2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview

Interview mit Thorsten Bettin (Trainer FC Türkiye)

Er ist der neue Mann an der Landesgrenze: Thorsten Bettin. Der einstige Klasse-Amateurfußballer soll die erfolgreiche Arbeit von Erhan Albayrak fortsetzen. Gegen Altona 93 gelang der erste Schritt in die richtige Richtung. Wir sprachen im Anschluss der Partie mit Bettin. Foto: Seweryn Malyk

Thorsten Bettin, mit Altona 93 ein Top-Gegner, eine herausragende Kulisse und dann dieses Ergebnis. Besser geht es zum Einstand nicht, oder?

Thorsten Bettin (51): „So ist es. Das kann ich einfach nur unterschreiben. Bei der Kulisse hab ich mich an früher erinnert, als ich noch gespielt habe. Hätte mir jemand gesagt, dass wir zum Auftakt mit 3:0 gegen Altona gewinnen, dann hätte ich mir gestern schon eine Flasche Wein aufgemacht. Insofern bin ich sehr zufrieden. Noch mehr zufrieden bin ich darüber, dass die Mannschaft so eine disziplinierte Leistung abgeliefert hat. Super in der Ordnung gestanden, super verschoben gegen am Anfang wirklich ganz stark spielende Altonaer. Baldé haben wir auf Außen überhaupt in den Griff bekommen, aber dann haben wir wie bei allen drei Toren zum richtigen Zeitpunkt getroffen. Insbesondere das 1:0 war ein Schockmoment für Altona, die dann weiterhin mehr Ballbesitz hatten, aber wenn wir in die Umschaltbewegung kamen, schwer zu verteidigen waren. Das war es eine wahre Freude zuzugucken, wie der Ball rotiert. Beim 3:0 – mehr kann man da nicht vorbereiten. Das war fußballerisch eine Augenweide.“

Stichwort Disziplin. Die Mannschaft kassierte im bisherigen Saisonverlauf sehr viele Platzverweise und gegen Altona gab es bereits zur Halbzeit drei gelbe Karten. Hattest du die Befürchtung, dass es nicht gut gehen würde?

„Nein, eigentlich nicht. Die, die die Karten gezogen haben, sind erfahrene Spieler und wissen, wie sie sich in der zweiten Halbzeit zu verhalten haben. Dass wir auf der Seite gegen Balde reagieren mussten, steht außer Frage. Das hat der Prince Dzigbede auch gut gemacht. Wenn man dann noch den Platz betrachtet, haben wir in den zweiten 45 Minuten den Vorteil gehabt, dass es auf der Altonaer Angriffsseite, wo Baldé unterwegs war, sehr seifig war. So kam er dann auch nicht mehr so zum Zuge.“

Was hast du bislang mit der Mannschaft machen können?

„Wir konnten Mittwoch und Freitag zweimal trainieren und haben da überwiegend Fußball gespielt, damit ich die Mannschaft kennenlernen konnte. Den Sieg hat sich die Truppe ganz alleine erarbeitet, da möchte ich noch gar nicht dran teilhaben. Ich freue mich einfach über eine gute und disziplinierte Leistung. Vielleicht hab ich fünf Prozent Anteil durch die Ansprache und Motivation.“

Was für Ziele peilst du mit dem FC Türkiye an?

„Da könnte ich jetzt drei Euro in dein Jacket schmeißen. Wir schauen einfach auf das nächste Spiel in Wedel. Die Mannschaft kann eine Menge erreichen, wenn sie diszipliniert arbeitet und sich so wie heute als Team darstellt. Ich hab die bisherigen Ergebnisse gesehen. Gegen die großen Mannschaften hat die Mannschaft überzeugt, gegen die unten im Tableau stehenden Gegner sich aber schwer getan. Da müssen wir den Spagat hinbekommen, dass wir gegen jedes Team überzeugen können."

Jeder Trainer hat so seine Vorstellungen, auch personell. Hast du Spieler im Hinterkopf, die du gerne her lotsen würdest?

„Überhaupt nicht. Ich bin mit dem Kader, so wie er sich jetzt darstellt, zu 100 Prozent zufrieden. Da gibt es keinen Ansatz über etwas nachzudenken."

Manuel Garcia, der von dir mitgebrachte zusätzliche Co-Trainer, und auch du, seid in der Vergangenheit, zum Beispiel bei Einigkeit Wilhelmsburg, durch, nennen wir es mal, emotionales Verhalten gegenüber den Schiedsrichtern aufgefallen. Seid ihr diesbezüglich mittlerweile ruhiger geworden?

„Das will ich nicht sagen. Es wird auch die Momente geben, wo ich aus der Haut fahre. Ich bin mir aber auch bewusst, gerade weil hier bei Türkiye sehr viel Temperament ist, dass ich mich da etwas raushalten und steuern muss. Ich gebe mir Mühe, weiß aber nicht, wie lange das gut geht, aber ich versuche das hinzubekommen. Emotionen gehören einfach dazu. Ohne geht es im Fußball nicht.“

Interview: Seweryn Malyk

Aufrufe: 01.11.2016, 19:06 Uhr
Seweryn MalykAutor