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WM 2014
Der erste Ballkontakt: Noch ist Dancer etwas schüchtern, aber bis zum Anpfiff klappt das schon noch.  Foto: Julia Schilling
Der erste Ballkontakt: Noch ist Dancer etwas schüchtern, aber bis zum Anpfiff klappt das schon noch. Foto: Julia Schilling

Hier trainiert unser WM-Orakel

FUSSBALLWELTMEISTERSCHAFT Rentier Dancer sagt für die AZ-Leser den Ausgang der Deutschlandspiele voraus

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NIEDERHAUSEN. Nervös trippelt Mannschaftskapitän Dancer am Spielfeldrand entlang. Die Deutschlandbinde am linken Huf sitzt. Gleich ist es so weit. Gleich wird er eingewechselt. Coach Sonja packt ihren Starkicker noch mal fest am Zaumzeug. Ein tiefer Blick in die treuen Rentieraugen und los geht’s.

Dancer stürzt aufs Spielfeld. Jetzt zählt nur noch der Ball. Schiedsrichterin Emmi stürmt mit schweren Schritten und wackelnden Ohren hinter Dancer her. Die rosa Zunge hüpft bei jedem Sprung im Mundwinkel auf und ab. Jetzt hat Dancer den Ball zwischen den Hufen. Er rennt an Mari, Blitzen und Lissi vorbei, lässt sie aussehen, als hätten sie noch nie einen Ball gesehen. Mädels, wo bleibt die Abwehr? Und da hat Dancer auch schon das nächste Hindernis aus dem Weg geräumt, Kleo hat sich vom Futternapf ablenken lassen.

Täglicher Frühsport

Linker Huf, rechter Huf, Dancer ist im Begriff Fußballgeschichte zu schreiben. Die Menge tobt. Cheerleader Ronja dreht neben dem Tor Pirouetten. Coach Sonja reißt die Arme in die Luft, ihr Mann Stefan die Augen auf. Die Spannung auf dem Rasenplatz in Niederhausen ist mit Händen zu greifen. Dancer stürzt auf das Ende der Wiese zu, neigt den Kopf und... Toooor!

So oder so ähnlich geht es beim täglichen Frühsport auf der Rentieralm von Sonja Persch-Jost in Niederhausen zu. Denn auch ein Rentier will schließlich beschäftigt werden. „Wieso auch? Gerade!“, schmunzelt die Rentiermama und hält den Futterbecher in die Menge. Hungrige Mäulchen mit butterweichen Lippen recken sich ihr entgegen. Lissi hat genug gefressen und hüpft schon mal mit den Vorderhufen auf einen abgesägten Baumstamm. „Das hat sie gerade gelernt“, erzählt Persch-Jost stolz.
Schiedsrichterin Emmi hat alles im Blick. Auch wenn es in der Mannschaft gerade verdächtig nach Halbzeitpause aussieht...(Fotos: Julia Schilling/Sonja)

Irgendwie geht es auf der Wiese hoch über dem Nahetal zu, wie in einem Klassenzimmer. Während Lehrerin Sonja Persch-Jost versucht, ihre Schüler zur Raison zu rufen, toben die wie wild umher. Ronja will zeigen, wie gut sie tanzen kann. Aber nur, wenn die anderen nicht hingucken. Mari tobt mit Dogge Emmi – irgendwann wird man ihr sagen müssen, dass sie kein Rentier ist – über die Wiese und Blitzen hängt schon wieder mit dem Kopf im Futternapf.

„Rentiere sind sehr fordernd und wollen unbedingt zeigen, was sie gelernt haben“, zuckt Persch-Jost entschuldigend mit den Schultern, „jedes Tier hat seinen eigenen Charakter.“ Es ist gar nicht so leicht, Ruhe in die aufgeregte Truppe zu bringen. Kein Wunder, schließlich ist heute ein besonderer Tag. Dancer hat heute seinen ersten Auftritt als WM-Orakel der Allgemeinen Zeitung. Da kann man schon mal nervös sein.
Auch ein Fußballstar braucht Streicheleinheiten: Sonja Persch-Jost und Dancer beim Kuscheln. (Fotos: JuliaSchilling/Sonja Persch Jost)

Im Vorfeld hat er schon fleißig geübt, eigentlich dürfte jetzt nichts mehr schief gehen. Die beiden Futternäpfe sind mit den Flaggen für Deutschland und Portugal präpariert – die erste Begegnung für unsere Jungs in Brasilien –, Dancer kann loslegen.

Zwei Flaggen, zwei Näpfe

Sonja Persch-Jost führt ihn am Halfter direkt vor die grünen Schüsseln, zeigt ihm noch mal den Weg und – zu spät. Lissi hat das Futter entdeckt und schon mal fleißig los orakelt. Ihrem Geschmack nach gewinnen aber beide Teams. Mehrfach, wie es aussieht. Also noch mal von vorne. Die Mädels müssen an die Seitenlinie, jetzt ist der Mannschaftsstar dran.

Dancer steht wieder vor den beiden grünen Schüsseln. Langsam setzt er sich in Bewegung, schnüffelt sich seinen Weg Richtung Orakelfutter. Kurz schwenkt er ein bisschen nach links, direkt auf den Napf mit der portugiesischen Flagge zu. „Konzentrier Dich Junge“, ruft da Stefan Persch vom Spielfeldrand aus und Dancer ist wieder auf Kurs. Schnurstracks läuft er auf die Pötte zu, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Er senkt den Kopf und...

Wie Dancer sich entschieden hat, lesen Sie am Montag, 16. Juni, im Kreisteil dieser Ausgabe der Allgemeinen Zeitung oder online unter www.allgemeine-zeitung.de.

Und so wird orakelt:

Künftig wird Dancer im Vorfeld jedes Spiels der Deutschen Fußballnationalmannschaft seine Schnauze schon mal über den Ausgang entscheiden lassen. Zwei Näpfe werden ihm dafür angeboten. In jedem ist das gleiche Futter, nur eben die Flagge auf der Vorderseite ist verschieden. Dancer entscheidet sich für einen Napf und trifft so seine fachmännische Wahl. Wenn er stattdessen lieber Gras frisst, wird das als Unentschieden gewertet...


Hier trainiert das Nachwuchsteam der Rentier-Nationalmannschaft. (Fotos: Julia Schilling/Sonja Persch Jost)

Aufrufe: 011.6.2014, 06:30 Uhr
Julia SchillingAutor