2024-04-19T07:32:36.736Z

FuPa Portrait
Fatih Candan  Foto: Dahmen
Fatih Candan Foto: Dahmen

Heimkehrer aus einer anderen Welt

Fatih Candan, der Angreifer des FC Viktoria Köln, spielte in der Türkei vor 60 000 Zuschauern, dennoch spricht er im Rückblick von einer "traurigen Zeit"

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Köln. Am 5. April 2015 war es endlich soweit: Der Traum von Fatih Candan ging in Erfüllung. Erst am Spieltag hatte ihm sein damaliger Trainer die Nachricht übermittelt, die den in Bottrop geborenen türkischen Fußballer vor lauter Glück schier aus der Haut fahren ließ: Candan stand in der Startelf – und das in der riesigen Türk Telekom Arena von Istanbul. Als 25-Jähriger feierte der Angreifer sein Debüt in der ersten türkischen Liga gegen Galatasaray Istanbul vor knapp 60 000 Zuschauern. „Schon beim Aufwärmen habe ich mich die ganze Zeit umgeschaut. Ich konnte es einfach nicht fassen“, erinnert sich der schnelle Stürmer an jenen Sonntag im Frühling.

Zwar unterlag Candan mit seinem Klub Kardemir Karabükspor am Bosporus mit 2:4, gleichwohl hat sich eine Szene der Partie in seinem Gedächtnis eingebrannt: „Beinahe wäre mir sogar das 1:0 gelungen“, sagt er mit einem breiten Grinsen. „Mein Mitspieler hätte einfach quer spielen müssen, dann hätte ich den Ball nur noch reinschieben müssen.“

Obwohl Candan im tosenden Stadion von Galatasaray kein Treffer gelingen sollte, konnte er das Feld stolz verlassen: „Ich habe ordentliche Kritiken bekommen. Das hat mir trotz unserer Niederlage ein gutes Gefühl gegeben.“

Die Emotion der Glückseligkeit und Begegnungen mit internationalen Größen wie dem Niederländer Wesley Sneijder sollten für den Angreifer jedoch eine Ausnahme bleiben, denn: „Eigentlich hat mich das Jahr in der Türkei zurückgeworfen“, erklärt Candan nachdenklich. „Im Endeffekt war es eine traurige Zeit und der Traum, in meiner Heimat Fuß zu fassen, hat sich nicht erfüllt.“

Der Torjäger, der erst im Januar 2015 für eine kolportierte Ablösesumme von 100 000 Euro vom FC Viktoria Köln nach Karabük ans Schwarze Meer gewechselt war, wollte am Ende nur noch nach Hause: „Die ersten beiden Monate gingen ja noch“, sagt der Stürmer über seine Zeit in der Türkei. „Dann ging es aber los: Es gab kein Geld mehr, die Trainer wurden praktisch stundenweise entlassen und in der Mannschaft gab es auch Probleme.“

Am Ende der Saison 2014/2015 stieg Kardemir Karabükspor aus der türkischen Süper Lig ab, Fatih Candan sollte auf einiges an Gehalt verzichten und wurde zu zwei Monaten Einzeltraining verdonnert, weil er nicht bereit war, Abstriche zu machen. Ein Muskelfaserriss warf ihn endgültig zurück.

Mit Wehmut erinnerte sich der inzwischen 26-Jährige also an die Zeit bei der Viktoria, für die er in den knapp drei Jahren zuvor viele Tore erzielt hatte. Im Februar kehrte er schließlich nach Höhenberg zurück. Der Angreifer, dessen Lebensgefährtin im vierten Monat schwanger ist, unterschrieb im Rechtsrheinischen einen Kontrakt bis Juni 2017 – alles schien sich zum Guten zu fügen für Candan, der sein Glück in Karabük einfach nicht gefunden hatte.

Aber das Comeback des künftigen Vaters („Es wird ein Junge“) verlief weniger erquicklich als von ihm selbst und von den Verantwortlichen des FC Viktoria angenommen. Candan sagt: „Es wurde eine Menge von mir erwartet und ich habe mir selbst viel Druck gemacht. Das war nicht einfach für mich.“ Hinzu kam, dass der Rückkehrer schlicht nicht fit war und entsprechend viel Anlaufzeit im Rechtsrheinischen benötigte.

Erst am Ende der vergangenen Saison und spätestens im Sommer präsentierte sich Fatih Candan wieder in einem körperlich passablen Zustand, auch sein neuer Trainer Marco Antwerpen gab seinem Stürmer ein deutliches Signal mit auf den Weg: „Er hat mir gesagt, dass er mit mir plant und ich ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft sein werde.“

Dass der im Ruhrgebiet geborene Türke bislang auch in dieser Spielzeit nicht so recht auf die Beine kommt, hat mehrere Gründe, wie Viktorias Sportlicher Leiter Stephan Küsters bemerkt: „Es ist ihm schon schwergefallen, sich wieder auf die Regionalliga einzustellen. Er kam aus einer anderen Welt.“ Darüber hinaus hat Candan in Sven Kreyer und David Jansen zwei populäre und starke Konkurrenten, die mit ihm um einen Platz im Angriff konkurrieren.

Trotzdem glaubt Küsters, dass sie bei Viktoria Köln noch viel Freude an ihrem Torjäger haben werden: „Ich bin mir sicher, dass wir im Winter mit Fatih einen Neuzugang präsentieren können.“ Candan selbst, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, blickt ebenfalls optimistisch in die Zukunft: „Mit der Türkei habe ich abgeschlossen“, betont er. „Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein und hoffe, noch lange bei der Viktoria spielen zu können.“

Irgendwann ja womöglich doch noch einmal gegen Galatasaray Istanbul. Zumindest im Rahmen eines Trainingslagers.

Aufrufe: 023.12.2016, 07:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger/Oliver LöerAutor