2024-04-23T13:35:06.289Z

Ligavorschau
Frieder Andrich: Stieg mit dem 1.FC Frankfurt aus der Brandenburgliga in die Oberliga auf. Archiv-Foto: S. Bock
Frieder Andrich: Stieg mit dem 1.FC Frankfurt aus der Brandenburgliga in die Oberliga auf. Archiv-Foto: S. Bock

Frieder Andrich sorgt sich um Oberliga-Verbleib des 1.FCF

Der ehemalige Trainer des 1.FC Frankfurt blickt auf die vergangenen Spielzeiten in der 5. Liga und zieht seinen Fazit

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Frieder Andrich ist ein Kenner im Fußball. Als A-Lizenz-Coach führte der ehemalige FC-Vorwärts-Allrounder den 1. FC Frankfurt mit offensivem Hurra-Stil nach zweieinhalb Jahren zum Oberliga-Aufstieg 2015. Mit Sorge betrachtet der 68-Jährige die Entwicklung des wiederum abstiegsgefährdeten Tabellenletzten.

Die Trennung vom Club unmittelbar nach dem Aufstieg begründet er so: "Ich wollte mich nicht länger als ein Jahr beim Verein binden lassen, wollte nicht noch mit 70 an der Seitenlinie stehen. Das war meine Entscheidung. Aber ich kann auch den Club verstehen, der langfristiger planen wollte." Die Wahl fiel auf den engagierten Nachwuchs-Trainer Michael Pohl. "Das war sicher ein Fehler, ein Missverständnis von beiden Seiten hinsichtlich der näheren Perspektive", urteilt Andrich. "Ihm fehlte die Erfahrung als Männer-Coach. Und die Oberliga ist nun mal von anderem Kaliber als Verbands- oder Landesliga." Ohne große personelle Verstärkungen schlingerte man lange am Oberliga-Abgrund, hielt als Vorletzter die Klasse nur dank glücklicher Umstände (Insolvenz Neubrandenburg).

Im Jahr zwei der 5. Liga stockte der Club gewaltig auf, wollte Versäumtes nun nachholen. Ein Dutzend neue und meist junge Spieler kamen, rückten auf. "Aber auch da stimmte das Gefüge nicht, ganz abgesehen von der Qualität", analysiert der Ex-Coach. Bei ihm hätten die inzwischen abgewanderten "Marcel Georgi und Narciel Mbuku alle Freiheiten auf dem Platz" gehabt, sagt er. Und: "Ein junges Oberliga-Team noch einmal zu verjüngen, das klappt nicht. Der Integrationsprozess dauert schon seine zwei Jahre", weiß der Erfahrene mit der ruhigen Hand. Und er weiß auch: "Die Hierarchie muss stimmen. Junge Akteure müssen sich an die Erfahrenen anlehnen können, müssen deren Führungsrolle auf dem Platz und im Wort akzeptieren. Sie brauchen eben ein stabiles Umfeld zur Orientierung und eigenen Stabilisierung." Und sie brauchen "einen Kapitän, der in Wort und Tat vorangeht, alle mitreißt".

Nach nur drei unbefriedigenden Auftaktrunden trennten sich die Wege vom 1. FCF und Pohl. Und die Frankfurter präsentierten schon vor dem Spiel gegen Altlüdersdorf (0:0) ebenso kurzfristig wie überraschend Robert Fröhlich, den Ex-Trainer vom stabileren Oberliga-Mitaufsteiger Victoria Seelow. Aber auch der neue Coach musste bis zur Winterpause nach nur einem Sieg und drei Unentschieden bei acht Niederlagen die bittere Erkenntnis machen, dass dieser Kader weitgehend untauglich ist für die Oberliga. Also rüstete man in der Winterpause nach. Diesmal freilich setzte man mehr auf Qualität statt Quantität. Vier Neue wurden über Spielervermittler geordert. An weiteren "baggert" man noch, hört man. Der Verein will eben mit Macht die Klasse halten und lässt sich das was kosten. "Die Neuverpflichtungen heben sicher das Niveau, aber sie kommen wahrscheinlich zu spät", befürchtet Andrich. Fröhlich hatte ihn im Gegensatz zu Pohl schon zum Kaffeeplausch eingeladen. Der Fußball-Lehrer spricht aus Erfahrung, wenn er einschätzt: "Der Trainer muss die Truppe als Team formen und einspielen lassen, und die Zeit hat er nicht."

Drei Niederlagen zum Rückrunden-Start haben die Situation nicht verbessert, im Gegenteil. Nur sieben Pluspunkte aus 18 Partien (sieben weniger als zum Vorjahres-Zeitraum), sieben Zähler Rückstand auf Brieselang, Strausberg und Schöneiche, dazu das mieseste Torverhältnis aller 16 Mannschaften (18:52). Nur die größten Optimisten glauben noch an den Klassenerhalt, zumal unter Umständen gleich vier Teams absteigen könnten. Auf Wunder darf man in den letzten zwölf Vergleichen nicht hoffen. Aber auf anständige Spiele mit Willen, Herz und Leidenschaft. "In erster Linie muss die Einstellung stimmen, dann verzeiht man auch Fehler", so Andrich. Einiges davon war jüngst beim 1:2 (1:0) gegen Hertha Zehlendorf zu spüren und zu sehen. Allerdings nur eine Halbzeit lang. Mal sehen, was der ausgesprochene "Trainings-Weltmeister" (O-Ton Fröhlich) am Sonntag, 14 Uhr, beim SV Altlüdersdorf reißt.

Aufrufe: 010.3.2017, 10:16 Uhr
MOZ.de / Hans EberhardAutor