2024-04-29T14:34:45.518Z

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– Foto: Heiko van der Velden, Günter von Ameln

Fink: "Der direkte Wiederaufstieg ist kein Muss"

Fortunas Ex-Kapitän spricht über das Ende seiner Profikarriere, zerstörte Pläne und sein Vertrauen in Trainer Uwe Rösler.

Dass Oliver Fink den Abstieg von Fortuna ganz gut verarbeiten kann, liegt vor allem an einem kleinen Mann: Ferdinand, seinem im Mai geborenen Sohn. „Wenn er mich anlächelt“, beschreibt der 38-Jährige, „ist alles andere vergessen.“ In diesen Tagen verbringt „Finki“ viel Zeit mit seinem Kleinen.

Ab und an sehen beide zusammen nach, ob bei den Umbauten am neu gekauften Haus in Meerbusch alles nach Plan läuft. Die Familie Fink wird endgültig heimisch in Düsseldorf. Nach elf Profijahren wechselt der gebürtige Oberpfälzer von den Profis in Fortunas U23-Mannschaft in die Regionalliga.

Herr Fink, Ihren Abschied vom Profifußball haben Sie sich sicher anders vorgestellt. Wie ist die Gefühlslage?

Fink Das war ganz klar ein Abschluss, den man nicht haben möchte. Über allem stand der Klassenerhalt – den haben wir leider verpasst. Als ich nicht mehr sportlich eingreifen durfte, habe ich mir gedacht: Vielleicht ist genau das der Beitrag, den du leisten musst, damit wir in der Liga bleiben. Aber jetzt sind wir abgestiegen, und ich habe keine sportliche Rolle mehr gespielt. Das ist bitter. Jetzt, wo wir beide gerade darüber reden, ist die Enttäuschung direkt wieder riesengroß.

Denken Sie, mit Ihnen auf dem Platz wäre Fortuna nicht abgestiegen?

Fink Nein, der Gedanke liegt mir fern. Aber ich habe schon manchmal nach einer Niederlage gedacht: Vielleicht kann ich im nächsten Spiel dann helfen, oder im nächsten, oder in dem darauf. Es hat aber – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr gereicht. Das war unbefriedigend.

Wieso haben Sie, Coach Uwe Rösler oder andere keinen Impuls von außen geben können?

Fink Wir haben oft gezeigt, dass wir in der Bundesliga mithalten konnten. Aber die Englische Woche am Ende war entscheidend. Die Spiele gegen Dortmund und Leipzig haben physisch und psychisch so viel Kraft gekostet, dass wir in den entscheidenden Spielen auf dem Zahnfleisch gegangen sind. Die Partie gegen Augsburg war der Knackpunkt.

Im Umfeld herrschen unterschiedliche Meinungen vor: Manche sagen, Fortunas Verantwortliche gehen zu locker – ohne personelle Konsequenzen – mit dem Abstieg um, manche halten diese ruhige Art der Aufarbeitung für richtig. Was sagen Sie?

Fink Das wird man erst in der Zukunft richtig beurteilen können. Ich bin aber auch ein Freund davon, die Dinge sachlich aufzuarbeiten. Fußball ist und bleibt ein Mannschaftssport. Es liegt nie nur an einer Person, wenn der Erfolg ausbleibt. Es gibt ohnehin einen großen Umbruch, also sollte nicht alles in die Tonne gehauen werden. Es muss auf den guten Dingen aufgebaut werden. Aber es wird schwierig.

Wie schwierig wird es denn?

Fink Nürnberg wäre beinahe abgestiegen. Ingolstadt, Paderborn, Braunschweig sind auch warnende Beispiele dafür, dass es schnell noch weiter nach unten gehen kann. Mittelfristig sollte es natürlich um die Rückkehr in die Bundesliga gehen. Aber im nächsten Jahr noch nicht.

Sie glauben also, dass die Zielsetzung gar nicht direkter Wiederaufstieg lauten muss?

Fink Der direkte Wiederaufstieg ist kein Muss. In der vergangenen Saison hieß es, Stuttgart und Hamburg gehen fix hoch, es geht nur noch um den Relegationsplatz. Bielefeld und Heidenheim haben gezeigt, dass es mit ruhigem Aufbau funktionieren kann. Zu sagen, wir müssen sofort wieder hochgehen, macht die Sache nicht einfacher.

Sie bleiben bei Fortuna, wechseln als Führungsspieler ins U23-Team. Sie hatten auch mit einem Wechsel in die USA geliebäugelt. Wieso ist es nun so gekommen?

Fink Die Corona-Pandemie hat meine Pläne untergraben. In den USA ist die Lage noch dramatischer. Keiner weiß, wie es da in Zukunft weitergehen wird. Somit war der Wechsel in die Zwote für mich der logische Schritt. Für mich war wichtig, dass Lumpi im Trainerstab dabei ist. Und: Für mich schließt sich der Kreis. Ich habe mein erstes Seniorenjahr ja auch bei den Amateuren in Regensburg gespielt. Jetzt ist die Karriere rund.

Zurück zum Profiteam: Worauf wird es bei Fortuna in der Zweitligasaison ankommen?

Fink Grundsätzlich auf einen guten Kader und auf Geduld. Man darf sich nicht verrückt machen lassen und sollte die Ziele nicht zu hoch schrauben. Das würde den Saisonstart etwas einfacher machen.

Glauben Sie Uwe Rösler ist der richtige Mann für diese Aufgabe?

FinkJ a, ich glaube schon. Er hat eine gute Vision, ist ein guter Trainer, der Spieler weiterentwickeln kann.

Patrick Scherer führte das Gespräch.

Aufrufe: 022.7.2020, 12:00 Uhr
RP / Patrick SchererAutor