2024-03-27T14:08:28.225Z

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Nur der Ball ist schneller: Fabian Schleusener (links) vom BSC - Angriffslustig, auch mit Knieschonern: Marco Senftleber (rechts) vom FFC. | Fotos: Patrick Seeger
Nur der Ball ist schneller: Fabian Schleusener (links) vom BSC - Angriffslustig, auch mit Knieschonern: Marco Senftleber (rechts) vom FFC. | Fotos: Patrick Seeger

Derby: Freiburger FC erwartet den Bahlinger SC

Ballverwerter und Ballklauer: Die Torjäger Fabian Schleusener (Bahlinger SC) und Marco Senftleber (Freiburger FC) vor dem Oberliga-Derby

Auf den Breisgau wartet am Samstag nicht nur ein Oberliga-Spiel, sondern gleich auch noch das Derby: Der Freiburger FC empfängt den Bahlinger SC. Für die Hausherren geht es um den Klassenerhalt, für die Gäste um den Aufstieg. Mittendrin: Die beiden Torjäger Marco Senftleber (FFC) und Fabian Schleusener (BSC).
Der Flachs blüht, wenn sich Fußballer unterschiedlicher Vereine in den Freiburger Szenetreffs abends über den Weg laufen. Seit einigen Wochen gehen Marco Senftleber vom Freiburger FC dabei die Argumente aus, wenn ihm Fabian Schleusener vom Oberliga-Konkurrenten Bahlinger SC begegnet. „Der neckt dann mit seinen 23 Treffern“, gesteht Marco Senftleber mit einem Lächeln. „Aber gut. Am Samstag kriegt er das zurück.“ Am Samstag, 15.30 Uhr, stehen sich die jeweils erfolgreichsten Torjäger ihrer Clubs im Freiburger Dietenbach-Sportpark zum zweiten Derby der Spielzeit gegenüber.

23 Tore in 28 Spielen – von der Marke des Fabian Schleusener ist nicht nur Marco Senftleber mit seinen aktuell neun Saisonerfolgen meilenweit entfernt. In der Torschützenliste der Oberliga liegen selbst die zweitplatzierten Bastian Heidecker (SSV Ulm) und Hakan Kutlu (SGV Freiburg) um satte acht Treffer zurück. „’Schleuse’ ist in diesem Jahr wahnsinnig kaltschnäuzig vor dem Tor und hat in seiner Entwicklung einen Riesensprung gemacht“, lobt der 27-jährige Senftleber seinen vier Jahre jüngeren Stürmerkollegen. Er verfolge das mit echter Begeisterung, da sei überhaupt kein Neid, versichert der FFC-Angreifer. „Ich wünsche ihm, dass es vielleicht noch ein Stück weitergeht.“

Vor fünf Jahren agierten die beiden eineinhalb Spielzeiten lang gemeinsam für den FC Denzlingen in der Verbandsliga. Dann trennten sich die Wege, Senftleber verschlug es zum damaligen Ligakonkurrenten VfR Hausen, Schleusener suchte die Herausforderung eine Spielklasse höher beim Bahlinger SC – und kam dort so gut zurecht, dass der Regionalligist SV Waldhof Mannheim anklopfte. Das halbjährige Gastspiel bei den Waldhöfern verbucht Schleusener, der im Januar 2014 auch aus Studiengründen zu den Kaiserstühlern zurückkehrte, als wichtigen Erfahrungsschritt. „Die Zeit in Mannheim hat mich weitergebracht, und der Unterschied zur Oberliga ist gar nicht so groß. Man kennt jetzt gewisse Spielsituationen und weiß sich darin besser zu verhalten.“ Man kann auch sagen: Der Ausflug zum Waldhof hat Schleusener jene Abgeklärtheit eingetragen, die sich für die Bahlinger nun in Toren auszahlt.

„Ich traue ihm sogar den Sprung in die Bundesliga zu.“ Trainer Pilipovic über Schleusener

Den Drang, sich ständig zu verbessern, treibt auch sein Trainer an. „Milo ist nie mit dir zufrieden, will immer das Beste aus dir rausholen. Da muss jeder im Training Gas geben“, sagt Schleusener über Milorad Pilipovic. Der BSC-Coach sieht bei allem Lob über den sprintschnellen Schleusener, der die 100 Meter beim Sportabitur in 11,0 Sekunden zurückgelegt hat, hier und da noch Luft nach oben. Im taktischen Bereich könne Schleusener noch dazulernen, sich im ballhaltenden Dribbling verbessern, also dann, wenn er vorne angespielt wird und der Rest der Mannschaft nachrücken muss. Das Potenzial für höhere Sphären liegt für Ex-Profi Pilipovic aber offen: „Ich traue ihm sogar den Sprung in die Bundesliga zu.“

Warten wir’s ab. Schleusener, der noch ein Jahr Vertrag in Bahlingen hat, steht jedenfalls in einigen Notizbüchern professionell arbeitender Klubs. Interessant: Seine Jugend verlief ausschließlich beim FC Denzlingen und damit fern aller Nachwuchsleistungszentren, auch jenes des SC Freiburg. Was wohl auch daran lag, dass Schleusener körperlich zunächst langsam heranreifte und erst mit etwa 16 Jahren seine eigene Schnelligkeit entdeckte: „Ich war ein kompletter Spätzünder und habe erst in der B-Jugend gemerkt, hoppla, ich kann ein bisschen schneller rennen als andere.“

Natürlich könnte Schleusener niemals so erfolgreich sein, wenn seine Nebenleute, hier und da ebenfalls mit Regionalliga-Erfahrung gesegnet, nicht ständig Räume öffneten und Pässe zielgenau schlügen. „Die Bahlinger beherrschen ihren Gegner halt öfter als wir“, stellt Marco Senftleber fest, der trotz der geringeren Trefferquote mit der bisherigen Saison durchaus zufrieden sein kann. Der Ältere der beiden Senftleber-Brüder ist nicht mehr der Stoßstürmer früherer Zeiten, kommt nun wie Schleusener auch verstärkt über die Flügel. Senftleber sucht jedoch mehr das Passspiel mit seinen Teamkollegen als 1:1-Situationen wie sein Ex-Teamkollege.

„Marco steht für die guten Werte bei uns und ist eine ganz wichtige Säule, auf dem Spielfeld wie auch als Mensch“, verdeutlicht sein Trainer Ralf Eckert. Als „Ballklauer“ (Eckert) beim vorgeschobenen Pressing hat der Tierpfleger auf dem Mundenhof-Gehege, der wegen seines Berufs schon mal ein Wochenende aussetzen muss, dem Aufsteiger bereits wertvolle Dienste geleistet. Für die kommende Saison hat Marco Senftleber als einer der Ersten beim FFC zugesagt. Unabhängig von der Spielklasse. Es könnte ja wieder zurück in die Verbandsliga gehen, im Gegensatz zum Bahlinger SC, der die Regionalliga im Blick hat. Auch hier liegt Senftleber jeglicher Neid fern: „Wäre toll, wenn es der BSC schafft."
Aufrufe: 023.4.2015, 22:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor