2024-04-25T10:27:22.981Z

Spielbericht
Franz Faber ist Präsident des FC Unterföhring (Foto: Helmut Weiderer)
Franz Faber ist Präsident des FC Unterföhring (Foto: Helmut Weiderer)

Derby-Fieber in Unterföhring: Die Löwen kommen

FCU-Präsident Franz Faber im Interview

Vor acht Jahren spielte das Team noch in der Bezirksoberliga, in der vergangenen Saison stieg der FCU erstmals in die höchste bayerische Amateurklasse auf. Nach zahlreichen Abgängen hat die Mannschaft noch nicht recht Fuß gefasst in der Regionalliga.

Die bisher sieglose Auswahl aus dem 9100 Einwohner zählenden Medienort ist mit nur vier Punkten Tabellenletzter. Dennoch befinden sich die Unterföhringer Kicker in Hochstimmung. Am Samstag ist Spitzenreiter TSV 1860 München zu Gast – für den Außenseiter ist das das Spiel des Jahres, mindestens. Vor der Partie, die aufgrund mangelnder Platzkapazitäten am Samstag im Sportpark Heimstetten ausgetragen wird, unterhielt sich unsere Zeitung mit Franz Faber, Präsident des FC Unterföhring.

Herr Faber, der FC Unterföhring spielt erstmals vor 2800 Zuschauern im ausverkauften Stadion. Was bedeutet für Sie als Vereinschef die Partie gegen den TSV 1860 München?

Wir hatte noch nie ein Punktspiel gegen die Sechziger, wir haben noch nie vor so einer Kulisse gespielt. Es ist alles das erste Mal. Es ist somit etwas ganz Besonderes für uns – das Spiel wird in die Vereinsgeschichte eingehen, das kommt in die Annalen. Ganz egal, wie es ausgeht.

Befindet sich Unterföhring schon im Derbyfieber?

Ich persönlich habe eine Menge Arbeit und bin mit Dingen konfrontiert, die bei uns bisher nie ein Thema waren: Die Gespräche mit der Polizei, die Sicherheitsvorkehrungen, die Sanitäter, Absperrzäune und vieles mehr. Für mich ist da viel zu tun. Unsere Spieler, die schweben natürlich. Für die ist das wie Weihnachten und Ostern zusammen. Das ist für jeden der Höhepunkt schlechthin.

Unterföhring geht in die Partie als krasser Außenseiter. Das ist eine Konstellation wie David gegen Goliath. Ist Ihnen da nicht ein bisschen mulmig zumute?

Wir haben kein Problem mit unserem David-Dasein. Dafür stehen wir ja. Wir haben nur ein kleines Budget, um die Liga zu erhalten. Und wenn das nicht reicht, dann sehen wir das total sportlich. Natürlich wollen wir uns so gut wie möglich verkaufen. Es ist aber nicht das Bestreben des FC Unterföhring, sich in den nächsten zwanzig Jahren in der Regionalliga zu behaupten. Es ist für uns einfach ein besonderes Spieljahr, und da wollen wir uns mit unseren Mitteln so anständig wie möglich wehren. Und wenn es nicht reicht, dann reicht es eben nicht. Es ist wie beim SV Darmstadt 98 in der Ersten Bundesliga.

Unterföhring hat nach dem Aufstieg die halbe Mannschaft verloren. Wie haben Sie das kompensiert?

Wir haben durchweg Spieler aus unteren Ligen geholt. Die waren zwar alle in ihren Mannschaften Führungsspieler. Aber in der Regionalliga herrscht bei mindestens der Hälfte der Klubs Halbprofitum. Und da können wir als reiner Amateurverein nicht mithalten. Unsere Strukturen, unser Trainingsaufwand sind genauso wie vor zehn Jahren. Und daran wird sich nichts ändern. Unsere Spieler trainieren zwei-, dreimal in der Woche nach der Arbeit oder nach dem Studium. Und am Wochenende fahren wir zu den Spielen. Mehr geht für uns nicht. Und damit haben wir auch kein Problem.

Welchen Berufen gehen die Unterföhringer Hobbyfußballer denn nach?

Das geht von IT-Managern bis zu Versicherungskaufleuten, wir haben Bäcker, Metzger, Leute, die bei Sky angestellt sind, wir haben fast alles dabei. Das sind natürlich ganz andere Verhältnisse wie bei den Löwen. Vor einigen Wochen haben wir im Grünwalder Stadion gegen Sechzig das Toto-Pokalspiel 0:4 verloren. Eine klare Sache, und wir hätten auch noch höher verlieren können. Aber man muss eines dabei bedenken: Die Spieler von Sechzig trainieren am Vormittag, machen dann ihren Mittagsschlaf, bereiten sich anschließend auf das Spiel vor und fahren mit ihrem Mannschaftsbus zum Stadion. Unsere Jungs dagegen kommen direkt von der Arbeit mit ihrem Rucksack von der U-Bahn rauf und schauen, dass sie pünktlich da sind. Da liegen Welten dazwischen. Da trifft es die Sache schon, wenn man sagt: Hier kämpft David gegen Goliath.

In einem Lokalderby hat aber erfahrungsgemäß oft auch der Außenseiter seine Chance. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die vereinshistorische Partie?

Da gibt es keine Hoffnung. Wenn es am Ende wieder 0:4 steht, dann hat damit von uns keiner ein Problem.

Das Interview führte Armin Gibis

Aufrufe: 021.9.2017, 11:30 Uhr
Armin Gibis - Münchner Merkur Autor