2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Michael Schneiders

„Das ist ein Gebot der Fairness“

Die Spitzenteams der Fußball-Mittelrheinliga, FC Wegberg-Beeck und 1. FC Düren, votieren gegen eine Fortsetzung der Saison. Keine Klagen bei einem Nichtaufstieg.

„Wir wollen den Ligaspielbetrieb der aktuellen Spielzeit – Stand jetzt frühestens ab 1. September – fortsetzen und die Saison 2019/2020 auf dem grünen Rasen zu Ende führen.“ Mit dieser Ankündigung entfachte Bernd Neuendorf, Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM), am Donnerstag rege und kontroverse Diskussionen. Noch bis zum morgigen Sonntag wird der FVM in sechs Videoschalten die Vertreter der rund 1100 Clubs im Verbandsgebiet über seine Pläne informieren. Von Montag bis Mittwoch können die Vereine dann über die eine Frage abstimmen: „Soll die Saison fortgesetzt werden?“ Während im bayerischen Verband die Clubs übrigens für eine Fortsetzung sind, sprachen sich die Verbände Westfalen und Niederrhein jeweils mit um die 90 Prozent der Stimmen für einen Abbruch aus.

„Wir wollen unseren Vereinen damit Planungssicherheit geben“, begründet Neuendorf den Vorstoß. Doch eine Fortsetzung der Saison würde vor allem für den FVM Rechtssicherheit bedeuten. Denn der Verband fürchtet bei einem Abbruch und einer Wertung Klagen. Klagen der Vereine, die in Folge dessen nicht aufsteigen können oder eben absteigen müssen. Sollte es zu einem Abbruch kommen, ist es noch völlig offen, wie die Saison gewertet würde. Andere Sportarten haben verschiedene Modelle genutzt: Annullierung, ein Aufsteiger/kein Absteiger oder auch vermehrter Aufstieg der aussichtsreich liegenden Clubs.

Zwei Vereine aus der Region kämpfen noch um den Aufstieg in die Regionalliga, die aktuell ihrerseits einen Saisonabbruch anstrebt. „Das ist ein Problem, betrifft aber nur zwei Clubs, den FC Wegberg-Beeck und den 1. FC Düren. Mit beiden müssen wir den Dialog suchen“, kennt auch Neuendorf die Problematik. Beeck ist Spitzenreiter der Fußball-Mittelrheinliga, Düren mit einem Punkt weniger und einem Spiel mehr Zweiter. „Die Saison muss abgebrochen werden. Weiterspielen – wie soll das funktionieren?“, fragt Friedel Henßen, Sportlicher Leiter der Beecker. Gleich welches Rechenmodell man nähme – Tabellenstand, Wertung der Hinrunde oder Koeffizientenregelung –, die Becker würden immer aufsteigen. „Als Tabellenerster kann man leicht einen Abbruch fordern“, weiß Henßen. „Aber auch wenn die Saison komplett annulliert wird, würden wir für Abbruch stimmen und weiter in der Mittelrheinliga spielen. Das wäre zwar schade, aber nicht zu ändern.“ Und er betont: „Wir würden sicherlich keinen langwierigen Rechtsstreit führen, sondern die Entscheidung akzeptieren.“

Gemeinsam wurde beim 1. FC Düren gestern beraten, wie der Club abstimmen soll – gemeinsam, da Sportdirektor Frank Rombey am 1. Juli sein Amt an Dirk Ruhrig, aktuell noch Coach des Landesligisten Germania Teveren, abgeben wird. „Wir werden gegen eine Fortsetzung stimmen“, verkündete Rombey die ganz frische gemeinsame Entscheidung. „Der 1. FC Düren wird kein Corona-Aufsteiger sein, wir tragen die Entscheidung, wie immer sie ausfällt, mit. Und wir werden Wegberg-Beeck zum Aufstieg gratulieren, das ist ein Gebot der Fairness.“Natürlich ist das Thema Aufstieg in Düren noch nicht ganz abgehakt: „Wenn wir die Möglichkeit bekommen, ebenfalls noch aufzusteigen, dann freuen wir uns, aber wir würden ganz sicher nicht klagen“, unterstreicht Rombey. „Wir sind Sportler und müssen mit gutem Beispiel vorangehen.“

Aufrufe: 025.4.2020, 11:00 Uhr
rau/lb/bj | AZ/ANAutor