2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Viktorias Geschäftsführer Erich Bock plant für die Regionalliga und die Dritte Liga.
Viktorias Geschäftsführer Erich Bock plant für die Regionalliga und die Dritte Liga.

"Das ist eine ganz andere Größenordnung"

Viktoria-Geschäftsführer Eric Bock über die Auflagen für die Dritte Liga, Stadionprobleme und die Rivalität mit Fortuna

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Falls der FC Viktoria sein vorletztes Heimspiel in der Regionalliga gegen Oberhausen (Samstag, 14 Uhr, Sportpark Höhenberg) gewinnen und die U 23 von Borussia Mönchengladbach ihre Partie nicht für sich entscheiden sollte, stünden die Höhenberger bereits als Meister fest Wobei die Mannschaft im Falle eines vorzeitigen Titelgewinns nicht zu ausgiebig feiern sollte: Bereits am Dienstag (19.30 Uhr, Bonner Sportpark Nord) gastiert der FC Viktoria im Halbfinale des Mittelrheinpokals beim Bonner SC.

Herr Bock, über einen Mangel an Arbeit können Sie sich im Moment vermutlich nicht beklagen.

Eric Bock: Das ist wohl wahr. Wir müssen ja zweigleisig planen: für die Regionalliga und für die Dritte Liga.

Bis zum 1. März mussten Sie beim DFB die Unterlagen für die Lizenzierung zur Dritten Liga einreichen. Was konkret mussten Sie in Frankfurt vorlegen?

Bock: Es ging vornehmlich darum, die entsprechenden kaufmännischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Zulassung zur Dritten Liga vorzuweisen.

Inwieweit unterscheidet sich das Lizenzierungsverfahren zur Regionalliga von dem zur Dritten Liga?

Bock: Das ist ein gewaltiger Unterschied. Wenn sich ein Klub für die Regionalliga bewirbt, muss er geschätzt zehn Seiten beim Verband einreichen. Bei der Zulassung zur Dritten Liga sieht das anders aus: Wir haben ungefähr ein Dossier von 100 Seiten abgegeben. Das ist eine ganz andere Größenordnung.

Glauben Sie, dass der FC Viktoria Köln Auflagen vonseiten des DFB zu befürchten hat?

Bock: Das hoffe ich natürlich nicht, wobei ich es mir aber ehrlich gesagt schon vorstellen kann. Gerade hinsichtlich der infrastrukturellen Bedingungen wie Parkplatzsituation und Stadiongröße könnte der Deutsche Fußball-Bund einige Bedingungen an uns stellen.

Welche könnten das sein?

Bock: Zum Beispiel ist es ja so, dass für die Dritte Liga ein Stadion mit einer Kapazität von 10 000 Zuschauern gefordert wird. Das können wir nicht vorweisen, wobei wir in der Schublade durchaus einige Entwürfe haben, wie wir eine kurzfristige Lösung herbeiführen könnten. Aber natürlich hoffen wir, dass wir die meisten Spiele – wenn wir denn aufsteigen sollten – bei uns in Höhenberg austragen können. Risikospiele wie gegen Osnabrück, Münster oder vielleicht Magdeburg müssten wir aber wohl in einem Ausweichstadion bestreiten.

Welches Ausweichstadion stellen Sie sich als Spielstätte vor?

Bock: In unseren Unterlagen haben wir das Südstadion angegeben.

Ist ein Umzug ins Südstadion für die Viktoria-Fans darstellbar? Auch, wenn es sich nur um einige Spiele handeln würde?

Bock: Natürlich müssen wir in dieser Hinsicht noch einiges an Aufbauarbeit leisten. Da haben Sie sicher Recht. Und selbstverständlich ist es ja so, dass unsere Anhänger am liebsten in Höhenberg bleiben möchten. Und das streben wir grundsätzlich auch an. Eine Partie gegen Hansa Rostock mit vielen Schlachtenbummlern von auswärts muss ja auch nicht unbedingt an einem Freitagabend stattfinden, wenn es schon dunkel ist.

Wäre es im Falle eines Aufstiegs nicht sinnvoll, gleich ein neues Stadion zu bauen?

Bock: Falls uns der Aufstieg tatsächlich gelingen sollte, würden wir damit den Druck auf die Sportstadt Köln sicher erhöhen. Dann sollten sich die Herrschaften im Sportausschuss vielleicht doch die Frage stellen, ob es nicht Sinn machen würde, ein Stadion für Viktoria und Fortuna Köln zu bauen, in dem beide Vereine ihre Spiele austragen könnten. Uns wäre ein Standort im Rechtsrheinischen natürlich am liebsten.

Die Fortuna hat in der Dritten Liga einen Schnitt von etwa 1700 Zuschauern bei ihren Heimspielen. Welche Ambitionen verfolgt die Viktoria bei einem möglichen Aufstieg?

Bock: Zunächst einmal muss man ja berücksichtigen, dass wir als Regionalligist in der überregionalen Öffentlichkeit, offen gesprochen, überhaupt nicht stattfinden. Entscheidend für uns ist die Präsenz im Fernsehen, die wir in der Dritten Liga hätten. Erinnern Sie sich mal an unsere Spiele im DFB-Pokal gegen Union Berlin oder Bayer 04 Leverkusen: Da mussten wir noch nicht einmal in den Vorverkauf gehen, um die Karten an den Mann zu bringen.

Trotzdem ist es in Köln ja so, dass es für die kleineren Klubs schwierig ist, sich neben dem 1.FC Köln zu behaupten. Hat die Viktoria überhaupt eine Perspektive im Profifußball?

Bock: Wir sind vor einigen Jahren mit der Prämisse hier angetreten, nicht dauerhaft in der Regionalliga vertreten zu sein. Klares Ziel war es immer, uns zwei, drei Jahre in der Dritten Liga zu etablieren und anschließend vielleicht noch weiter oben anzugreifen. Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass in einer Großstadt wie Köln durchaus Platz für einen weiteren Verein im Berufsfußball ist. Der Trend zum Zweitverein existiert ja durchaus: Warum sollte sich ein Geschäftsmann aus Hamburg, der in der Woche ein Unternehmen in Köln leitet, nicht für zwei Mannschaften interessieren: Zum Beispiel für den FC und die Viktoria?

Und wie gestaltet sich die Akquise von Sponsoren? Ist der Markt durch Vereine wie Fortuna, den FC und auch die Haie im Eishockey nicht ziemlich abgegrast?

Bock: Überhaupt nicht. Im Rechtsrheinischen wohnen um die 400 000 Menschen und gerade im Moment entwickelt sich wirtschaftlich hier eine ganze Menge. Mit Unternehmen aus der Möbelbranche sind wir in vielversprechenden Gesprächen. Und schauen Sie sich mal in Mülheim um: Im Schanzenviertel ist doch unheimlich viel Potenzial mit sehr interessanten Firmen.

Falls der Viktoria der Aufstieg gelingen sollte: Könnte es sein, dass Ihr Klub der Fortuna in den nächsten Jahren den Rang ablaufen würde?

Bock: Ein Aufstieg von uns wäre für Fortuna mit Sicherheit kein Drama – im Gegenteil. Wir hätten dann wieder ein richtig tolles Derby in der Dritten Liga. Darüber hinaus denke ich, dass in der Dritten Liga auch Platz für zwei Kölner Vereine ist. Natürlich hoffe ich aber, dass wir vom Kuchen das größere Stück abbekommen – sowohl sportlich als auch wirtschaftlich.

Aufrufe: 027.4.2017, 20:30 Uhr
Köner Stadt-Anzeiger/Oliver LöerAutor