2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Der Pokalcoup am Mosel-Sauer-Eck

Der Luxemburger Zweitligist Union Mertert-Wasserbillig steht nach dem 2:0 über Rosport im Halbfinale und träumt nun sogar von der Europa-League.

Dort, wo Mosel und Sauer zusammenfließen, schreiben sie derzeit eifrig Pokalgeschichte: Durch einen 2:0-Überraschungserfolg im Derby über Victoria Rosport aus der BGL-Ligue hat der zweitklassige Ehrenpromotionär US Mertert-Wasserbillig (UMW) erstmals seit der Fusion vor 25 Jahren das Halbfinale im Luxemburger Pokal erreicht.
Zahlreiche Spieler aus der Region Trier standen sich am Mittwochabend vor den 602 Zuschauern im Sauerstadion in Sichtweite zum Grenzufer gegenüber – und aufseiten der Gastgeber dirigierte mit Marcus Weiß ein früherer Kreisliga-B-Trainer das Team zum Erfolg. „Wir mussten uns in den ersten Minuten erst etwas an das höhere Tempo gewöhnen, das der Gegner vorgegeben hat. Doch dann haben wir unser Spiel gemacht, waren mutig und haben super gekämpft“, strahlte der heute 32-Jährige, der einst Mitte 2009 Reimund Lutz beim SV Oberemmel beerbt hatte und damals einer der jüngsten Übungsleiter im gesamten Fußballverband Rheinland war.

Die blitzsauberen Treffer für Weiß´ Team hatte der Japaner Sota Adachi mit einem platzierten 20-Meter-Schuss ins linke untere Eck (51.) und einem gefühlvollen Lupfer über den Rosporter Schlussmann Niklas Bürger aus über 50 Metern (!) erzielt (59.). Ums Haar wäre Burak Sözen, in der vergangenen Saison noch Goalgetter beim SV Mehring in der Rheinlandliga, bereits in der 21. Minute mit dem 1:0 zur Stelle gewesen, scheiterte aber hier am glänzend reagierenden Bürger.

Auch der Innenpfosten hilft mal - Torwart Müller souverän

Die in den Abstiegskampf der ersten Liga des Großherzogtums verwickelten Rosporter zeigten nur anfangs einen Klassenunterschied. Bereits in der dritten Minute vergab der Ex-Tarforster Florian Weirich aus spitzem Winkel. Wenig gelang dem im vergangenen Sommer von Oberligist Eintracht Trier zur Victoria gewechselten Alexander Biedermann im Angriff. „Wenn wir früh treffen, wird es ein anderes Spiel. So hat sich aber Wasserbillig/Mertert immer mehr in die Partie reingebissen. Schade, dass wir raus sind, die Priorität hat aber die Meisterschaft“, betonte der in Wiltingen lebende Jakob Dallevedove aus Sicht der Victoria.

UMW-Torwart Janik Müller:

Wenn die Rosporter mal zwingend wurden, half dem Underdog auch mal der Innenpfosten, den Weirich nach gut einer Stunde traf. Ansonsten ließ der sichere Torwart Janik Müller nichts anbrennen. Stammtorwart Dylan Vogel hatte sich im Abschlusstraining schwer an der Schulter verletzt, so feierte der 21-Jährige aus dem Obermosel-Grenzort Wellen, der einst bei der JSG Tawern und der Trierer Eintracht ausgebildet wurde und 2016/17 Rheinlandligaluft bei der SG Saartal Irsch schnupperte, sein Saisondebüt. „Die Abwehr hat durch den Ausfall von Dylan noch mal einen Kick bekommen, und Janik hat es einfach überragend gemacht. Er war so sicher, als ob er nie was anderes tun würde und hat in den Vorbereitungsspielen schon seine Qualitäten bewiesen. Von daher hatte er auch das Vertrauen seiner Vorderleute“, sagte der UMW-Coach.

Welche Anspannung in ihm steckte, wurde höchstens vor dem Anpfiff deutlich: Beim obligatorischen Check der Torumrandung war Müller offenbar etwas zu kraftvoll vorgegangen, indem er für einen Moment die Latte aus der Verankerung mit einem der Pfosten riss.

„Der riesige Zusammenhalt in der Mannschaft hat uns auch durch dieses Spiel getragen. Es macht großen Spaß bei Union zu spielen“, schwärmte Müller, obschon er seit seinem Wechsel vor knapp drei Jahren in aller Regel nur in der zweiten Garnitur der Mertert/Wasserbilliger zum Einsatz kommt.

Am 24. April geht es mit dem Halbfinale weiter

Während die Rosporter nach dem Abpfiff niedergeschlagen vom Platz schlichen, besangen die Hausherren in ihrer Euphorie sogar den Europapokal. „Sechs Siege braucht man in Luxemburg im Pokal, um in die Europa-League einzuziehen. Vier haben wir schon. Also sind wir auf einem guten Weg“, ließ Weiß mit einem Augenzwinkern durchblicken.

Im Halbfinale, das für Mittwoch, 24. April, terminiert ist, hat der aktuelle Tabellensiebte der Ehrenpromotion auf jeden Fall gegen die höherklassige Konkurrenz Heimrecht. Als Gegner sind bei der Auslosung kommende Woche Dino Toppmöllers F91 Düdelingen (derzeit Spitzenreiter) und mit Progres Niederkorn (Vierter) sowie Etzella Ettelbrück (Zehnter) zwei weitere Teams aus dem Oberhaus des Fußballs im Großherzogtum im Topf.

„Zu verlieren haben wir von allen, die noch dabei sind, am Allerwenigsten“, weiß auch Torwart Müller.

Sein Trainer Weiß heuerte nach seiner Oberemmeler Zeit und einem zwischenzeitlichen Studienaufenthalt in den USA beim CS Grevenmacher an, wo er mit der B- und der A-Jugend den nationalen Pokal gewann. Ein Engagement in der ersten Mannschaft des CSG endete dann früh in der Saison 2016/17 – nicht zuletzt, weil die Chemie zwischen ihm und dem damaligen sportlichen Leiter Herbert Herres nicht stimmte.

Weiß wird ab Sommer sportlicher Leiter

Nach Wasserbillig und Mertert kam der in Konz aufgewachsene und in Trier lebende Diplom-Psychologe und studierte Fitness-Ökonom im Sommer 2017. Er habe hier auf „der sehr guten Arbeit meines Vorgängers Thomas Berens“ aufbauen können und lobt den ausgeprägten Lernwillen seiner Schützlinge. „Marcus kommt sehr gut an die Spieler heran. Wir sind äußerst zufrieden mit Marcus“, betont UMW-Präsident Sam Befort.

Trotz aller Begeisterung verabschiedet sich Weiß zur neuen Saison von der vordersten Front, gibt das Traineramt an seinen aktuellen Assistenten Carlo Trierweiler weiter und soll selbst als sportlicher Leiter fungieren, während er sich beruflich mit der Eröffnung eines Fitnessstudios im Osten Luxemburgs positionieren will.

Bis zum Trainerwechsel im Sommer haben sie am Mosel-Sauer-Eck aber noch einiges vor und würden nur allzu gerne weiter an ihrer Pokalgeschichte schreiben.

UMW-Coach Marcus Weiß:

Statistik:

Union Mertert-Wasserbillig: Janik Müller – Pol Haas, Michael Hassani, Malvin Roggendorf, Dennis Besch – Thomas Beck, Patrick Steinbach, Tada Taiga, Sota Adachi (90.+1 Michael Fantes) – Jo Reuland (59. Carlo Buchheit), Burak Sözen (79. Din Dervisevic)

Victoria Rosport: Niklas Bürger – Fabian Fisch, Timo Heinz, Gilles Feltes, Philippe Werdel (75. Gabriel Gaspar Pereira) – Devann Grey Yao (15. Daniel Kurz), Jakob Dallevedove, Daniel Bartsch, Florian Weirich – Alexander Biedermann, Kevin Marques (64. Ramiro Soares Valente)

Schiedsrichter: Jasmin Sabotic (Schifflingen)

Zuschauer: 602

Tore: 1:0, 2:0 Sota Adachi (51., 59.)

Die Jubelfeier in Wasserbillig:

Aufrufe: 04.4.2019, 01:22 Uhr
Andreas Arens Autor