2024-04-16T09:15:35.043Z

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Herzlich willkommen beim FC Ingolstadt: Geschäftsführer Harald Gärtner (l.) und Sportdirektor Thomas Linke (r.) begrüßen Neuzugang Robert Leipertz. Foto: fci
Herzlich willkommen beim FC Ingolstadt: Geschäftsführer Harald Gärtner (l.) und Sportdirektor Thomas Linke (r.) begrüßen Neuzugang Robert Leipertz. Foto: fci
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Den Sprung in die Bundesliga geschafft

Für den Linnicher Fußballer Robert Leipertz ist ein großer Traum wahr geworden. Er spielt jetzt für den FC Ingolstadt in Liga eins.

Neulich war Robert Leipertz noch einmal in der alten Heimat. Bei Rasensport Tetz war Sportwoche, dem Verein, in dem Leipertz das Fußballspielen gelernt hat, weil es in seinem Heimatdorf Boslar keinen Verein gibt. Leipertz ist dort jedes Jahr zu Besuch, seit er weggegangen ist, um seinen Traum vom Fußballprofi zu leben. Diesmal war es anders. „Egal, wo ich hinkomme – ich werde überall darauf angesprochen.“ Der 23-Jährige spricht von dem Sprung, von dem so viele junge Kicker träumen. Robert Leipertz hat ihn geschafft: Er ist in der Fußball-Bundesliga angekommen. Vor kurzem hat der FC Ingolstadt den Offensivspieler unter Vertrag genommen. „Davon habe ich immer geträumt, deswegen habe ich angefangen, Fußball zu spielen“, sagt Leipertz, dass er in Ingolstadt eines seiner ganz großen Ziele erreicht hat. „Aber so wirklich realisiert habe ich das noch nicht.“ Auch nicht nach einer ersten Woche Trainingslager, die er mit Ingolstadt schon hinter sich hatte, bevor es noch mal ein paar freie Tage gab. Freie Tage, die Leipertz zum Besuch in seiner Heimat genutzt hat.

Viel Zeit bleibt dafür nicht. Im Sommer, während der Winterpause, an Länderspielwochenenden und vielleicht demnächst, wenn er mit Ingolstadt in Mönchengladbach oder Köln aufläuft. Bei seinem neuen Verein beginnt jetzt die Saisonvorbereitung, die schwerste Zeit für einen Fußballprofi. Einen Unterschied zur zweiten Liga hat Robert Leipertz schon jetzt festgestellt: Die Handlungsschnelligkeit ist höher und die Räume auf dem Spielfeld werden schneller eng. „Daran muss ich mich gewöhnen“, sagt er. Genug Selbstbewusstsein hat er offenbar, wenn man ihn über seine bisherige Laufbahn reden hört.

Vom FC Rasensport ging es als Jugendspieler zu Viktoria Arnoldsweiler, eine Saison hat er dort in der U15-Bezirksliga gespielt. „Das war eine wichtige Station. Ich habe dort zum ersten Mal gegen Gegner aus dem gesamten Fußballverband gespielt und nicht nur im Kreis Düren“, sagt Leipertz. Es folgten die Jahre bei Alemannia Aachen, vier in der Jugend, eins bei den Profis. In der Jugend habe er damit auf höchstem Niveau gespielt, in der B- und A-Junioren-Bundesliga. Leipertz überzeugte am Tivoli derart, dass er gleich einen Profi-Vertrag erhielt; zum wohl ungünstigsten Aachener Zeitpunkt überhaupt. Es war das Jahr nach dem Abstieg aus Liga zwei, das Jahr der Insolvenz. Vieles habe er in diesem Jahr gelernt, vor allem, dass nichts selbstverständlich ist – großer Verein hin oder her. Leipertz wechselte zu Schalke 04 in die zweite Mannschaft. Er durfte mit den Profis ins Trainingslager. „Da habe ich gemerkt, dass der Sprung in die Bundesliga damals für mich vielleicht noch zu groß war“, erklärt er.

Zwei Jahre Heidenheim

Nach einem Jahr verkaufte Schalke ihn nach Heidenheim, behielt sich aber ein Rückkaufsrecht vor, dass die Schalker in diesem Sommer auch beansprucht haben. „Das waren zwei wunderbare Jahre in Heidenheim“, sagt Leipertz. Sportlich lief es gut, Leipertz erzielte in zwei Jahren zweite Liga 18 Tore, gab 16 Torvorlagen und machte die Ingolstädter auf sich aufmerksam, die den Stürmer jetzt bei Schalke losgeeist haben. Heidenheim war auch der erste endgültige Schritt weg von Zuhause. „Da konnte Mama eben nicht vorbeischauen“, berichtet Leipertz. Das ist jetzt in Ingolstadt, noch gut 70 Kilometer weiter östlich, nicht anders.

„Man sollte schon mit etwas Demut an eine solche neue Aufgabe herangehen“, sagt der Mann, der Abitur am Gymnasium Haus Overbach gemacht hat. „Aber nicht mit zu viel Demut.“ Denn dafür hat Robert Leipertz zu viel Selbstvertrauen. Er kennt die Situation, eine Etage höher wieder bei null anzufangen. Das war nicht anders, als er von Schalke nach Heidenheim gewechselt war. „Damals habe ich das geschafft, jetzt bin ich wieder der junge Spieler, der alles dafür tun wird, sich seine Chance zu erarbeiten.“

Das nächste Ziel ist der 27. August, dann beginnt die Bundesliga für Ingolstadt mit einem Heimspiel gegen Schalke. Ob Leipertz dabei ist – die Antwort auf diese Frage ist noch viele Wochen harte Vorbereitung weit entfernt. „Für mich war das erste Spiel in der zweiten Liga damals mit Heidenheim ein Riesending. Ich freue mich jetzt schon auf mein erstes Spiel in der ersten Liga.“

Warum ausgerechnet er den Sprung in die Bundesliga geschafft hat – an dem viele trotz Talent scheitern – darauf hat Leipertz seine persönliche Antwort. „Das liegt an meiner extrem ausgeprägten Siegermentalität.“ Oder anders ausgedrückt: „Ich hasse es, zu verlieren.“ Das habe ihn auch schon in der Jugend ausgezeichnet. Sein Grell - ein von Fußballern gerne benutzter Begriff für Biss und Motivation – habe oft dafür gesorgt, dass er sich mit vollem Einsatz gegen Niederlagen gestemmt hat.

Diesen Grell habe er schon früh gehabt, schon bei Rasensport Tetz. Dahin will er auch in Zukunft als Besucher zur Sportwoche zurückkehren, wenn die Zeit es zulässt. „Das ist selbstverständlich.“ Im Gegensatz zum Gefühl, bei Rasensport jetzt Autogramme für Fußballfans schreiben zu müssen, wenn er vorbeischaut. „Eigentlich will ich nicht, dass ich anders wahrgenommen werde als früher.“ Daran wird sich der Bundesligaspieler Robert Leipertz gewöhnen.

„Davon habe ich immer geträumt, deswegen habe ich angefangen, Fußball zu spielen.“

- Robert Leipertz

Aufrufe: 017.7.2016, 16:00 Uhr
Guido Jansen | AZ/ANAutor