2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines
– Foto: Michael Kornfeld

Rosendahl sitzt endlich im Trockenen

Paul-Hermann Rosendahl ist Kassierer bei Viktoria Alpen. Nun hat er ein eigenes Kassenhäuschen.

Lange Zeit hatten die Alpener auf diesen Moment hin gefiebert. Bis der neue Kunstrasenplatz offiziell eingeweiht werden kann, werden aber wohl noch einige Monate vergehen.

Seit Anfang November ruht der Ball im Amateurbereich aufgrund der steigenden Corona-Fallzahlen zum zweiten Mal. Auch eine der Lieblingsfreizeitbeschäftigungen von Paul-Hermann Rosendahl liegt deswegen im Moment auf Eis.

Der 71-Jährige ist seit rund elf Jahren Platzkassierer bei der Viktoria und hat seit seinem Vereinseintritt 1955 schon einige Ämter im Verein bekleidet. „Ich habe sämtliche Jugend- und Seniorenmannschaften durchlaufen“, sagt der Rentner. Nach der aktiven Karriere wechselte er in den erweiterten Vorstand, war später im Spielausschuss und als Fußball-Obmann Teil der erfolgreichen Bezirksliga- und Landesligazeit ab Mitte der 1970er-Jahre.

Rosendahl verpasste kaum ein Spiel, bis er aus persönlichen Gründen etwas kürzertreten musste. Als er nach dem Tod seiner Frau wieder regelmäßiger auf der Anlage zu Gast war, fiel dem Alpener etwas auf. „Ich habe mich gewundert, warum niemand zum Kassieren da war, um zumindest den Schiedsrichter zu bezahlen. Bei anderen Vereinen war das schon gang und gäbe“, so Rosendahl, der sich noch genau an das Jahr 2009 erinnert. Nach einem Gespräch mit dem Vorstand erklärte sich Rosendahl bereit, die Funktion zu übernehmen. Seitdem treibt er die Eintrittsgelder der Zuschauer alle zwei Wochen ein.

„Ich habe bei Wind und Wetter meine Runden gedreht“, sagt Rosendahl. Der eine oder andere Plausch mit anderen Anhängern darf natürlich nicht fehlen. Mittlerweile ist der 71-Jährige, wie er zugibt, nicht mehr ganz so gut zu Fuß. So stellte der Klub in der Vergangenheit am Eingangstor schon einen Stuhl und einen Tisch auf, an regnerischen Sonntagen kam zusätzlich ein großer Sonnenschirm hinzu. Ganz trocken blieben die Klamotten allerdings selten – bis jetzt. Denn im Zuge der Neugestaltung wurde dem Ehrenmitglied eine spezielle Behausung aufgebaut. „Jetzt habe ich ein Kassenhäuschen und kann nicht kassieren. Aber irgendwann geht’s auch wieder aufwärts“, so Rosendahl, der wie alle Alpener extrem stolz auf die neue Anlage ist. Speziell den Leuten, die ständig Hand anlegen und alles sauber halten, gebühre ein Extralob.

„Es sieht wunderbar aus. Ich würde am liebsten jeden Tag hinfahren und gucken.“ Ganz unbeteiligt war Rosendahl am Neubau übrigens nicht. Der Förderverein der Freunde und Unterstützer des Fußballsports beim FC Viktoria Alpen, dessen Vorsitzender der 71-Jährige ist, gehörte mit zu den Top-Unterstützern des Projekts. 3.000 Euro kamen zusammen. In den schwierigen Tagen während der Pandemie tut es jedem Alpener Fußballer doppelt weh, dass die Eröffnung und das erste Spiel auf dem neuen Grün auf einen ungewissen Zeitpunkt vertagt wurde. Ausharren ist nun die Devise.

Das gilt auch für die Spieler. Das Team von Jörg Schütz hat bis zur Unterbrechung eine ordentliche Saison in der Kreisliga A gespielt. Es steht auf Platz vier. „Ohne die vielen Ausfälle und Platzverweise könnten wir auch höher stehen. Die Mannschaft hat sicherlich das Zeug dazu, irgendwann auch wieder höher zu spielen“, sagt Rosendahl, der sich durch den Wechsel vom Asche- zum Kunstrasenplatz noch mehr Zulauf wünscht. Allzu weit hat es der Rentner nicht bis zum Platz. Zunächst einmal ist Paul-Hermann Rosendahl aber froh, künftig nicht mehr im Freien, sondern in seinem warmen Kassenhäuschen die Karten für die Heimspiel von Viktoria Alpen zu verkaufen. Und er hofft, seinem Sonntags-Hobby bald wieder nachgehen zu können.

Aufrufe: 028.12.2020, 10:00 Uhr
RP / Fabian Kleintges-TopollAutor