2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ende August geht es los: Dann tritt Team Afrika in der Kreisliga an.  | Foto: Privat
Ende August geht es los: Dann tritt Team Afrika in der Kreisliga an. | Foto: Privat

Flüchtlinge starten mit eigener Mannschaft in der Kreisliga

Dritte Mannschaft der Sportfreunde Hügelheim spielt als Team Afrika mit

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Mit Hilfe des Müllheimer Helferkreises und der Sportfreunde Hügelheim ist eine Fußballmannschaft für Flüchtlinge entstanden. Team Afrika kümmert sich dabei nicht nur um Tore, sondern auch um die Platzpflege
Der Britzinger Sportplatz war jahrelang kaum bespielbar. Wildwuchs und Unebenheiten machten eine ernsthafte Nutzung unmöglich. Nun ist er jedoch wieder voller Leben: Seit ein paar Monaten sieht man dort regelmäßig Menschen arbeiten - und trainieren. Der Müllheimer Verein Zuflucht hat eine Flüchtlingsmannschaft auf die Beine gestellt, die sich um den Platz kümmert und bereits ihr erstes offizielles Spiel gegen eine deutsche Mannschaft bestritt.

"Am Anfang haben viele noch in Badelatschen oder barfuß trainiert, so schlimm ist es zum Glück nicht mehr", sagt Georg Imgraben von Zuflucht e.V. Die Idee für die Flüchtlingsmannschaft wurde konkret, als er zufällig den jetzigen Trainer Samaram Njie getroffen hat. Der kam vor über 20 Jahren als Profifußballer aus Gambia nach Deutschland und trainiert nun immer sonntags das neu formierte Team Afrika. Unterstützt wird er vom Gambier Omar Gassama und den Torwarttrainern Georg Imgraben und Lutz Schenk.

Das Training findet auf dem Sportplatz in Britzingen statt. Bis vor kurzem rollte dort allerdings noch kein Ball, sondern schweres Gerät - denn die Spielfläche glich einer Kraterlandschaft. Mittlerweile hat das Team den Rasen eigenhändig wieder in Schuss gebracht, sodass Mitte Juli nach etlichen Jahren wieder das Britzinger Grümpelturnier stattfinden konnte. Die passenden Werkzeuge und Maschinen für die Ausbesserungen stellte die Landschaftspflegefirma von Georg Imgrabens Bruder, Frank Imgraben, zur Verfügung. Regelmäßig mähen die Jungs nun den Rasen, schneiden Büsche - und wollen demnächst einen kleinen Brunnen bauen.

Damit die Mannschaft ganz offiziell am Spielbetrieb teilnehmen konnte, musste ein Verein gefunden werden. Die Sportfreunde Hügelheim waren sofort dabei. "Wir sind dem Verein sehr dankbar, dass er uns diesen Traum ermöglicht", freut sich Imgraben über den Stand der Dinge. Zwar trainieren die meisten Spieler momentan noch mit gespendeten, meist gebrauchten Fußballschuhen, die "ab und zu auseinanderfallen". Doch die überwältigende Spendenbereitschaft von Unternehmen und Privatleuten stimmt das ganze Team zuversichtlich. Imgraben hofft, dass die fußballbegeisterten Afrikaner die kommende Saison alle mit neuen Fußballschuhen und Schienbeinschonern bestreiten können.

Denn die fehlten beim Spiel gegen die erste Mannschaft der Sportfreunde Hügelheim am Dienstag noch. Die Afrikaner versenkten nach wenigen Minuten das Leder im Kasten. Es folgte eine sehenswerte und freundschaftliche Partie mit immer wieder guten Chancen auf beiden Seiten, gestikulierenden Trainern und vor allem Spaß am Fußball. Auf dem Kickplatz gebe es keine Beschränkungen von Seiten der Behörden, sagt Imgraben. "Beim Fußball können die Flüchtlinge dem Stress und der Enge im Asylheim entkommen und merken, dass sie ihr Leben wieder in der eigenen Hand haben."

Das Trainerteam hat ganze Arbeit geleistet in den letzten Wochen. Die Mannschaft hat schnell zueinander gefunden, auch wenn noch nicht jeder Spielzug perfekt sitzt. Dafür sitzen schon deutsche Begriffe wie "Schiri" und "Abseits". Da die Jungs als Fußballer ständig unter Leute kommen, werden auch die Deutschkenntnisse immer besser.

Am Ende stand es nach starkem Spiel drei zu eins für die deutsche Mannschaft. Trotz Niederlage hat das afrikanische Team jede Menge Fans gewonnen. Außerdem hat das Spiel gezeigt, wie der Fußball seinen Beitrag zur Integration leisten kann: Auch zwei Flüchtlinge aus Albanien, die erst seit einer Woche in Müllheim sind, waren dabei. "Die beiden sind jetzt schon voll in die Mannschaft integriert", so Imgraben. In der kommenden Saison tritt das Team als dritte Mannschaft der Sportfreunde in der Kreisliga an.

Die Entwicklung des Projekts ist in dieser Form sicherlich einzigartig, findet Imgraben. Die jungen Männer seien teilweise jahrelang in Afrika unterwegs gewesen und hätten dabei oft ums Überleben kämpfen müssen. "Und nun sitzen die Jungs in Hügelheim in einer richtigen Kabine mit richtigen Duschen, haben richtige Trikots und richtige Fußballschuhe an, und können rausgehen und den Leuten zeigen, was sie können." Für Team Afrika beginnt die Saison am Sonntag, 23. August, mit einem Heimspiel im Eichwaldstadion.
Aufrufe: 031.7.2015, 15:07 Uhr
Erik Stahlhacke (BZ)Autor