2024-05-02T16:12:49.858Z

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In Dornbusch beginnt eine neue Zeitrechnung

Es Spiel in der neu gestalteten 4. Kreisklasse in Stade

Still und leise hat die Premierensaison der neuen 4. Kreisklasse begonnen. Im ersten Spiel der untersten Fußball-Spielklasse musste sich der FC Wischhafen/Dornbusch III Bützfleth III geschlagen geben. Unter den Betroffenen ist die Reform umstritten.
Keine fünf Minuten nach dem Spiel haben die Fußballer des FC Wischhafen/DornbuschIII die 1:3-Pleite zum Auftakt der Saison abgehakt. In ihren durchgeschwitzten grünen Trikots und weißen Hosen sitzen sie nun auf Festzeltbänken und Holz-Klappstühlen unter dem Vordach des Verkaufstandes auf dem Fußballplatz in Dornbusch und vertilgen die erste Bratwurst vom Pappteller. Dazu gibt es Pils aus der Flasche. Der Gegner aus Bützfleth steht zu diesem Zeitpunkt bereits unter der Dusche.

Hinter den beiden Mannschaften liegen 90 Minuten Fußball, ein gewissermaßen historisches Spiel. Am Sonntag um 12.04 Uhr, mit vier Minuten Verspätung also, rollte aufgrund einer Spielverlegung zum ersten Mal der Ball in der neuen 4.Kreisklasse Nord, die nach der Abschaffung der 5.Kreisklasse nun die unterklassigste Liga im Landkreis Stade bildet (das TAGEBLATT berichtete) - und unter den Betroffenen umstritten ist.

Wobei: So ganz gehört die 5.Kreisklasse nicht der Geschichte an. Sie kehrt zurück, wenn die Mannschaften der Nord- und Südstaffel jeweils einmal gegeneinandergespielt haben. Dann geht’s für die jeweils besten Fünf im Herbst in der 4. Kreisklasse weiter. Der Rest steigt in die 5. Kreisklasse ab. Die Mehrheit der Vereine hat sich in einer Abstimmung für dieses Modell entschieden.

Das Trainerteam des FC Wischhafen/Dornbusch hat dagegen gestimmt. "Jetzt ist jedes Spiel ein Endspiel", sagt Thomas Jäger, "man hat immer Druck." Gerade für reine Freizeitmannschaften könnte das zum Problem werden: "Wir haben selten einen konstanten Kader beisammen." Jägers Trainerkollege Andreas Brandt nickt zustimmend.

FC-Spieler Rolf Gausepohl äußert nach dem ersten Spiel den vorsichtigen Wunsch, ab Herbst gerne weiter in der 4.Kreisklasse zu spielen. Er gehört einer Spezies an, die im unterklassigen Fußball dort noch zu finden ist, wo die Viererkette noch nicht angekommen ist: Gausepohl spielt auf der Position des Libero. Wenn seine Vorderleute sich den Ball in der gegnerischen Hälfte zuspielen, dann steht Gausepohl mit in die Hüften gestemmten Armen irgendwo zwischen Mittelkreis und eigenem Strafraum. "Wenn die Jungs den Ball verlieren, dann muss ich das ausbügeln." So erklärt der 40-jährige Servicetechniker aus Drochtersen seine Rolle auf dem Spielfeld.

Die spritzigen, weil jungen Bützflether Fußballer (21 Jahre im Durchschnitt) lassen Gausepohl und seine Mitspieler (30 Jahre im Schnitt) im ersten Durchgang alt aussehen. Erst Rene Wiedemann mit einem Doppelschlag (24. und 34. Minute) und dann Torben Mundhenke (43.) bringen den TuSV Bützfleth mit 3:0 in Führung. "Männer, ihr müsst mehr bei den Annahmen stören", ruft Gausepohl seinen Vorderleuten zu. Einige Schwalben jagen im Tiefflug über den Rasenplatz, auf der benachbarten Weide grast ein halbes Dutzend Kühe und lässt sich von den Fußballern nicht beeindrucken.In der Halbzeitpause lassen sich die FC-Spieler auf den schattigen Rasen hinter der Reservebank sinken. Trainer Jäger fordert mehr Kommunikation: "Redet miteinander, ihr seid Kumpels." Auch Gausepohl meldet sich mit seiner Forderung nach mehr Bewegung zu Wort. Und so kommt es, dass sich der Gastgeber im zweiten Durchgang aufbäumt, sich aber nur mit dem Treffer zum 1:3-Endstand durch Kai Dreyer belohnen kann.

Der TuSV BützflethIII hat in Dornbusch seinen ersten Sieg überhaupt gefeiert. Die Mannschaft setzt sich zu einem Großteil aus früheren Jugendspielern zusammen, die in der A-Jugend keine Perspektive im Verein hatten und nun, im Herrenbereich, wieder zurückgekehrt sind. "Die Jungs wollen Spaß haben", sagt Bützfleths Trainer Detlef Wichern, "und mit Freunden ein bisschen kicken."

Doch Wichern schlägt nach dem Sieg in Dornbusch auch kritische Töne an: "Ich hatte ein bisschen Angst um meine Jungs." Er spricht von einigen Fouls der FC-Spieler, die nur so seine wendigen Kicker hätten stoppen können. Wichern glaubt, dass das Problem auch durch die Aufteilung der Nord- und Südstaffel in eine 4. und 5.Kreisklasse eingedämmt werden könnte - wenn im Herbst die besseren und die schlechteren Teams in eigenen Ligen zueinanderfinden.14.15 Uhr. Das (inoffizielle) Eröffnungsspiel der 4. Kreisklasse ist seit knapp einer halben Stunde vorbei. Die rund 20 Zuschauer haben den Platz längst verlassen. Zurück bleiben nur die Wischhafener Fußballer - mit Pils in der einen und Bratwurst in der anderen Hand.
Aufrufe: 07.8.2017, 18:00 Uhr
Tageblatt / Tim ScholzAutor