitschs Truppe. Da habe ich gedacht, das ist nicht euer Ernst", sagt Reitschmidt knapp eineinhalb Jahre später. Und so richtig ernst sollte es dann auch nicht bleiben, denn kamen schon zur Winterpause 2014/15 adäquate Neuzugänge, so war für die anstehende Saison 2015/16 klar, dass ,,wir da ordentlich was tun wollen." Neben der Strahlkraft des Namens FSV Fernwald war der Anreiz sicher auch, ein neues Projekt zu stemmen - und, nein, über Geld will Reitschmidt nicht reden. ,,Mit der Vertragsgestaltung habe ich nichts zu tun, da halte ich mich raus", sagt der 50-Jährige. Man habe aber den Kader positionsbezogen zusammengestellt ,,und nicht einfach nur, um Leute zu holen." Rundum habe alles gestimmt beim FSV, auch weil mit ,,Michael Becker und Max Blaukat mir zwei Leute alles Organisatorische abgenommen haben und einen richtig guten Job machen." Den guten Job musste dann aber auch Roger Reitschmidt machen, denn ,,es war ja nicht die Frage, dass wir da qualitätsmäßig das alles bewältigen können, sondern die Krux an der Runde war, dass die Leute in dieser Klasse so funktionieren müssen wie sie können." Denn natürlich seien die Spieler zum großen Teil andere Plätze, andere Zuschauerzahlen und eine andere Spielweise gewohnt. ,,Letztlich wollten uns natürlich jede Woche alle Gegner ein Bein stellen", sagt Reitschmidt, den dieser Ehrgeiz ,,gefreut hat, da wurde gekratzt, gebissen, gefightet und mal auf den kleineren Platz ausgewichen. Alles im Rahmen, alles legitim."

Reitschmidt schwärmt durchaus von der Kreisoberliga: ,,Die Runde hat Spaß gemacht, in Laubach haben wir noch drei Stunden in der Kabine gesessen, es ist fußballerisch nicht immer das Gelbe vom Ei, aber alle haben immer alles gegeben, es ist eine andere Art der Gemeinschaft als in der Oberliga."

Nicht nur das: Gegen Birklar waren 400 Zuschauer auf dem Platz, gegen Trohe/ Alten-Buseck 280. Oder 300 in Kesselbach, als Fernwald 0:1 verlor. Man tritt dem FSV nicht zu nahe, wenn man konstatiert, dass solche Zahlen in der Hessenliga oft nicht erreicht wurden. ,,Nach Kesselbach war ich auch schon angefressen, weil ich zwei Fehler gemacht habe, deshalb haben wir verloren", sagt Reitschmidt, dass ,,mich das gewurmt hat." Das 1:2 gegen Leihgestern sicher auch.

Die andere Seite: Gegen den ersten Verfolger SG Birklar zeigten die Fernwälder, was in ihnen steckt. 90 Minuten ernst gemacht: 4:0 und 5:0 gewonnen.

Der FSV Fernwald jedenfalls ist auf dem besten Weg, auch in der Gruppenliga eine gute Rolle zu spielen. Mit Brian Mukasa, Julian Bender, Felix Erben und Oliver Richardt ergänzen gleich vier Akteure, die die Klasse locker drin haben, den sowieso schon gruppenligatauglichen Kader. Zum Beispiel standen zuletzt gegen die SG Kesselbach/Odenhausen/Allertshausen elf Akteure in der Anfangsformation, die alle mindestens Verbandsliga-, häufig aber auch Hessenligaerfahrungen besaßen. Keine Frage ist deshalb, um was es im nächsten Jahr gehen wird. ,,Vorne mitspielen", sei schon das Ziel, sagt Reitschmidt, der mehr dazu nicht sagen mag. ,,Das ist dann auch eine Entscheidung des Vorstands und Vereins, wo es hingehen soll." Vielleicht darf die Münchholzhäuser Blasmusik dann auch nächstes Jahr wieder aufspielen in Fernwald. Auf alle Fälle geht es aufwärts in Steinbach - es ist Musik drin.



Aufrufe: 020.5.2016, 20:10 Uhr
Rüdiger Dittrich (Gießener Anzeiger)Autor