SV 73 Nürnberg-Süd - SV Eyüp Sultan 1:1
Schön sieht er aus, der A-Platz an der Maiacher Straße, Heimat des SV 73 Süd. Das Grün wird gerade wieder kräftiger, die verwitterten Holzbänke, die an der einen Längsseite so etwas wie eine Tribüne bilden, kann man sich an diesem Sonntagnachmittag gut gefüllt vorstellen, mit Menschen, die Bier trinken, Bratwürste essen und dem SV 73 Süd beim Kreisliga-Fußball gegen den SV Eyüp Sultan.
Die Bänke aber bleiben leer, keiner trinkt Bier, gegrillt wird nicht und vom kräftiger werdenden Grün hat auch niemand etwas, weil der Platzwart der Süder beschlossen hat, dass irgendwo unter diesem Grün noch der Frost sitzt – unbespielbar also der Platz, sagt er.
Deshalb fällt der Frühlingsbeginn diesmal aus für die Mannschaft von Trainer Michael Green. Stattdessen müssen sie noch einmal auf den ungeliebten Trainingsplatz, grün ist hier nichts, es dominiert das satte Braungrau trockener Erde. Auf diesem Platz haben sie die Winterpause verbracht, haben trainiert, das ein oder andere Testspiel absolviert und sich gefreut auf die Rückkehr auf den A-Platz, die dann doch erst einmal ausfällt. „Auf dem A-Platz“, sagt Green, „kommt unsere spielerische Stärke besser zur Geltung.“ So gut kam diese spielerische Stärke bislang zur Geltung, dass sie als Tabellenzweiter in die Winterpause gegangen sind, punktgleich mit dem Ersten, auf Aufstiegskurs also.
Auf dem bleiben sie jetzt erst einmal, obwohl sie gegen Eyüp Sultan weit in der Nachspielzeit noch das 1:1 kassieren, es also nichts wird mit dem Sieg und der Tabellenführung. Von der spielerischen Stärke hatte man auch lange nichts gesehen, während dieser ersten etwas mehr als 90 Minuten nach der Winterpause. Eyüp verteidigte geschickt, den Rest erledigte der Platz: Bis zur Halbzeit sieht das nicht sonderlich spektakulär aus. Aber in der Kreisliga werden die interessanten Geschichten sowieso meist im zweiten Durchgang geschrieben.
Diesmal darf Michele Rendina nach 52 Minuten für Süd per Freistoß zur Führung treffen, Süd spielt jetzt so wie ein Aufstiegsanwärter, hält das aber nicht lange durch. Eyüp, eine Mannschaft aus dem hinteren Teil der Tabelle, fängt irgendwann selbst an, ein bisschen Fußball zu spielen, wird plötzlich frecher, bekommt erst einen Elfmeter nicht, verschießt dann einen anderen – und wird Sekunden vor dem Ende durch das Tor von Faruk Özkan dafür belohnt, dass sie jegliches taktische Korsett in der Schlussphase Korsett haben sein lassen.
„Dafür seid ihr selbst verantwortlich“, sagt Green seiner Mannschaft, die sich noch am Platz zur Analyse trifft. Er meint, dass sie eben nie so zielstrebig gespielt haben, wie sie das eigentlich können. Das hatte sich auch nicht geändert, als eine Viertelstunde vor dem Ende Dominic Trebes mitstürmen darf bei den Gastgebern.
Trebes hat schon Tore in der Bezirksliga geschossen, ein Talent, 21 Jahre jung, taktisch, das sagen die, die ihn von früher kennen, mitunter etwas unbeholfen. Aber eben pfeilschnell. Diese Schnelligkeit ist ihm im letzten Sommer zum Verhängnis geworden. Trebes spielte damals in Heßdorf, es war ein Spiel, in dem es um nichts mehr ging, kurz vor dem Saisonende. Aber Trebes wurde von seinen Gegenspielern getreten, als ginge es um alles. Einmal foult er zurück, bekommt sofort Gelb, ein Foul später fliegt er vom Platz, rennt zum Schiedsrichter, rumpelt mit dem Schiedsrichter aneinander, der Schiedsrichter fällt, das Spiel wird abgebrochen – und Trebes später tatsächlich für acht Monate gesperrt.
Jetzt ist er zurück auf dem Platz. Die lange Pause, sagt sein neuer Trainer, merkt man ihm manchmal noch an. Da hat man das gerade selbst beobachten können, kurz vor dem Ende läuft Trebes alleine in Richtung Tor und vertändelt den Ball doch noch.
Das kriegen sie schon wieder hin bei Süd, sagt Green. Glauben darf man das, weil Green schon recht viel hinbekommen hat bei Süd. Er kam in diesen Verein, als der sich gerade im Chaos zu verlieren drohte, weil man die Zeit unter Dieter Rebel, diesem engagiertesten unter Nürnbergs Amateur-Fußball Chaos-Stiftern, nicht so recht verarbeiten konnte.
Aber Green stellte sich eine passable Mannschaft zusammen, spielte eine passable Saison und macht in diesem Jahr alles noch ein bisschen besser. „Einen Führungsspieler“, sagt er, hätte er noch gerne, „uns fehlt der ruhende Pol.“ So lange der noch fehlt, wollen sie nicht vom Aufstieg reden. Aufsteigen würden sie aber natürlich trotzdem gerne. Die Chancen stehen nicht so schlecht, auch wenn die Konkurrenz sich noch einmal verstärkt hat in der Winterpause – bald dürfen sie ja wieder auf den A-Platz mit seinem kräftigen Grün und den Vorteilen für Mannschaften mit einer gewissen spielerischen Stärke.
Schiedsrichter: Marius Lämmermann (SpVgg Roth) - Zuschauer: 150