2024-04-25T08:06:26.759Z

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Spielerberge bilden sich in diesen Tagen aus Anlass eines Torerfolgs häufiger beim Freiburger FC.   | Foto: Achim Keller
Spielerberge bilden sich in diesen Tagen aus Anlass eines Torerfolgs häufiger beim Freiburger FC. | Foto: Achim Keller

Freiburger FC: Verein mit großer Durchlässigkeit

Dem Freiburger FC gelingt es immer wieder erfolgreich, junge Spieler in die erste und zweite Mannschaft zu integrieren

Ein perfekter Start in die Saison 2017/18 liegt hinter der Freiburger FC. Der ersten Mannschaft gelangen jeweils 5:1-Erfolge über den FC Bad Dürrheim und den FC Denzlingen. Auch das Förderteam, immerhin Aufsteiger in die Landesliga, hielt sich bisher schadlos: Einem 2:0-Sieg in Rheinfelden folgte ein 3:2-Erfolg über den FC Emmendingen. Wo liegt die Erfolgsformel der Rotjacken?
Wie würde der Freiburger FC wohl in die neue Saison starten? Für viele gehört der Klub nach dem zweiten Rang und dem bitteren Aus in der letzten Begegnung der Oberliga-Aufstiegsspiele (1:4 gegen die TSG Backnang) erneut zu den großen Favoriten in der Verbandsliga. „Ich war selbst sehr gespannt, wie wir das hinbekommen“, gesteht FFC-Coach Ralf Eckert. Immerhin hatte sein Team nur zehn Tage Trainingspause und musste die bittere Erfahrung des Aufstiegs-K.o. verarbeiten. Beim Thema der kurzen Pause wurde aber gleich ein großes Plus des Freiburger Klubs sichtbar. „Wir haben viele junge Spieler, die brauchen nicht solange für die Regeneration“, sagt Eckert.

Durchlässigkeit – der FFC kann hier durchaus als Vorzeigeverein im Amateurbereich gesehen werden. Verbandsligisten, bei denen eine solche Masse an A-Jugendlichen bereits früh ins Förderteam oder in die erste Mannschaft eingebunden werden, sucht man sonst vergeblich. Hilfreich: Die A-Junioren schafften im vergangenen Frühjahr die Rückkehr in die Oberliga. „Vergangenes Jahr sind sieben Spieler aus den A-Junioren bei uns dabei gewesen, dieses Jahr neun“, zählt Eckert auf und fügt an „wenn ein B-Jugendspieler sieht, dass ein A-Jugendlicher bei uns Einsatzzeit erhält, ist das natürlich ein Ansporn für ihn und er weiß, wir geben jungen Leuten eine Chance“.

Eine wichtige Grundvoraussetzung ist dabei aber auch, dass Eckert und seine Trainerkollegen mit den Spielern, egal ob Junioren oder bereits hochgezogen, gnadenlos ehrlich umgehen. „Wir sprechen ihnen gegenüber die Schwächen an, woran sie arbeiten müssen, aber auch, wo ihre Stärken liegen.“ Dies bestätigt auch Mark Costa, Trainer des Förderteams: „Wir können die Jungs bewerten und sprechen offen mit ihnen.“ Zudem gestehen sie den jungen Akteuren auch Fehler zu, wollen sogar, dass sie Fehler machen, um ihnen diese dann aufzuzeigen. „Wenn man sieht, wie sie aus diesen Fehlern lernen, an ihnen arbeiten und sich verbessern, dann macht das einfach Spaß“, fügt Costa an, der nun bereits seit fünf Jahren Trainer des Förderteams ist.

Ein weiterer Punkt, warum die Durchlässigkeit im Dietenbachsportpark so gut funktioniert, ist die perfekte Vernetzung der Trainer untereinander. „Es gibt einen ständigen Austausch zwischen Ralf Eckert, Axel Riesterer, A-Juniorencoach Julian Wiedensohler und mir“, so Costa. Dadurch erhalten regelmäßig junge Spieler die Chance, auch bei den Trainingseinheiten unter Eckert und Riesterer teilzunehmen. Eine weitere Ursache für den derzeitigen Lauf der Rotjacken: Jeder Spieler bekommt genügend Einsatzzeiten, Unzufriedenheit kommt somit nicht auf. „Wir haben derzeit 26 Feldspieler im Kader, sechs bis acht machen daher eine Art Jobsharing mit dem Förderteam“, zeigt Eckert auf.

Zuletzt weckte der Freiburger FC auch bei einigen ehemaligen Junioren des SC Freiburg Interesse. „Sie probieren es oft erst in anderen Klubs, sehen dann die guten Strukturen bei uns und wechseln zum FFC“, erzählt Eckert. Einige Beispiele dafür sind Fabian Amrhein, Felix Dreher, Marvin Müller, Alexander Martinelli oder Karl-Luis Dees. Denn bei den Rotjacken erhalten sie nicht nur in unwichtigen Partien ihre Chance. Bei der 1:6-Niederlage vergangene Saison gegen den FC 08 Villingen brachte Eckert alle seine jungen Akteure. „Sie sehen so, dass wir ihnen vertrauen und zahlen das zurück“, berichtet Eckert. Manch einer mag ihm danach vielleicht vorgeworfen haben, er sei zu großes Risiko gegangen, habe sich verzockt. Aus der Vereinsspitze bekam er hingegen Lob. Er sei mit einer besseren A-Jugend angetreten. Denn Eckert, der Verein und sein Trainerteam verfolgen eine langfristige Vision: mit eigenen Kräften sich mindestens auf diesem Niveau zu stabilisieren – und zwar unabhängig von den leitenden Personen.

Ein weiterer Punkt bereitet Eckert bei der Arbeit mit jungen Spielern viel Freude: „Es ist Fakt, dass sie alles aufsaugen und nicht sofort auf den Geldbeutel schauen. Bei 26-Jährigen ist das bereits anders, die wollen nicht mehr diesen Aufwand betreiben und es soll auch was dabei rüberkommen.“ Wenn Eckert auf seinen Kader schaut, ist er sich seiner Sache ziemlich sicher: „Wir haben den Kader mit dem größten Entwicklungspotential.“ Seine Worte wählt er mit Bedacht, der Unterschied ist ihm wichtig, dass er nicht den Kader mit den besten fertigen Spielern hat. Doch eine erfolgreiche Saison dürfte das nicht behindern, im Gegenteil.
Aufrufe: 024.8.2017, 20:15 Uhr
Benedikt Hecht (BZ)Autor