2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: FuPa Brandenburg

Felix Hahn und der Traum vom Profi

JUGEND: +++ 14-jähriger Alsfelder wechselt ins Bundesliga-Nachwuchszentrum von Mainz 05 / Von Altenburg über Wieseck zum FSV +++

Alsfeld. Fußball, das ist sein Leben – für Fußball-Nachwuchstalent Felix Hahn ging am 1. Juli ein großer Traum in Erfüllung: Der 14-Jährige aus Alsfeld schnürt fortan seine Fußballschuhe im Nachwuchsleistungszentrum von Bundesligist Mainz 05.

„Wenn Kinder klein sind, gib‘ ihnen Wurzeln, wenn sie groß sind, verleih‘ ihnen Flügel“, brachte schon Anfang des 18. Jahrhunderts der Dichter Johann Wolfgang von Goethe eine Weisheit zum Ausdruck, die noch heute großen Bestand hat, auch wenn dabei das Mama-/ Papa-Herz vielleicht mehr weinen könnte als lachen. Wie eng nämlich dabei die Gefühle der Freude, Sorgen und Ängste beieinanderliegen, spürt die Familie von Felix Hahn gerade am eigenen Leib. Fragt man deren Fußball-Herz zur Entscheidung, dem Junior und großen Bruder die einmalige Chance der Talentförderung in einem Proficlub zu geben, sprechen Begeisterung, Jubel und Anerkennung klare Worte. Fragt man aber das sensible Mama-, Papa-, Bruder-Herz, melden sich ganz andere Komponenten, die – auf einen Nenner gebracht – den Jungen keinesfalls hergeben und nicht für einen Tag im „Hotel Mama“ missen möchten.

So lange sie zurückblicken können, gebe es für ihre beiden Jungs Felix und den Neunjährigen Moritz immer nur mit Ball, drehen die Eltern Steffi und Jens Hahn die Uhr auf den Anfang eines Fußballmärchens zurück, welches den großen Sohnemann mit ordentlich Power seinem Traum einen gewaltigen Schritt näher bringt.

Schon als fünfjähriger Knirps hatte Felix ein genaues Ziel vor Augen: „Ich will Fußball spielen!“ Gerne unterstützten die Eheleute die Leidenschaft ihres Kindes und meldeten den Jungen vor knapp zehn Jahren beim SV Altenburg zum Fußball an. Bambini-Gruppe, F- und E-Junioren – der Bub kickte sich von einer Altersklasse zur nächsten. Je mehr und länger er trainierte, desto höher setzte er für sich die persönliche Messlatte in Disziplin, Präzision und technischem Spiel. Im Sommer 2015 wechselte Felix dann zur TSG Wieseck und stellte sich bis dato ebenso den Herausforderungen des Trainers und der Gegner auf dem Fußballfeld.

Hahn spielte in der Kreis-, Gruppen- und Verbandsliga. Der Youngster schaffte auch den Sprung in die Regionalauswahl Gießen/ Marburg. Er stand im Fokus der Hessenauswahl und freute sich in besonderem Maße über die Matches gegen ältere Kicker und Testspiele gegen Nachwuchstalente der Bundesligisten oder internationale Mannschaften. Außerdem war er im Talentförderprogramm des DFB. Kurzum: Das Eltern-Opa-Taxi rollt seit Jahren mehr für Fußball durch die Lande als für alles andere.

Zeitgleich nahmen diverse Scouts oder Talentspäher unterschiedlicher Profivereine den talentierten Fußballer immer wieder auf dem Spielfeld in Augenschein und behielten ihn im Auge. Schon im Herbst 2016 stand das Telefon im Hause Hahn nicht mehr still. Die Coaches bekundeten ihr Interesse an Felix und bescherten damit den Eltern bis heute manch‘ schlaflose Nächte mit der Kernfrage „sollen wir jetzt dem Glück unseres Sohnes im Wege stehen oder die Chance ergreifen?“ Schließlich bedeutete die Zustimmung desgleichen ein totales Umkrempeln der gewachsenen Familienstruktur mit tausenden von Fragen, die kein anderer – auch keine Vorgänger mit gleicher Ausgangsposition – und schon gar nicht ein Außenstehender bis heute 100-prozentig beantworten kann. Jeder einzelne Mensch empfindet, denkt und handelt individuell. Einzig und allein die Eltern kennen ihren Sohn am besten. Und der weiß genau, was er will. „Ich gehe nach Mainz. Es ist mir eine Ehre, für Mainz 05 aktiv sein zu dürfen“, bringt Felix seine Freude auf dem Punkt.

Auf der einen Seite spüren Jens und Steffi Hahn den eisernen Willen, die tiefe Entschlossenheit und den hohen Einsatz, den ihr Sohn für die Erfüllung seines Lebenstraumes „Profifußballer“ seit jeher aufbringt. Und sie kennen seine Entscheidung, bevor er sie ausspricht. Auf der anderen Seite aber sehen sie ihren Jungen, ein Kind auf dem Weg zum Erwachsenwerden, ein Familienmensch, der den Rückhalt und die Umgebung seiner Familie und Freunde ebenso braucht wie die Luft zum Atmen. Demnach kamen alle pro und contra-Argumente auf den Tisch mit allen Konsequenzen.

Für die Eltern war es gewissermaßen ein Segen, dass ihr Sohn vor drei Jahren einfach noch zu jung für den alleinigen Umzug nach Mainz war. Einzige Möglichkeit wäre gewesen, beinahe jeden Tag den Sohnemann nach Mainz zum Training und zu anstehenden Spielen zu fahren – und das war schlichtweg unmöglich, zumal auch der jüngere Bruder Moritz seinen Raum zur freien Entfaltung braucht.

Die Scouts von Mainz 05 blieben am Ball, stellten trotzdem die Weichen auf Zukunft und reservierten dem Alsfelder Nachwuchstalent ab der Saison 2019/ 2020 einen Internatsplatz in ihrem Nachwuchszentrum. Die Familie hatte somit genügend Zeit, sich mit den Plänen ihres Sohnes und den Veränderungen vertraut zu machen, das neue Umfeld des Juniors näher kennenzulernen sowie einen „Schlachtplan“ zu entwickeln, für den direkten „heißen Draht“ zum Sohnemann in Mainz. „Ob Tag oder Nacht, im Notfall geht es direkt auf die Autobahn“, sind sich die Familienangehörigen einig.

„Jetzt gilt‘s“, fiebert Felix nun seinem Umzug mit Euphorie entgegen. Die Eltern lassen ihn ziehen, wenn auch mit Bauchweh und gemischten Gefühlen in elterlicher Fürsorge um ihren Sohn. Ein natürlicher Umstand und Beschützerinstinkt, der übrigens die meisten Eltern umhertreibt, wenn der Nachwuchs das heimische Nest verlässt – egal wie alt die Kinder sind. Und ob am Ende die Erfüllung des Traumes von einem Fußball-Profi stehen wird, bleibt abzuwarten.



Aufrufe: 03.7.2019, 21:00 Uhr
Linda Buchhammer (Oberhessische Zeitung)Autor