2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Adrian Domke vom Frohnauer SC. Foto: Ivonne Bärwolff
Adrian Domke vom Frohnauer SC. Foto: Ivonne Bärwolff

"Im Norden sind wir die Eins."

Adrian Domke und der Frohnauer SC entfernen sich gerade vom "kleinen Bruder"-Image. Zwischen den Ligen liegen qualitativ zwar enorme Sprünge, nichtsdestotrotz ist die Mannschaft in der Berlin-Liga angekommen.

Ein Bericht von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Adrian Domke

Kann man sagen, der Frohnauer SC ist zwei Spieltage vor der Winterpause in der Berlin-Liga angekommen?

Wir haben zwar mit Empor und Stern zum Auftakt direkt gespürt, wie hart diese Liga sein kann, aber danach haben wir uns definitiv gefangen und unsere Lehren aus den Spielen gezogen. Angekommen sind wir spätestens mit dem Spiel gegen Türkspor, danach haben wir kein Spiel mehr deutlich verloren. Oft haperte es bei uns einfach nur an der Chancenverwertung und der Cleverness, was in der Berlin-Liga leider meist bestraft wird.

Doch die Spiele wie gegen Mahlsdorf und Rudow haben uns auch gezeigt, dass wir absolut mithalten können. Die letzten Wochen spiegeln dies auch endlich in den Ergebnissen wieder. Wir sind also längst angekommen!

Am Ende zählen nur Punkte. Nach dem Sieg gegen Makkabi sind noch sechs bis zur Winterpause zu holen. Wie viele davon wandern auf euer Konto?

Ich bin Optimist. Ich habe schon vor dem Spiel gegen Makkabi gesagt: Wir bleiben bis zur Winterpause ungeschlagen, bei einer Ausbeute von 7 Punkten.

Ein 1:0 klingt nach viel Spannung einem spannenden Spiel?

Vor allem nach unserem Treffer war das nochmal ein defensiver Kraftakt auf diesem großen, unebenen Platz. Vorher haben wir ein ganz gutes Spiel gemacht. Hinten standen wir sicher und haben vorne die ein oder andere Chance kreiert. Trotzdem war es natürlich die ganze Partie über spannend, weil Makkabi auch viel Qualität auf dem Platz hatte. Über das gesamte Spiel gesehen ist der Sieg meines Erachtens nach jedoch absolut verdient. Es passt zum derzeitigen Trend, dass wir uns heute für die gute Arbeit auch belohnt haben.

Inwiefern ist man als Abwehrspieler in diesen Spielen gefordert?

Gefordert bist du natürlich dahingehend, dass du höchst konzentriert sein musst. Wenn so ein Spiel auf Messers Schneide steht, dann kann jeder kleine Fehler zu einer Entscheidung führen. Das heißt, dass man in der Defensive clever, vorausschauend und vor allem klar spielen muss.


Am letzten Spieltag steht ausgerechnet das Nordderby gegen angeschlagene Füchse an. Wo liegt die Brisanz in diesen Spielen?

Nach einem Trainerwechsel sind Gegner grundsätzlich schwer einzuschätzen, so etwas kann ungeahnte Kräfte und Qualitäten freisetzen. Die Brisanz des Spiels liegt aber natürlich in dem Derby-Charakter. Es geht nicht nur um 3 Punkte, sondern auch um Prestige. Da bist du noch mal extra motiviert und kämpfst um jeden Zentimeter auf dem Platz natürlich noch mehr.

Der FSC war lange weg von der großen Berliner Fußballbühne, aber wir sind wieder da und das werden wir zeigen. Was da bei den Füchsen passiert kann uns egal sein, so lange wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen, sind wir das bessere Team. Im Norden sind wir die Eins.

Darauf wollte ich hinaus. Tabellarisch seid ihr dir Nummer eins, aber gehört dazu nicht mehr als die letzten 14 Spieltage?

Natürlich gehört da viel mehr dazu. Die Füchse sind, seit ich denken kann, immer eine große Nummer gewesen. Der FSC vielleicht immer mehr wie ein kleiner Bruder. Aber bei uns wird sehr nachhaltig gearbeitet. Unsere Jugendteams haben in den letzten Jahren sehr erfolgreich gespielt, was auch der guten Arbeit unserer Trainer zu verdanken ist.

Im Männerbereich waren die letzten beiden Jahre wie ein Traum. Der Durchmarsch von der Bezirks- in die Berlin-Liga hatte viele Höhen, jetzt sind wir hier oben und sehen auch mal die andere Seite der Medaille. Doch wir haben einen starken Teamgeist und lassen uns durch Misserfolge nicht von unserem Konzept abbringen. Unser Trainer Andy Weiner kann ganz in Ruhe mit uns arbeiten, von außen kommt kein Druck. Diese Geduld hilft uns als jungem und teilweise unerfahrenen Team, weil wir keinen negativen Einfluss aus dem Umfeld verspüren. Die Konzentration liegt einzig und allein auf dem Fußball. Hinter all dem steckt ein langfristiges Konzept. Ich denke, dass man uns aus den genannten Gründen in Berlin einfach wieder auf dem Zettel haben muss.

Auf dem Zettel auch für höhere Ziele?

Davon sollten wir noch nicht sprechen. Unser kurzfristiges Ziel ist es, in dieser Saison die Klasse zu halten. Mittelfristig wollen wir uns in der Berlin-Liga etablieren und langfristig kann man womöglich, eines Tages, über andere Dinge nachdenken.

Der Berliner Fußball ist vollgepackt mit hochklassigen Vereinen, die über ganz andere Mittel verfügen. Wir wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten das Beste herausholen und dazu gehört es auch, der Realität ins Auge zu sehen.

Ist es von Vorteil, dass sich ein Großteil der Mannschaft bereits seit mehreren Jahren kennt und zusammenspielt?

Meines Erachtens nach ist das einer der Gründe, warum wir überhaupt hier sind. Das hat uns schon in der letzten Saison viel halt gegeben, weil wir uns einfach verstehen. Wenn du Fußball nicht nur mit Teamkollegen, sondern Freunden spielst, dann macht es auch einfach noch mehr Spaß. Ein kleiner Kern kennt sich schon seit vielen Jahren aus der Jugend, mit denen harmoniert man auf dem Platz nochmal besser denke ich, weil man einfach weiß wie die anderen ticken. In den letzten Saisons sind Spieler hinzugekommen, die gut integriert wurden und auch die neuen Spieler passen alle ins Team. Mit Tim Jürgens, Tim Niederau und Sebastian Wolf kamen zudem vor der Saison auch alte Bekannte wieder. Uns ist bewusst, dass wir vor allem über das Kollektiv kommen müssen und unser Teamgeist das wichtigste Gut ist. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang, nur so kommen wir an unser Ziel.

In der Landesliga hast du als Abwehrspieler ungeahnte Stärken gezeigt. 11 Saisontore sind eher ungewöhnlich. Warst du hinten nicht genügend gefordert?

In der Landesliga hat man deutlich mehr Freiheiten. Das Tempo ist etwas geringer und auch die Gegner sind nicht auf dem Niveau, wie in der Berlin-Liga. Zudem hatten wir einen sehr dominanten Spielstil, bei dem man als Verteidiger oft Chancen kreieren konnte. Das kam mir entgegen, ich bringe mich gern offensiv mit ein.

Warum läuft es in diesem Jahr offensiv nicht so rund?

Wir treffen wir als Aufsteiger auf verdammt starke Teams, viele haben richtig gute Offensivspieler in ihren Reihen. Da bist du natürlich hauptsächlich defensiv gefordert. Ich habe spürbar weniger Offensivaktionen als im letzten Jahr. In dieser Saison habe ich bisher eher als Vorbereiter agieren können, was natürlich auch wichtig ist. Beim Torabschluss fehlt mir bisher das Glück, da ist entweder ein starker Torwart oder der Pfosten im weg gewesen.

Das 1:1 gegen Sparta habe ich erzielt, das wurde vom Schiedsrichter allerdings Basti Lemgau gutgeschrieben. Scheinbar soll es in dieser Saison noch nicht sein. Wenn auf meinem Konto am Ende der Saison 2-3 Treffer mehr stehen, bin ich zufrieden.

Drei Jahre, drei Ligen. Wie groß sind die sportlichen Unterschiede und wie sehr muss man an sich arbeiten um Qualitätsmäßig mitzuhalten?

Die sportlichen Unterschiede sind schon enorm. Von der Bezirks- in die Landesliga war das schon ein großer Schritt, aber der von der Landes- in die Berlin-Liga ist nochmal größer. In den unteren beiden Ligen fallen einige Teams oft qualitativ ab. Das haben wir jetzt gar nicht mehr, hier spielen gute Fußballer, die auch taktisches Spielverständnis aufbringen. Du kannst nicht mehr nur knödeln, du musst schon einen Plan haben.

Damit du qualitätsmäßig mithalten kannst, ist vor allem regelmäßiges Training wichtig. Gemeinsam mit deinem Team und den Trainern kannst du an kollektiven und individuellen Stärken und Schwächen arbeiten. Als junger Spieler lernt man natürlich auch von den Erfahrenen viel.

Aufrufe: 026.11.2018, 09:39 Uhr
Marcel PetersAutor