2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
F: Zobe
F: Zobe

Uwe Grauer (DSC Arminia): „Ich kann auch laut werden“

Der Trainer von Arminias U 19 über Motivationsreden, fußballerische Grundtugenden und die alte Jürgen-Kohler-Schule

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Herr Grauer, mussten Sie in der abgelaufenen Saison eine ähnliche Motivationsrede halten wie Carsten Rump zuletzt als Co-Trainer bei den Profis?

UWE GRAUER (lacht): Nein, das musste ich nicht. Allerdings haben wir eine ähnliche Einteilung wie bei den Profis, wo Jeff Saibene die letzten Worte kurz vor dem Rausgehen Carsten Rump überlässt. Bei uns macht das mein Co-Trainer Gil Kwamo-Kamdem, der da ebenfalls große Fähigkeiten hat.

Würden Ihnen die Spieler eine so emotionale Ansprache überhaupt abkaufen?

GRAUER: Eine Ansprache wie die von Carsten Rump käme bei mir sicherlich nicht so authentisch rüber, weil ich ein anderer, ruhigerer Typ bin. Natürlich kann ich in der Halbzeit auch mal laut werden, allerdings ist es eher meine Sache, auf den Gegner oder unsere Taktik einzugehen.

Ihr bisheriger Vertrag galt bisher bis zum Ende der Saison. Bleiben Sie weiterhin Trainer der A-Junioren? GRAUER: Wir haben uns kürzlich darauf geeinigt den Vertrag um zwei Jahre zu verlängern. Arminia und ich sind uns in wenigen Gesprächen schnell darüber klar geworden, dass wir den gemeinsamen Weg weitergehen wollen. Bei Gil laufen die Gespräche noch, wobei ich sehr gerne mit ihm weiterarbeiten würde. Bei so einer Entscheidung ist die sportliche Entwicklung sicher ausschlaggebend.

Wie wird intern bei Arminia die abgelaufene Spielzeit analysiert?

GRAUER: Wir haben schon ein paar Gespräche geführt, allerdings ist eine abschließende Bewertung noch nicht vorgenommen worden. Das wird in den nächsten Tagen erfolgen, wobei sich der Sportliche Leiter Armin Perrey, NLZ-Leiter Finn Holsing, Gil und ich zusammensetzen werden.

Sie haben die Mannschaft nach dem elften Spieltag auf Tabellenplatz zwölf übernommen und in der Abschlusstabelle auf Rang sieben geführt. Wie fällt ihr persönliches Fazit aus?

GRAUER: Ich sehe eine positive Entwicklung der Mannschaft, die sich vor allem spielerisch verbessert hat. Klar, als Aufsteiger hat man es gegen die Topteams wie Schalke und Dortmund sehr schwer und ist eher in der Defensive gefordert, weil diese Mannschaften eine brutale Offensivqualität haben. Aber gegen die Teams auf Augenhöhe haben wir es teilweise sehr gut gemacht und es – basierend auf den Grundtugenden Einsatz- und Laufbereitschaft – spielerisch gelöst. Ein großes Kompliment muss ich der Mannschaft auf jeden Fall machen: Sie hat in jedem Spiel eine gute Moral an den Tag gelegt und immer alles versucht.

Ihr Angriff hat in 26 Spielen 33 Tore erzielt. Das spricht nicht gerade für ein Offensiv-Feuerwerk . . .

GRAUER: Das 4:0 im wichtigen Spiel gegen Rot-Weiß Essen war top, aber es ist schon richtig, dass wir torgefährlicher werden wollen. Wenn wir in der nächsten Saison schnell als Mannschaft zusammenwachsen und die Balance in der Defensive halten, bin ich sehr optimistisch. Nick Flock und Rui-Jorge Monteiro-Mendes (beide mit je sieben Toren Arminias beste Torschützen/d. Red.) kommen jetzt ins zweite A-Jugend-Jahr, zudem rückt mit Roberto Massimo (mit 15 Treffern bester Torschütze der B-Junioren-Bundesliga) ein torgefährlicher Spieler nach.

Wie haben Sie ihre Defensivabteilung, die 42 Gegentore kassiert hat, gesehen?

GRAUER: Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden – allerdings kann man im Detail immer etwas verbessern. ich denke, dass in den nächsten Jahren der Trend wieder dahin gehen muss, dass man mehr den Mann als im Raum verteidigt. Es kommen so viele technisch versierte schnelle Stürmer nach, die man schon früh attackieren muss, anstatt sie auf einen zukommen zu lassen. Die alte Jürgen-Kohler-Schule ist vielleicht doch nicht die schlechteste (lacht). Neben dem Klassenerhalt in der Bundesliga ist es jedes Jahr das große Ziel, Spieler für den Profibereich auszubilden.

Wer ist nach Keanu Staude und Verteidiger Henri Weigelt, der kürzlich einen Vertrag unterschrieben hat, der nächste?

GRAUER: Wir sind sehr stolz darauf, dass Henri als absoluter Führungsspieler bei uns den Sprung geschafft hat. Ich sehe ihn über kurz oder lang in der ersten Elf, weil er sehr flexibel einsetzbar ist. Die vorhin erwähnten Flock, Monteiro-Mendes und Massimo haben ebenfalls die Möglichkeit, dort zu landen. Von den technischen Fähigkeiten ist auch ein Dersim Kaynak in der Lage, einen ähnlichen Weg wie Keanu Staude zu gehen.

Aufrufe: 020.5.2017, 09:00 Uhr
Johnny DähneAutor