2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Daniyel Bulut, hier noch in Diensten des SC Waldgirmes, will den FSV Fernwald wieder in die richtige Spur bringen.	Archivfoto: Weis
Daniyel Bulut, hier noch in Diensten des SC Waldgirmes, will den FSV Fernwald wieder in die richtige Spur bringen. Archivfoto: Weis

Mission »Neuaufbau im Sommer«

HL: +++: Daniyel Bulut kehrt beim FSV Fernwald an die Seitenlinie zurück und bastelt schon jetzt im Hintergrund am neuen Team +++

Gießen. Seit Januar steht fest, dass Daniyel Bulut zum FSV Fernwald als Trainer zurückkehrt und die Nachfolge von Benjamin Lock antritt, der Ende August vergangenen Jahres Karl-Heinz Stete abgelöst hatte. Der 39-jährige Verwaltungsfachangestellte im Hessischen Landeslabor in Gießen, der seine Trainerkarriere in der Jugend bei der TSG Wieseck begann und anschließend den FSV Fernwald bereits ab der Saison 2010/11 drei Jahre in der Fußball-Hessenliga coachte, ein Jahr beim Verbandsligisten VfB 1900 Gießen tätig war und zuletzt den SC Waldgirmes zwei Runden lang bis vorigen Sommer in Hessens höchster Amateurliga betreute, arbeitet im Hintergrund schon für die kommende Runde in Sachen personeller Neuaufbau. Eine Runde, in der die Fernwalder als aktuell Tabellenletzter mit zwölf Punkten Rückstand auf die gesicherten Ränge wohl eine Klasse tiefer in der Verbandsliga Mitte spielen werden.

Mit Daniel Vier, Mirko Freese, Kevin Göbel, Erdinc Solak, Valon Ademi und Agon Dervishi hat der FSV in den letzten Tagen schon sechs Neuzugänge für die nächste Runde verpflichtet. Sind das Ihre Wunschspieler?

Eine Mannschaft braucht Führungsspieler, und im aktuellen Team fehlt ein solcher. Daniel Vier ist ein Führungsspieler, mit ihm habe ich immer Kontakt gehabt und wusste, dass er noch spielen wollte. In Stadtallendorf war er eigentlich spielender Co-Trainer, hatte aber zuletzt kaum Einsätze. Er ist noch topfit, hat als Abwehrroutinier mit Regionalliga-Vergangenheit eine brutale Erfahrung und ist ein Super-Typ. Und nach solch einem Jahr hier beim FSV ist es ganz wichtig, positiv denkende Spieler, die Begeisterung mitbringen, zu haben. Daniel ist zwar schon 37 Jahre alt, aber im Fußball gibt es ja bekanntlich keine jungen oder alten Spieler, sondern nur gute oder schlechte. Auch Mirko Freese, den ich zum VfB 1900 Gießen geholt hatte, kenne ich schon lange und habe immer Kontakt zu ihm gehabt. Er ist ein typischer Spielmacher, torgefährlich und für seine 23 Jahre schon eine gut gereifte Persönlichkeit. Kevin Göbel hat mehrere Jahre in der Jugend bei meinem Bruder in Wieseck gespielt. Ein Linksfuß, der technisch gut ausgebildet ist und schnell ist. Während meiner Zeit in Waldgirmes war er im Probetraining beim SC, wir wollten ihn holen, aber Kevin hat sich die Hessenliga nicht zugetraut und ist nach Langenaubach gewechselt. Erdinc Solak habe ich zehn Jahre lang trainiert; erst in der Jugend in Wieseck, danach in Fernwald in der Hessenliga, bevor er nach Siegen, Watzenborn-Steinberg und Stadtallendorf ging. Der in Wismar wohnende Mittelfeldspieler ist torgefährlich, ein Standard-Spezialist und verfügt über sehr viel Erfahrung. Valon Ademi, der gebürtige Marburger, war lange bei Eintracht Stadtallendorf und zuletzt beim FC Ederbergland. Er ist ein schneller Außenspieler, wie wir ihn gesucht haben. Er passt genau in unser Konzept. Agon Dervishi kommt direkt aus der U19-Jugend der TSG Wieseck, und ich habe ihn vier Jahre im Stützpunkt trainiert. Agon ist supertalentiert und in der Offensive sehr flexibel einsetzbar.

Gehen die vorzeitigen Vertragsverlängerungen von Brian Mukasa, Louis Goncalves, Julian Bender Lukas Friedrich und Ufuk Ersentürk auch auf Ihre Initiative zurück?

Ja, denn ich treffe mich alle paar Wochen mit den FSV-Verantwortlichen und wir diskutieren über das Personal, zum Beispiel, welche Spieler wir haben und wo wir Verstärkungen brauchen. Einerseits junge und erfolgsorientierte, aber auch erfahrene Spiele suchen wir. Und wir wollen auch die regionalen Gesichtspunkte nicht aus den Augen verlieren.

Wenn zahlreiche neue Spieler kommen, müssen auch welche gehen?

Wir wollen Frische in die Mannschaft bringen. Das bedeutet aber nicht, dass wir die ganze Mannschaft austauschen.

Aufgrund welcher Erkenntnisse geschieht das, haben Sie die Spiele des FSV so intensiv verfolgt?

Ich habe die letzten Spiele gesehen, außerdem kenne ich die Spieler und viele Fakten aus Gesprächen und Diskussionen. Ich kann mich auf meine Erfahrung verlassen – und die Tabelle lügt nicht.

Wie intensiv beschäftigen Sie sich schon mit dem FSV?

Ich bin voll dabei – mit Spielergesprächen und Organisation. Der Vorteil ist, dass man jetzt schon aufgrund der Tabellensituation weiß, wo es hingeht, nämlich in die Verbandsliga. Das vereinfacht die Planungen.

Belastet einen die Tatsache, dass man aktuell keinen Einfluss auf den Verlauf beziehungsweise den Erfolg der Mannschaft in der laufenden Runde hat?

Nein, überhaupt nicht, auch weil die Situation klar ist. Im Übrigen würde ich nie versuchen, einem Trainer reinzureden oder mich einzumischen. Das ist mir auch noch nie passiert.

Planen Sie schon eindeutig für die Verbandsliga?

Im Grunde ja, auch wenn man abwarten muss, wie der Verband in Bezug auf den Ausgang der Runde entscheidet.

War es kein Thema, dass Sie sofort das Traineramt in Fernwald übernehmen?

Nein, meine Aufgabe bei der Anfrage des Vereins an mich war klar definiert: Neuaufbau im Sommer.

Sie haben nach dem Ende des Engagements beim SC Waldgirmes in dieser Saison keinen Verein trainiert. War, beziehungsweise ist die Abstinenz vom Traineramt eher belastend oder eine Entspannungsphase für Sie?

Es ist eher entspannend. Als Trainer zu arbeiten, ist mit enormem zeitlichen Aufwand verbunden. Man ist immer aktiv, sieht sich viele Spiele an. Da tut es gut, mal Abstand zu haben. Außerdem trainiere ich seit 2014 auch einmal die Woche in Grünberg im Stützpunkttraining des DFB mit 11- bis 15-jährigen Talenten. Das tut mir gut und gibt Inspirationen. Jetzt in der Corona-Pandemie ist das Training nur über WhatsApp in der Gruppe möglich. Ich spreche mich mit den Trainerkollegen Thomas Schick, Peter Starostzik und Norbert Hahn ab und schicke den Jungs vom DFB entwickelte Videos mit Technik-Aufgaben wie z.B. Dribbeln und Jonglieren oder Stabilisationsübungen, die die Jungs zuhause absolvieren müssen. Hut ab, das machen sie ganz toll und mit viel Freude. Und auch die Eltern freuen sich, dass ihre Sprösslinge in diesen Zeiten sportlich beschäftigt sind.



Aufrufe: 010.4.2020, 08:00 Uhr
Rolf Birkhölzer (WNZ)Autor