2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Der junge Benedikt Lautenschlager gibt seit diesem Jahr beim Freien TuS als Trainer die Richtung vor.
Der junge Benedikt Lautenschlager gibt seit diesem Jahr beim Freien TuS als Trainer die Richtung vor. – Foto: Markus Schmautz

Wieder eine „gute Adresse“ werden

Der Freie TuS hat Ambitionen – auch, was die eigene Jugendarbeit angeht. Trainer und Sportlicher Leiter gehen mit gutem Beispiel voran.

Über viele Jahre war der Freie TuS Regensburg eine top Adresse im ostbayerischen Amateurfußball. Gegenwärtig muss sich die erste Mannschaft in der Kreisliga „herumschlagen“. Im Doppelinterview erzählen Michael Wax aus der sportlichen Leitung sowie Trainer Benedikt Lautenschlager, wie sie die ersten Monate bei ihrem neuen Verein erlebt haben und sprechen über den eingeschlagenen Weg beim Freien TuS.

Es gibt sicherlich eine entspanntere Anfangszeit bei einem neuen Klub als die, die ihr beim Freien TuS hinter Euch habt. Wie bewertet Ihr die aktuelle Situation mit der ungewissen Lage während der letzten Wochen und Monate?

Benedikt Lautenschlager (30): Meinen Start beim Freier TuS habe ich mir natürlich anders vorgestellt. Erst nach neun Monaten als Cheftrainer konnte ich mein erstes Pflichtspiel als Verantwortlicher leiten. In der „zweiten“ Vorbereitung war ich mit meiner Mannschaft allgemein zufrieden. Die Trainingsbeteiligung zu Beginn war sehr gut. Je länger sich der ungewisse Zustand natürlich hinzog und je länger die Mannschaft nicht wusste, für „was“ sie überhaupt trainiert, desto geringer war natürlich auch die Motivation und Beteiligung. Wir sehen jetzt schon wieder eine deutlich angespanntere Situation. Es ist wichtig, dass wir als Mannschaft unsere Hygieneregeln einhalten. Die Truppe genießt im Moment jedes Spiel und wahrlich wissen wir nach den jüngsten Entwicklungen, dass sich diese Situation auch schnell wieder ändern kann.

Michael Wax (36): Ich kann mich Bene nur anschließen. Wir sind zeitgleich beim TuS eingestiegen und fanden dadurch ähnliche Bedingungen vor. Natürlich war mein Fokus mehr auf die gesamte Fußballabteilung ausgerichtet, da ich ja ebenso für die sportlichen Belange in der Jugend zuständig bin. Die Zeit ohne den aktiven Fußball haben wir aber, denke ich, definitiv sinnvoll genutzt, um über Konzepte und Strukturen zu sprechen. Jetzt setzen wir diese um, soweit es uns möglich ist.


Drei Spiele in der Liga und eines im Ligapokal konntet Ihr nach der langen Pause bislang absolvieren. Wie fällt Euer Zwischenfazit aus?

Wax: Ich kannte viele Spieler der Mannschaft vor meinem Amtsantritt nicht persönlich. Und die vergangenen Monate haben das natürlich nicht einfacher gemacht. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich vom Zusammenhalt in der Truppe total überzeugt bin. Quantitativ sind wir vielleicht nicht super aufgestellt, aber dennoch ausreichend, damit der Coach immer wieder eine gute Mannschaft aufs Feld schicken kann. Nichtsdestotrotz wollen wir weiter am Kader arbeiten. Das erfreuliche an der Mannschaft ist, dass sie Neuzugänge sofort integrieren. Da sind sie wirklich vorbildlich, ohne aber, dass der Konkurrenzkampf im Kader zu kurz kommt. Mit den rein sportlichen Ergebnissen der vergangenen Wochen kann man natürlich auch nur absolut zufrieden sein. Der neue Cheftrainer und die Mannschaft haben schnell die passende Wellenlänge gefunden, auf welcher einfach gute Leistungen möglich sind.

Lautenschlager: Ich kann hier meiner Truppe wirklich ein Lob aussprechen. Wir haben in den letzten Monaten an sehr vielen Themen gearbeitet - vor allem im taktischen Bereich. Die Trainingsbeteiligung ist gut und das Mannschaftsgefüge stimmt. Auch die „neuen“ Spieler haben sich sehr gut eingefügt und sind eine echte Verstärkung. Die Jungs sind wissbegierig, hören zu und ziehen mit. In den drei Pflichtpartien merkte man von Spiel zu Spiel, wie nach und nach die Mechanismen greifen, die Mannschaft sich einspielt und Dinge funktionieren, die wir akribisch trainiert haben. Mit der Ausbeute von sieben Punkten nach dem Re-Start bin ich zufrieden.

Leider haben auch wir mit einigen Langzeitverletzten zu kämpfen. Mit Fabio Nubile hat sich einer der zuverlässigsten Spieler schwer am Knie verletzt. Maximilian Brey und Benedikt Hölzle kämpfen immer noch mit einer alten Verletzung. Tobias Wittmann kann leider seinen geplanten Fußball-Neustart nach langer Verletzung auch noch nicht wie gewünscht angehen. Ich hoffe, sie stehen uns bald wieder zur Verfügung.


Lesen Sie hier: Freier TuS will Zeichen setzen


Als Aufsteiger steht Ihr in der Kreisliga 1 gut da. Wie schätzt Ihr die Qualität der Liga, insbesondere die der Aufstiegsanwärter, ein?

Lautenschlager: Die Liga ist im oberen Drittel wirklich sehr gut bestückt. Alle Mannschaften haben in der Pause augenscheinlich gut gearbeitet. Manche Ergebnisse zu Beginn waren tatsächlich überraschend. Dies ist meiner Meinung nach aufgrund der langen Pause vollkommen normal und sollte nicht täuschen. Wir sind froh, dass wir uns im Moment als Aufsteiger zum oberen Drittel zählen dürfen, wissen aber gleichwohl, dass die Mannschaften um unsere Platzierung herum eine enorme Qualität haben. Ich glaube aber auch, dass aufstrebende Klubs wie Illkofen, Kareth II oder Wörth aus dem Mittelfeld noch Plätze gut machen und zum Stolperstein für das ein oder anderen Team werden könnten. Wir halten an unserem Ziel, die Runde in der oberen Tabellenhälfte zu beenden, fest.

Wax: Nach der langen Pause wurden die Karten natürlich komplett neu gemischt. Wir hatten Glück, dass die Jungs im Großen und Ganzen super mitgezogen haben. Das bringt dich schon mal in eine ordentliche Ausgangssituation. Ich habe der Mannschaft auch gesagt, dass die Mannschaft, welche noch die größte Emotionalität zu dieser Saison herstellen kann, in meinen Augen vermutlich auch die meisten Punkte holen wird. Aber die Qualität im oberen Drittel ist natürlich immer da. Das war auch die letzten Jahre schon so. Die Spitze ist hart umkämpft. Selbstverständlich sind Mannschaften wie der SC, Obertraubling und Sarching die absoluten Topfavoriten auf die Aufstiegsränge. Aber im Prinzip kann in der Kreisliga jeder jeden schlagen.

Wax: Lautenschlager passe wie „Arsch auf Eimer“ zum Weg, den der TuS eingeschlagen hat


Bene, der TuS ist Deine erste Cheftrainerstation. Wie hast Du Dich in Deiner neuen Rolle zurechtgefunden?

Lautenschlager: Vorweg: Ich habe den Schritt vom Spieler über spielenden Trainer zum reinen Cheftrainer hin nicht bereut, auch wenn es mich ab und zu dann doch noch sehr „in den Füßen kitzelt“. Es macht mir sehr viel Spaß, weil ich mit der Mannschaft ungestört in einem ruhigen Umfeld arbeiten kann. Ich habe kein Problem damit, nun die alleinige Verantwortung zu tragen, auch, weil die Abstimmung und Zusammenarbeit mit meinem sportlichen Leiter, Michael Wax, sowie der Abteilungsleitung um Rüdiger Nowak wunderbar funktioniert. Des Weiteren hat es mir die Mannschaft natürlich leicht gemacht. Wir gehen respektvoll, ehrlich und kommunikativ miteinander um. Alle Spieler sind kritikfähig, lernwillig, motiviert und die Trainingsbeteiligung ist fast immer sehr gut.

Das Trainerteam bereitet sich auf jede Einheit akribisch vor. Wir haben meiner Ansicht nach einen sehr guten Mix aus Spaß und Ernsthaftigkeit im Training. Es werden sowohl thematisch unsere Schwerpunkte durchgearbeitet, mit klaren Zielvorgaben von Trainerseite, wir beschränken uns aber ebenso auf simple Spielformen, die einfach nur Spaß machen sollen. Hier ist mir der Austausch mit meinen beiden Co-Trainern Peter Kleiner und Korbinian Sipmeier, aber auch mit dem Mannschaftsrat sehr wichtig. Jeder darf und soll sich einbringen, um das bestmögliche Szenario für Mannschaft und Trainerstab zu formen. Auch ich entwickle mich dadurch persönlich und als Trainer weiter, was stets mein Anspruch ist. Wenn es mich dann zu guter Letzt doch mal zu stark kitzelt, findet man in unserer Zweiten immer einen Platz, um mal wieder als Aktiver die Fußballschuhe zu schnüren.

Wax: Dazu gibt’s nicht viel zu sagen. Von Benedikts Qualitäten bin ich zu 100% überzeugt. Ich wusste seit meinem ersten Gespräch mit Abteilungsleiter Rüdiger Nowak, dass Bene der richtige Trainer für diese Aufgabe ist. Er ist jung, extrem engagiert, ambitioniert und fachlich top. Dies alles passt wie „Arsch auf Eimer“ zu dem Weg, den der TuS jetzt geht. Bene wird seinen Weg gehen, ohne Zweifel.


Michael, Du sprichst es an, beim Freien TuS TuS wurde ein neuer Weg eingeschlagen. Erkläre uns doch bitte einmal kurz, was Euer Ziel ist.

Wax: Eigentlich ist es recht einfach. Der TuS war eine sehr gute Adresse im Regensburger Fußball. Und da wollen wir wieder hin. Und dies beziehe ich ausdrücklich nicht nur auf den Herrenbereich. Hier würden wir uns mittel- bis langfristig in einer Bezirksliga gut aufgehoben fühlen. Aufgrund meiner über achtjährigen Vergangenheit im Jugendbereich, liegt mir dieser auch beim TuS sehr am Herzen. Hier haben wir viel Luft nach oben, in allen Bereichen. Wir sind weder strukturell, noch sportlich so aufgestellt, dass es in eine erfolgreiche Zukunft führen kann.

Aber genau hier haben wir schon erste riesige Schritte in die Wege geleitet. Die Umstrukturierung ist in vollem Gange. In der Jugend haben wir frischen Wind ins Trainerteam gebracht. Alle Teams sind jetzt gut besetzt, was die Trainer angeht. Auch wollen wir in der Jugend weitere Koordinatoren installieren, welche sportlich und organisatorisch in den einzelnen Bereichen unterstützen sollen. Es freut mich unheimlich, dass alle beim TuS diesen Weg mittragen und voller Engagement sind. So können wir uns gezielter in die Leistungsförderung entwickeln, ohne dabei zu vergessen, dass der TuS ein Breitensportverein ist und bleibt. Wir sind definitiv ambitioniert.

Das Interview führte Florian Würthele.

Aufrufe: 027.10.2020, 13:00 Uhr
Florian WürtheleAutor