2024-04-24T13:20:38.835Z

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F: Pötter
F: Pötter

Der vereinstreue Kunstschütze

NACHGETRETEN: +++ Sven Iffland von der FSG Lollar/Staufenberg II gelang nicht zum ersten Mal ein kurioser Treffer +++ Karriereende naht +++ Familie steht im Mittelpunkt +++

Regen Gebrauch machen wir von FuPa Mittelhessen von unserer Cam und haben ja beispielsweise auch gestern das Gruppenliga-Topspiel zwischen der SG Kinzenbach und dem VfB Marburg in bewegten Bildern festgehalten. Aufgrund der Vielzahl der Spiele können wir natürlich nicht überall sein. Ein Tor von der Mittellinie, wie es Sven Iffland (32) für seine FSG Lollar/Staufenberg II beim spektakulären 6:4-Erfolg bei Besa Gießen II erzielt hat, hätten wir natürlich gerne gefilmt. So haben wir den Kunstschützen aber mal nach seinem Tor gefragt und ihm noch andere interessante Infos entlockt.

Uns wurde zugetragen, dir sei beim Spiel bei Besa Gießen II ein Tor von Mittellinie gelungen. Stimmt das oder sind wir Fehlinformationen aufgesessen?

Iffland: „Das ist keine Fehlinformation, das stimmt wirklich. Es war ein verrücktes Spiel, in dem wir klar vorne lagen, dann immer wieder Anschlusstreffer kassiert haben. So auch kurz vor meinem Tor. Beim Anstoß war ich irgendwie sauer, weil wir das Spiel immer noch nicht im Sack hatten und habe mir gedacht: „Versuchs doch einfach mal“. Natürlich habe ich schon zuvor immer auf den Torhüter geschaut, um zu sehen, wo er steht. Lustigerweise haben wir auch im Training unter der Woche am Ende ein Spielchen gemacht, in dem es darum ging, den Ball von der Mittellinie ohne Bodenberührung ins Netz zu schießen. Als ich dann gesehen habe, dass der Torwart knapp vor dem Sechzehnmeterraum stand, hab ichs probiert, und der Ball flog wirklich direkt ins Tor. Ohne Bodenberührung.“

Und dann war der Jubel groß?

Iffland: „Nein, eigentlich gar nicht, zumindest nicht bei mir (lacht). Man kann irgendwie gar nicht glauben, dass der Ball da wirklich reingegangen ist. Es ist ja nun kein alltäglicher Schuss. Aber meine Teamkollegen kamen natürlich direkt angestürmt und haben wie wild gejubelt. Es gab dann übrigens noch Diskussionen, da die Besa-Spieler der Meinung waren, dass ein direktes Tor vom Anstoß nicht zählen würde. Der Schiedsrichter war sich auch nicht sicher, hat den Treffer erst nicht gegeben, später dann doch. Wir haben im Nachhinein natürlich noch das Internet und das Regelbuch bemüht, und es ist wirklich erlaubt.“

Nur mal am Rande gefragt: Wie ging das Trainingsspielchen eigentlich aus?

Iffland: „Das mussten wir irgendwann abbrechen, weil keiner getroffen hat (lacht). Dass das dann im Spiel klappt, war natürlich perfektes Timing.“

Gab es in deiner Karriere weitere spektakuläre Treffer. Wir haben da noch etwas läuten hören!

Iffland: „Ja, in der Vorbereitung ist mir gegen Großen-Linden II noch ein Kunststück gelungen, da habe ich einen Eckball direkt verwandelt. Natürlich muss da immer der Torhüter mitspielen, aber freuen tut man sich natürlich schon, wenn einem solch außergewöhnliche Treffer gelingen.“

Dein Team, die FSG Lollar/Staufenberg II fällt in der Kreisliga B 2 Gießen, eigentlich völlig aus dem Rahmen, denn ihr seid in dieser Liga ja die einzige Mannschaft, die nicht aus dem Gießener Stadtgebiet kommt.

Iffland: „Das stimmt. Gefühlt spielen wir alle zwei Wochen an der Miller Hall (lacht). Und eigentlich hatten wir da bislang immer verloren,daher freuen wir uns sehr über den Erfolg am letzten Wochenende. Aber bislang macht es wirklich Spaß, mit den ganzen Gießener Vereinen in dieser Liga zu spielen, und auch in unserer Mannschaft ist der Spaßfaktor momentan wirklich hoch. Ein paar sehr gute Kicker haben wir zudem auch dabei.“

Zudem haben wir erfahren, dass dein Karriereende naht. Nun ist man mit 32 Jahren ja noch in keinem biblischen Alter. Was sind die Gründe dafür?

Iffland: „Ja, das ist korrekt. Daher scheine ich wohl in den letzten Wochen und Monaten noch schnell all die Dinge „abzuarbeiten“, die mir in meiner Karriere noch nicht gelungen sind, wie diese beiden Treffer. (lacht). Nein, mal im Ernst: Mit dem Alter hat es nichts zu tun. Es ist so, dass ich ja schon Vater bin und unsere kleine Familie in diesem Jahr noch weiteren Zuwachs erhält. Daher möchte ich mehr Zeit für meine Frau und meine Kinder haben, auch wenn die Entscheidung, mit dem Fußball aufzuhören, natürlich keine leichte ist.“

Rückblickend betrachtet: Was sind die Highlights deiner Karriere?

Iffland: „Ich bin studienbedingt 2005 nach Gießen gekommen und dann in Staufenberg“ hängengeblieben“, weil meine Freundin ja aus diesem Ort kommt. Dann nie den Verein gewechselt zu haben, betrachte ich schon als Highlight. Vor allem, wenn man sich im Fußball mal umschaut. Vereinstreue ist ja mitunter sehr, sehr selten geworden. Ich bin schon sehr früh Jugendleiter geworden, habe dann auch immer Jugendmannschaften trainiert. Den 93/94er-Jahrgang habe ich bis in die Aktivenmannschaft begleitet. Das würde ich auch als ein Highlight betrachten. Mittlerweile spiele ich mit manchen Spielern selbst noch zusammen, andere haben es in die erste Mannschaft geschafft.“

Du hast ja nicht nur selbst gespielt wie du berichtest hast. Bleibst du dem Fußball denn in irgendeiner Form verbunden oder ist wirklich komplett Schluss mit dem runden Leder?

Iffland: „Es soll wirklich komplett Schluss sein, wobei ich ja nie nie sagen würde. Mein Frau hat allerdings schon gesagt: „Wenn da jetzt ein Bericht über dein Karriereende erscheint, dann musst du auch wirklich aufhören!“. Es gab ja in der Historie Staufenbergs schon mal einen Spieler (Name der Redaktion bekannt), der nach der Saison aufgehört hat, und nach der nächsten wieder und wieder. Irgendwann wurde glaube ich nur noch ein Plastik-Blumenstrauß gekauft. Den konnte man dann im nächsten Jahr wieder verwenden (lacht.)

Durch meine Tätigkeit als Jugendpfleger der Stadt Staufenberg bleibe ich dem Sport allgemein aber verbunden, organisiere auch mal Turniere und ähnliches. Die Berührungspunkte zum Verein bleiben also. Und mein Sohn dribbelt mit anderthalb Jahren ja auch schon durch den Garten. Vielleicht tritt er ja irgendwann in meine Fußstapfen.“

Wir danken dir, Sven, für das nette Gespräch, wünschen dir noch viel Spaß in den letzten Wochen deiner Fußball-Karriere und natürlich alles Gute für deine weitere fuballfreie Zukunft!

Aufrufe: 014.4.2017, 12:00 Uhr
Marc SteinertAutor