2024-05-02T16:12:49.858Z

Relegation
Franz Stroh steht mit dem FC Horgau als Spielertrainer vor dem Tor zur Bezirksliga. Dazu ist noch ein Sieg gegen Türksport Kempten notwendig. Der Aufstieg wäre der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.  Foto: Marcus Merk
Franz Stroh steht mit dem FC Horgau als Spielertrainer vor dem Tor zur Bezirksliga. Dazu ist noch ein Sieg gegen Türksport Kempten notwendig. Der Aufstieg wäre der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Foto: Marcus Merk

Horgau steht vor der Bezirksliga-Tür

Noch ein Sieg gegen Türksport Kempten und die Kleeblätter stehen erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in der Bezirksliga +++ Hält der FC Affing den Aufstieg fest?

Wie die Spieler des FC Horgau mit ihren Fans den 5:4-Sieg nach Verlängerung und Elfmeterschießen gegen den TSV Ottobeuren gefeiert haben – das war schon mal auf jeden Fall reif für die Bezirksliga. Absolut bezirksligareif ist auch das Statement, dass auf der Horgauer Facebook-Seite gepostet ist: „Wir müssen dennoch auch dem Gegner ein Kompliment machen, der ebenfalls über die gesamten 120 Minuten aufopferungsvoll kämpfte. Der FCHO wünscht dem TSVO viel Erfolg für die nächste Saison.“ Den FC Horgau trennt noch ein Sieg davon, erstmals in der Vereinsgeschichte in die höchste schwäbische Liga aufzusteigen. Zwischen Jubel und Frust, zwischen Feierlaune und Vorbereitung – nach dem Sieg im Elfmeterkrimi gegen den TSV Wertingen konnte sich Manfred Kämpf, Trainer des FC Affing, nicht sehr lange freuen. Denn die Relegation geht schon am Samstag weiter. Ab 16 Uhr trifft der FCA ausgerechnet in Wertingen auf den FC Lauingen. Der Sieger darf im nächsten Jahr Bezirksliga spielen.

FC Türksport Kempten – FC Horgau (Sa., 15 Uhr, in Babenhausen)
Auf dem besten Weg Fußball-Geschichte zu schreiben ist der FC Türksport Kempten, denn im ersten Relegationsspiel um den Bezirksligaaufstieg wurde der SVO Germaringen mit 3:1 aus dem Rennen geworfen. Um zum ersten Mal in der höchsten schwäbischen Liga zu spielen, muss auf diesem Weg der FC Horgau bezwungen werden.
Remzi Gönültas, der Trainer des FC Türksport: „Wir wissen um die Stärken des Gegners. Wir werden aber unsere Spielweise nicht ändern und alles dafür tun, um erneut zu gewinnen. Die Euphorie bringen beide Mannschaften nach ihren Siegen mit. Wir wollen mit einer kompakten Teamleistung und mithilfe der mitreisenden Fans das Spiel für uns entscheiden.“
Franz Stroh, der Spielertrainer des FC Horgau, ist stolz auf seine Mannen: „In der ersten Halbzeit hatten wir Angst, waren sehr nervös und haben viel Fehler gemacht. Außerdem waren wir nach der Verletzung von Tobias Kirschner etwas durcheinander.“ Der Abwehrspieler hat sich den Daumen ausgekugelt, will aber unbedingt wieder dabei sein. Stroh glaubt nicht daran: „Ich habe seine Hand bei unserem gemeinsamen Vatertags-Ausflug gesehen. Das sah nicht gut aus. Das wäre schade für ihn, denn er hat seinen Teil dazu beigetragen, dass wir überhaupt so weit gekommen sind.“
In der zweiten Halbzeit habe seine Mannschaft dann mit mehr Mut ihr Herz in den Hand genommen und mehr Willen gezeigt. Positiv ausgewirkt hat sich auch der Einsatz von Philip und Lorenz Egle. Die beiden Brüder studieren in München und können nicht trainieren. „Wenn man solch erfahrene Spieler auf der Bank hat – traumhaft“, freut sich Franz Stroh. „Wenn es drauf ankommt, sind alle da.“ Am Samstag will auch Daniel Feistle die Fußballschuhe anziehen und mithelfen, das Wunder von Horgau perfekt zu machen. Die Kemptener sind nur in die Relegation gerutscht, weil der Meister dieser Klasse, der VfB Durach II, nicht aufsteigen darf, denn seine erste Mannschaft spielt bereits in der Bezirksliga. So rückte bereits als Direktaufsteiger der FC Kempten nach. Mit einem 3:1-Sieg gegen den SVO Germaringen hat der Tabellendritte der Kreisliga Süd aber schon angedeutet, dass er nicht zu unterschätzen ist. „Kempten hat eine Bombenrückrunde gespielt.“ Viel mehr weiß Franz Stroh nicht über die die Truppe von Trainer Savas Yilmaz. Die meisten Kicker haben bereits höherklassige Erfahrung beim TSV Kottern oder FC Kempten gesammelt, erst im Winter hat man sich noch mit acht Neuzugängen verstärkt. Erfolgreichster Torschütze ist der Kasache Yevgeniy Belik, der in der Punktrunde 26 Treffer erzielt hat. „Das wird ein ganz anderes Spiel. Ottobeuren war defensiv und diszipliniert, Kempten wird voll in die Offensive gehen“, vermutet Franz Stroh. „Da müssen wir ran gehen und ihnen den Spaß nehmen.“ Dass es im Falle einer Niederlage noch eine weitere Chance geben könnte, falls der SC Oberweikertshofen in der Landesliga-Relegation auf der Strecke bleibt, interessiert Franz Stroh nicht. „Ich glaube nicht an dieses Hintertürchen. Wir sind bereit die nächste Hürde zu nehmen und wollen unsere erfolgreiche Saison krönen.



Affings Torhüter Christoph Heckert (am Ball) war der Matchwinner beim Sieg im Elfmeterschießen gegen den TSV Wertingen. Mit einem weiteren Sieg gegen den FC Lauingen könnte der FCA den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt machen.  Foto: Karin Tautz
Affings Torhüter Christoph Heckert (am Ball) war der Matchwinner beim Sieg im Elfmeterschießen gegen den TSV Wertingen. Mit einem weiteren Sieg gegen den FC Lauingen könnte der FCA den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt machen. Foto: Karin Tautz

FC Affing – FC Lauingen (Sa., 16 Uhr, in Wertingen)
120 Minuten und das nervenaufreibende Elfmeterschießen: Beim FC Affing stand unter der Woche nur lockeres Auslaufen auf dem Plan. Manfred Kämpf will alle Kräfte für das entscheidende Duell bündeln: „Das Spiel hat uns viel Kraft gekostet. Hinzu kommt, dass wir mehrere angeschlagene Spieler haben.“ Dazu gehört unter anderem Co-Trainer Marc-Abdu Al-Jajeh. Der 27-Jährige hat muskuläre Probleme und droht auszufallen. Definitiv nicht dabei sein wird Bora Kalkan. Er holte sich in der Verlängerung gegen Wertingen nach einem Foulspiel die Rote Karte ab. Wieder an Bord ist dagegen Rares Aenoaei. Wie wichtig das Spiel ist, das zeigt das Vorhaben von Florian Süß. Der Abwehrspieler kommt extra einen Tag früher aus dem Urlaub zurück, um dabei zu sein. „Wir hatten die Relegation nicht geplant. Der Aufstieg ist kein Muss, also sind wir froh, dabei zu sein“, macht Kämpf seinen Spielern keinen Druck.
Dennoch möchte er am Samstag jubeln: „Wenn wir schon einmal die Chance haben, dann geben wir auch alles. Für solche Partien spielt man doch Fußball. Alles oder nichts – das finde ich super“, so der Coach, der sich die Motivationsreden spart: „Jeder weiß, worum es geht. Da muss ich keinen mehr motivieren. Raus gehen und Vollgas geben.“ Sowie am Dienstagabend gegen Wertingen. Immerhin stecken auch dem Gegner 120 Minuten in den Knochen. Der FCL setzte sich in letzter Minute 3:2 gegen den FC Günzburg durch. Dabei zeigte der 13. der abgelaufenen Bezirksliga Nord Nehmerqualitäten. Mit 2:0 lagen die Lauinger schon früh zurück. Ein Doppelschlag vor der Pause durch Markus Nsouli und Lars Jaud brachten den FCL erst in die Verlängerung. Daniel Müller schoss dann das späte Siegtor (120.+2).
Manfred Kämpf hat das Spiel beobachten lassen und weiß, wer sich den Affinger Aufstiegsträumen in den Weg stellt: „Das ist eine kampfstarke Mannschaft. In der Defensive haben sie ihre Schwächen, doch offensiv darf man ihnen nicht zu viel Platz geben.“ Außerdem sind ihm noch zwei Spieler aus seiner Zeit als A-Jugendtrainer beim TSV Gersthofen bekannt: Lars Jaud und Nico Breskott. Einen Vorteil sieht Kämpf im Vergleich zum Spiel zuvor: „Wertingen hatte wie wir die Chance aufzusteigen, während Lauingen den Abstieg vermeiden will. Wir können die Euphorie mitnehmen – der Gegner hat nach einer schwachen Saison weniger Selbstvertrauen.“ Eine Garantie für den Aufstieg ist das für Kämpf aber nicht: „Bei den Profis gewinnen meist die höherklassigen Teams“. Das will der FCA verhindern. Sollte das Spiel dennoch verloren gehen, könnte der Spielplan noch ein Hintertürchen bereithalten. Sollte der SC Oberweikertshofen die Landesliga-Qualifikation nicht schaffen, so spielen die beiden Relegationsverlierer (im zweiten Spiel der Bezirksligarelegation trifft Türksport Kempten auf den FC Horgau) den frei werdenden Platz aus. Damit will sich Kämpf aber gar nicht befassen. Dann schon lieber mit dem Elfmeterschießen. Speziell trainiert haben die Affinger nicht, allerdings trafen alle Schützen souverän gegen Wertingen: „Ich habe nur gesagt, sucht euch eine Ecke und schießt das Ding mit Wucht rein. Bloß keine halbherzigen Schlenzer.“ Außerdem verrät Kämpf, hätten ein paar der Spieler in den vergangenen Wochen nach dem Training freiwillig vom Punkt um ein paar Getränke geschossen. Mit dabei war auch ein gewisser Manfred Kämpf: „Ich musste hinterher keine Getränke zahlen“, macht er klar. Das könnte sich bei einem Sieg gegen Lauingen aber ändern.
In die Partie gegen den FC Affing gehen die Lauinger wieder mit einem anderen Gesicht auf der Trainerbank. Weil Wilfried Mayer seinen lange gebuchten Urlaub angetreten hat, coacht diesmal Klaus Datismann die Mohrenstädter. „Zu einem dritten Spiel wäre ich dann aber wieder zurück“, erklärte Mayer nach dem 3:2-Sieg gegen den FC Günzburg. Doch der 55-Jährige hätte nichts dagegen, wenn sich das erübrigt. „Ich drücke auf jeden Fall die Daumen und verfolge den Liveticker.“ Wie die Lauinger mussten auch die Affinger im ersten Entscheidungsspiel über 120 Minuten gehen und dabei einen Rückstand wettmachen. Der FC Lauingen konnte sich kurz vor Ende der Verlängerung durch den entscheidenden Treffer von Daniel Müller durchsetzen. Der ehemalige Bayernligist behielt gegen den TSV Wertingen im Elfmeterschießen die Nerven.

Aufrufe: 027.5.2017, 08:19 Uhr
Augsburger Allgemeine / meiAutor