2024-05-10T08:19:16.237Z

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Auch sportlich geht es zwischen den Vogtsburger Fußballvereinen ruppig zu.  | Foto: Achim Keller
Auch sportlich geht es zwischen den Vogtsburger Fußballvereinen ruppig zu. | Foto: Achim Keller

Umbenennung in FC Vogtsburg löst heftige Diskussion aus

Foulspiel oder geniale Vorlage? Die Umbenennung des TuS Oberrotweil in FC Vogtsburg hat eine heftige Diskussion über die Zusammenarbeit der Fußballvereine ausgelöst

Es herrscht "Kalter Krieg" in Fußball-Vogtsburg. So beschrieb zumindest Ahmet Alkim, Jugendleiter und 3. Vorstand des FC Vogtsburg (FCV), die derzeitige Beziehung zwischen den drei Fußballvereinen in Vogtsburg bei der Mitgliederversammlung des SV Achkarren. Auslöser für die Spannungen war die Umbenennung des TuS Oberrotweil. So ein Vorgang ist eigentlich nichts Besonderes und völlig legitim - wie auch der Südbadische Fußballverband bestätigt. Brisant wurde die Angelegenheit nur deshalb, weil der TuS als neuen Vereinsnamen den Namen der ganzen Stadt wählte.
FC Vogtsburg - in dieser Bezeichnung sehen Bernd Klaus, Vorsitzender des SV Burkheim (SVB), und Harald Dufner, Vorsitzender des SV Achkarren (SVA), einen Alleinvertretungsanspruch des Oberrotweiler Vereins. Zudem sei dies ein erster Schritt zu einer aufgezwungenen Fusion aller drei Vereine. Tatsächlich, eine solche Zusammenarbeit wird von Seiten des FC Vogtsburg ausdrücklich angestrebt. Vorsitzender Gerald Morath sieht zahlreiche Vorteile darin. Allen voran steht aber die Identifikation mit Vogtsburg.

"Ein Schelinger fühlt sich bei einem FC Vogtsburg eben wohler als bei einem TuS Oberrotweil", meint Morath. Dass zahlreiche Spieler aus anderen Stadtteilen in Oberrotweil spielen würden, sei Realität, die Umbenennung würde diesen Fußballern entgegenkommen. Für Bernd Klaus zählt dieses Argument nicht, "entscheidend für die Identifikation ist nicht der Name, sondern was im Verein geschieht". Auch in anderen Punkten kommt man auf keinen gemeinsamen Nenner. Morath sieht in einer Fusion die Bündelung sportlicher Kräfte. Klaus und Dufner merken an, dass bei einer Fusion nur noch eine gewisse Anzahl an Spielern regelmäßig eingesetzt werden kann.

Nicht nur sportlich, sondern auch finanziell sei eine Fusion sinnvoll, meint Morath. Er verstehe nicht, warum in Vogtsburg drei Sportplätze, drei Vereinsheime und drei Rasenmäher existieren müssten, schließlich gebe es zum Beispiel auch nur einen Gewerbeverein. Für den SV Achkarren und den SV Burkheim sei dies kein Problem, erklären deren Vorsitzende, ihre Vereine seien finanziell gesund (siehe unten).

Zudem seien die Vereine wichtige soziale und kulturelle Einrichtungen in ihren Orten. Ein gemeinsamer Verein in Vogtsburg könne nicht das Vereinsleben in sieben Teilgemeinden übernehmen. Morath sieht dies durchaus als möglich an, schließlich würde der FC Vogtsburg zum Beispiel auch in Oberbergen Veranstaltungen organisieren.

Die Standpunkte sind also klar, die Argumente wurden offiziell auf Vorstandsebene aber bislang nur bei einer Gesprächsrunde im Rathaus ausgetauscht. Sonst wird - wie im Kalten Krieg üblich - nicht mehr viel gesprochen. Mitglieder des FC Vogtsburg wurden nicht nach Achkarren zur Mitgliederversammlung eingeladen. Der SV Achkarren, der zumindest in der Jugend noch mit dem FC Vogtsburg kooperiert, und der SV Burkheim verhandelten zudem mit dem SV Breisach über eine Zusammenarbeit bei der Jugend, was Letzterer aber ablehnte. Zumindest im Moment ist eine Lösung des Konflikts also nicht in Sicht. Die Fronten scheinen verhärteter als je zuvor.

Die zahlreichen Probleme könnten die Vereine zusammenbringen

„Historisch einmalige Voraussetzungen“ gäbe es momentan für eine Fusion, findet Gerald Morath, Vorsitzender des FC Vogtsburg. „Alle drei Vereine haben auf verschiedenen Ebenen Probleme“, durch eine Fusion wären diese lösbar, meint er. Tatsächlich, optimal läuft es nicht mit dem Fußball in Vogtsburg. Der FC Vogtsburg scheiterte in den Aufstiegsspielen, der SV Burkheim stand nahe vor dem Abstieg und der SV Achkarren legte eine mittelklassige Saison hin. Sportlich würde sich nach Aussage von Bernd Klaus, Vorsitzender des SV Burkheim, eine Fusion aber nicht allzu sehr lohnen, mit dem derzeitigen Spielermaterial der drei Vereine könne man maximal die Bezirksliga erreichen – was wiederum mit höheren Kosten verbunden wäre.

Viel gravierendere Probleme liegen ohnehin nicht im sportlichen, sondern im strukturellen Bereich. Der FC Vogtsburg klagt schon seit längerer Zeit über das marode Vereinsheim. Zudem gibt es Verbindlichkeiten, die abbezahlt werden müssen. Wirtschaftlich gesund hingegen ist der SV Burkheim, wie Klaus berichtet. Bis auf ein Darlehen für einen Rasenmäher sei man schuldenfrei. Das könnte sich aber ändern. Im Zuge der Rheinretention muss das aktuelle Vereinsgelände weichen, ein neues müsste gebaut werden. Entschädigungszahlungen sind zwar vorgesehen, aber ob diese wirklich ausreichen werden, ist offen.

Der SV Achkarren hat zwar keine größeren Probleme mit Vereinsgelände und Finanzen, dafür gehen ihm die aktiven Mitglieder aus. Es wird immer schwieriger, Nachwuchs zu gewinnen. Seit langer Zeit arbeitet man in diesem Bereich deshalb mit dem FC Vogtsburg zusammen. Vieles spricht dafür, dass die Probleme nicht kleiner werden. Deshalb sprechen auch alle drei Vorsitzenden davon, dass die nächste Generation neu über eine Fusion entscheiden müsse. Auch jetzt schon hätte es Möglichkeiten gegeben, meint Klaus. Das mangelnde Vertrauen zwischen den Vereinen und den Vorständen habe aber vieles kaputtgemacht, was nun langsam wieder aufgebaut werden müsse.

Chronik des Konflikts

25. Februar
Gespräch zwischen dem TuS Oberrotweil und dem SV Achkarren über die Zukunft der Zusammenarbeit

9. April
Gesprächsrunde mit Vertretern der Vereine, Ortsvorstehern und dem damaligen Bürgermeister Gabriel Schweizer zum Thema Fusion

14. April
Der SV Achkarren und der SV Burkheim veröffentlichen in einem "Offenen Brief" Inhalte der vertraulichen Gesprächsrunde; die beiden Vereine bezeichnen die Umbenennung als "falsches Signal für eine Zusammenarbeit".

17. April
Der TuS beschließt die Umbenennung mit großer Mehrheit.

18. April
Der TuS erklärt in einem "Offenen Brief", die Eigenständigkeit des SV Achkarren und des SV Burkheim nicht in Frage stellen zu wollen;

1. Juli
Der TuS heißt jetzt offiziell FC Vogtsburg.
Aufrufe: 010.9.2015, 00:00 Uhr
Sebastian Scheffel (BZ)Autor