2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
– Foto: Alfred Brumbauer

Jochen Freidhofer: »Ich bereue keine Sekunde«

Trainer, die man kennt (34): Der Dingolfinger feierte mit dem Landesliga-Aufstieg mit dem TV Schierling den größten Erfolg seiner Karriere und führte auch den FC Teisbach bereits zweimal eine Liga nach oben

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im 34. Teil geht es um Jochen Freidhofer, der neben seinen drei Amtszeiten beim FC Teisbach auch schon so namhafte Klubs wie den FC Wallersdorf, den TV Schierling oder die SpVgg Niederaichbach coachte und dabei einige Aufstiege feierte.

Schönste Saison Deiner Trainer-Laufbahn?
Da gibt es einige. Die beiden Doppel-Meisterschaften mit dem FC Wallersdorf 2007 in der Bezirksliga bzw. A-Klasse sowie dem FC Teisbach 2018 waren schon sehr besonders, da der gesamte Verein tolle Gründe zum Feiern hatte. Überhaupt liegen mir die zweiten Mannschaften schon sehr am Herzen, da ohne vernünftigen Unterbau nicht viel möglich ist. Aber auch die Meisterschaft in der Bezirksoberliga und der damit verbundene Landesliga-Aufstieg mit dem TV Schierling inklusive der Niederbayerischen Hallen-Meisterschaft in der Saison 2008/09 bleibt unvergessen.
Welcher Spieler, hat Dich in Deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?
Ganz viele, aber wie ich vor einiger Zeit schon mal bei der Auswahl meiner Top-Elf gesagt habe, war Tobi Weinzierl vom FC Wallersdorf in vielen Belangen der Beste. Er hat niemals aufgegeben, war trotz Selbstständigkeit im jungen Alter immer im Training und war auch charakterlich gegenüber meiner Person und seinen Mitspielern unbeschreiblich.

Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?
Bei jedem Verein. Der FC Teisbach hat mir damals als junger Trainer die Chance gegeben und ist auch heute wieder meine Heimat. Beim FC Wallersdorf war ich sieben Jahre lang und habe ganz viel mitgemacht. Der TV Schierling steht für meinen größten Erfolg und auch die Zeit in Niederaichbach bleibt unvergessen. Nicht zuletzt das halbe Jahr beim FC Ottering, wo ich in kurzer Zeit Freunde fürs Leben gefunden habe. Dem FCO bin ich noch immer sehr, sehr verbunden.

Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast Du besonders gerne zusammengearbeitet?
Ich hatte das Glück, dass ich hervorragende Abteilungsleiter in meiner Karriere hatte. Ich bin kein einfacher Trainer, sondern manchmal durchaus auch fordernd. Meine Erfolge sind immer eng verbunden mit folgenden Personen: Charli Klostermeier (FC Teisbach), Martin Huber (TV Schierling), Rudi Grill (FC Wallersdorf), Alex Wischinski (SpVgg Niederaichbach), Stephan Schütz (FC Ottering), Stephan Hofmann, Adam Zahn und Jochen Schreiner (alle FC Teisbach). Sie alle gehören zu den Besten ihrer Zunft in Niederbayern und ich möchte keinen Moment mit diesen Menschen missen. Aber einer steht über allen: der kürzlich leider verstorbene Adolf "Peter" Wagner vom FC Wallersdorf hat einen riesengroßen Anteil an meiner erfolgreichen Trainerkarriere. So einen Mann gibt es nur einmal und ich war unglaublich traurig, als ich von seinem Tod erfahren habe. Ihn werde ich sicher niemals vergessen - er war der Beste!


Welcher Trainer hat Dich in Deiner aktiven Zeit besonders geprägt?
Ich hatte nicht viele Trainer in meiner aktiven Zeit. Am meisten geprägt hat mich sicherlich Karsten Wettberg bei der SpVgg Landshut. Nicht unbedingt als Spieler, da ich unter seiner Regie wenig Einsatzzeit hatte, aber als Trainer und auch als Mensch habe ich sehr viel von ihm gelernt.

Hast Du irgendetwas in Deiner Laufbahn bereut?
Nein, ganz ehrlich nicht. Ich trage mein Herz auf der Zunge und bin immer ehrlich gewesen. Das hat zwar nicht immer jedem gefallen, ich bereue aber keine Sekunde.

Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?
Der 3:2-Sieg gegen die SpVgg Lam zur Bezirksoberliga-Meisterschaft 2009 in Schierling bleibt unvergessen. Wir waren eigentlich als Abstiegskandidat in die Saison gestartet und lagen auch in diesem Spiel lange mit 1:2 zurück. Mit unglaublichem Siegeswillen haben wir aber die Partie gedreht und den Titel geholt, mit dem wirklich niemand gerechnet hatte.
Den TV Schierling führte Freidhofer 2009 zur Meisterschaft in der Bezirksoberliga.
Den TV Schierling führte Freidhofer 2009 zur Meisterschaft in der Bezirksoberliga. – Foto: Michael Wagner


Früher war im Fußball alles besser - wie denkst Du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?
Davon halte ich gar nichts. Wenn ich mir nur meine momentane junge Truppe vom FCT anschaue und sehe, mit welcher Begeisterung und Einsatz jeder dabei ist, dann bin ich oft sehr angetan. Da stimmt alles. Deshalb halte ich von diesen Pauschalaussagen nicht viel.

Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert Du?
Ich gebe den Takt vor und bin in sportlichen Belangen oft sehr fordernd und ehrgeizig. Abseits des Platzes bin ich aber trotz des mittlerweile hohen Altersunterschieds immer sehr eng an den Jungs und sehe sie als meine Freunde. Damit bin ich 20 Jahre mehr als gut gefahren und viele tiefe Freundschaften sind Zeuge dafür.

Wie kann Dich ein Spieler auf die Palme bringen?
Mangelnder Trainingsfleiß und verbaler Widerspruch auf dem Platz während des Spiels. Danach bin ich für jede Diskussion immer sehr offen und nicht nachtragend.

Gibt es im Profibereich einen Trainer, den Du richtig gut findest?
Ich finde Jürgen Klopp super und freue mich sehr über seinen Erfolg in Liverpool.

Größte Enttäuschung Deiner Karriere?
Jeder Abstieg war eine große Enttäuschung und auch der eine oder andere Spielerwechsel hat mir sehr weh getan. Aber grundsätzlich geht es immer weiter und fürs Jammern oder Aufgeben gibt es nichts.

Was hältst Du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?
Als Trainer am Spielfeldrand sehe ich das durchaus kritisch. Ich bin aber auch schon mit 27 Jahren Spielertrainer geworden und habe es noch nie bereut. Es kommt wohl immer auf den Einzelfall an. Manchmal macht es Sinn und ist erfolgreich, es gibt aber auch viele Beispiele, bei denen es nicht gepasst hat.

Den FC Teisbach führte Jochen Freidhofer 2018 in die Bezirksliga zurück.
Den FC Teisbach führte Jochen Freidhofer 2018 in die Bezirksliga zurück. – Foto: Alfred Brumbauer


Zur Person:
Jochen Freidhofer trat 2009 als 27-jähriger Jungspund beim FC Teisbach seine erste Station als Spielertrainer an und führte den Dingolfinger Vorstadtklub auf Anhieb in die Kreisliga. Nach einem kurzen Intermezzo als Spieler bei der SpVgg Landshut kehrte er 2002 für zwei Spielzeiten zum FCT zurück, ehe er zum FC Wallersdorf weiterzog, mit dem er gleich in der ersten Saison den Aufstieg in die Bezirksliga schaffte. Nach vier Jahren verließ er den FCW in Richtung TV Schierling, wo er mit der Meisterschaft in der Bezirksoberliga und dem damit verbundenen Aufstieg in die Landesliga den bis heute größten Erfolg seiner Trainerlaufbahn feierte, direkt danach aber abdankte. In der darauffolgenden Spielzeit heuerte Freidhofer dann im Lauf der Rückrunde beim damaligen Bezirksoberligisten ETSV Hainsbach an, den er jedoch nicht mehr vor dem Gang in die Bezirksliga bewahren konnte. Dort blieb der Dingolfinger bis September 2011, als er seinen Hut nehmen musste und nur zwei Wochen später zum Ligakonkurrenten FC Wallersdorf zurückkehrte. Von 2014 bis 2016 coachte Freidhofer dann die SpVgg Niederaichbach, ehe er sich ein halbes Jahr Pause gönnte und zur Rückrunde der Saison 2016/17 dann beim Dingolfinger Kreisklassisten FC Ottering in die Bresche sprang. Seit 2017 steht Jochen Freidhofer zum bereits dritten Mal beim FC Teisbach auf der Kommandobrücke. Mit der Kreisliga-Meisterschaft und der Rückkehr in die Bezirksliga machte er sich schon jetzt unvergesslich.
Aufrufe: 013.7.2020, 13:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor