2024-04-23T13:35:06.289Z

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F: Michael Schnieders
F: Michael Schnieders

0:7 - der Meister ist ein paar Nummern zu groß

Beeck geht bei Viktoria Köln unter. Es hätte auch zweistellig werden können. Körperliche und geistige Frische fehlen völlig.

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Eine Kölner Brauerei stiftet für jedes Heimspieltor Viktoria Kölns ein sogenanntes Pittermännchen - ein Zehn-Liter-Fässchen Kölsch. Die werden die Saison über gehortet - und schließlich bei der Saisonabschlussfeier den Fans ausgeschenkt. Im Spiel gegen den FC Wegberg-Beeck sind so nun stattliche 70 Liter Freibier dazugekommen. Denn Meister Viktoria schlug den Aufsteiger vor 832 Zuschauern im Sportpark Höhenberg 7:0 - bei jedem Treffer wies der Stadionsprecher bestens gelaunt auf das weitere Pittermännchen hin.

Die Laune im Keller war nach dem ungleichen Duell dagegen bei Beecks Teamchef Friedel Henßen: "So hoch haben wir noch nie verloren. Wir sind nur hinterhergelaufen, überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen. Wir haben in den vergangenen Wochen viele Schwierigkeiten gemeistert. Doch das Spiel müssen wir ganz schnell abhaken." Dabei hatte Henßen eine nominell starke Elf aufs Feld schicken können. Die zuletzt angeschlagenen Simon Küppers, Sebastian Wilms, Shpend Hasani und Sascha Tobor waren alle rechtzeitig fit geworden - und Sahin Dagistan saß immerhin bereits wieder auf der Bank.

Doch bereits nach 126 Sekunden wurden die Kleeblätter eiskalt erwischt: Viktorias Kapitän Mike Wunderlich setzte im Strafraum seinen Stoßstürmer Timm Golley in Szene, drei Beecker hielten respektvoll Abstand, Golley schob überlegt ins kurze Eck ein. Nachdem Golley zwei weitere erstklassige Chancen vergeben hatte (12.+14.), klingelte es kurz darauf erneut in Beecks Kasten: Nach Golleys Zuspiel wand sich Simon Handle elegant um Beecks Danny Fäuster rum und vollendete gekonnt (20.). Im Anschluss ließ es die Viktoria ruhiger angehen, ohne dass Beeck daraus hätte Kapital schlagen können. Nico Czichi war dann für Beecks im gesamten Spiel einzigen Schuss aufs Tor verantwortlich. Sein Schuss von der Strafraumgrenze wurde aber recht leichte Beute für Kölns Torsteher Sebastian Patzler (21.).

Bis zum Pausenpfiff tat sich nicht mehr viel, die Platzherren begnügten sich gegen harmlose Gäste mit der Spielkontrolle. Größeren Unterhaltungswert bot dann das Pausengeschehen auf dem Platz. Denn da hätte Kandidat Serkan beim Spiel "Pfosten, Latte, Pfosten" fast ein Auto gewonnen. Spielregel: Vom Elfmeterpunkt musste er beim ersten Schuss den linken Pfosten treffen, beim zweiten die Latte und beim dritten den rechten Pfosten. Die beiden ersten Schüsse klatschten tatsächlich ans jeweilige Metall. Das Publikum ging richtig mit - der dritte Schuss landete dann aber knapp neben dem rechten Pfosten.

Sehr genau zielte nach dem Seitenwechsel dafür die Viktoria mitsamt einem überragenden Trio. Denn den meisten Alarm machte gegen zunehmend resignierende und lethargische Gäste noch nicht einmal Wunderlich, Viktorias Starspieler schlechthin, sondern neben Stoßstürmer Golley die beiden Außenstürmer Handle und Kevin Holzweiler. Letzterer eröffnete nach einem feinen Zuspiel Felix Backszats auch den Torreigen in Hälfte zwei (55.). Dann ging es Schlag auf Schlag: Per sehenswertem Schlenzer von der Strafraumgrenze erhöhte der sträflich freistehende Wunderlich auf 4:0 (65.). Handle legt darauf Holzweiler dessen zweiten Treffer auf (67.). Der frühere Spieler von Borussia Mönchengladbach II gab dann seinerseits die Vorlage zu Golleys zweitem Treffer zum 6:0 (73.), ehe auch Handle auf Flanke des eingewechselten Marc Brasnic seinen Doppelpack schnürte (85.).

"Ich war heilfroh, als der Schiri endlich abpfiff", bekannte Beecks Kapitän Maurice Passage und schob nach: "Heute haben wir sehr deutlich unsere Grenzen aufgezeigt bekommen. Wir sind nur hinterhergelaufen. Ich hatte das Gefühl, als ob die Viktoria zumindest einen Spieler mehr auf dem Platz hatte. Und wenn sich die Kölner bei einigen Abseitssituationen noch etwas cleverer angestellt hätten, dann wäre es wohl gar zweistellig geworden. Fußballerisch und läuferisch war die Viktoria jedenfalls eine Klasse für sich."

Bemerkenswerte Worte des Mitgefühls fand nach dem vierten Kölner Sieg in Folge Viktorias sympathischer Trainer Marco Antwerpen. Der wollte sich nicht lange mit der eigenen Leistung aufhalten ("dass ein Trainer nach einem 7:0 zufrieden ist, dürfte ja klar sein"), sondern versuchte, den geschätzten Kollegen Henßen aufzurichten: "Ihr hattet noch das kräftezehrende Pokalspiel in Freialdenhoven in den Knochen, wir waren frischer. Lasst euch von diesem Spiel nicht entmutigen. Mit 16 Punkten habt ihr das bislang sehr gut gemacht. Friedel, du machst gute Arbeit!"

Aufrufe: 022.10.2017, 20:53 Uhr
RP / Mario EmondsAutor