2024-04-23T06:39:20.694Z

Interview der Woche

"Wir ziehen bis zum Ende durch"

Nachspielzeit mit Francesco Palmieri +++ Der Trainer des B-Ligisten FC Schloßborn spricht über die Misere seines Vereins und den ersten Punktgewinn am vergangenen Wochenende

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Francesco Palmieri. Der Trainer des Schlusslichts der Kreisliga B Main-Taunus FC Schloßborn spricht mit uns über die schwierige Situation seines Vereins und den Punktgewinn vom letzten Sonntag.

FuPa: Am vergangenen Wochenende hat dein Team gegen Unterliederbach zum ersten Mal in der laufenden Spielzeit gepunktet. Was hat die Mannschaft besser gemacht als in den enttäuschenden letzten Wochen?

Francesco Palmieri: Leider konnte ich ausgerechnet diesen Sonntag nicht anwesend sein, aber was mir Mannschaft und Co-Trainer erzählt haben, war positiv. Wir haben eine große Lauf- und Kampfbereitschaft an den Tag gelegt. Und als der Gegner Schwächen zeigte, setzte dies nochmal zusätzliche Kräfte frei, die uns dann zu unserem ersten Punktgewinn getragen haben.


Trotzdem liegt deine Mannschaft kurz vor der Winterpause abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Was sind die Gründe für das bisherige Abschneiden?

Wir hatten im Sommer einen großen Umbruch zu verkraften. Viele gute Fußballer haben den Verein verlassen. Diese Abgänge haben wir kaum kompensieren können. Einige unserer neuen Spieler hatten seit längerem pausiert, oder nach der Jugend zwischenzeitlich aufgehört. Wir sind froh, dass wir überhaupt einen Kader von 16, 17 Spielern zusammenbekommen haben, die jede Woche für den Verein spielen. Dies war nach dem Aderlass im Sommer nicht selbstverständlich. Unser Verein hat leider nicht mehr die Zugkraft, um scharenweise gute Spieler nach Schloßborn zu locken.


In der Vergangenheit war der FC Schloßborn eine gute Adresse im Main-Taunus-Kreis. In den letzten Jahren ging es aber stetig bergab. Wie ist dieser Niedergang zu erkären?

Der FC hatte vor einigen Jahren einen sehr potenten Hauptsponsor. Durch sein finanzielles Engagement konnte der Verein vor zehn Jahren bis in die Verbandsliga aufsteigen. Dieser Gönner ist jedoch vor einiger Zeit verstorben, und damit auch die Konkurrenzfähigkeit des FC Schloßborn auf diesem Niveau. So ging es Stück für Stück wieder abwärts bis in die Kreisliga B, in welcher wir heute spielen.


Wie sieht die Situation im Verein heute aus?

Wir müssen uns eingestehen, dass wir in der Umgebung nicht mehr die allererste Adresse sind. Wir sind ein kleiner Verein, der um jeden Spieler kämpfen muss. Auch in der Kreisliga wollen Spieler finanziell das Bestmögliche herausholen, da haben wir dann meist das Nachsehen. Auch unser Nachwuchs ist relativ überschaubar, da haben Teams wie Hornau oder mein Ex-Verein Sossenheim ein vielfaches an Spielern in jeder Altersklasse zur Verfügung. Als kleiner geographisch abgelegener Dorfklub ohne nennenswerte Großsponsoren hast du es heutzutage auch in der Kreisliga B schwer.

Dein Team ging vor dem Punktgewinn am Sonntag jedes Wochenende, nach teilweise zweistelligen Ergebnissen, als Verlierer vom Platz. Wie schafft du es, die Motivation deiner Mannschaft im Training und am Spieltag trotzdem hoch zu halten?

Natürlich gehen die Köpfe erstmal runter, wenn du am Wochenende 0:12 oder 2:13 verloren hast. Da erfordert es als Trainer viel Fingerspitzengefühl, um die Spieler wieder auzubauen. Ich versuche das Training so spaßig wie möglich zu gestalten, damit die Jungs weiterhin gerne bei uns Fußball spielen. Ich bin keiner der aufgibt, sondern ziehe immer weiter durch, das versuche ich jedem Einzelnen vorzuleben. In einer Situation wie unserer musst du als Trainer voran gehen.

Welche Werte willst du deiner Mannschaft im Umgang mit der sportlichen Situation sonst noch vermitteln?

Mir ist ganz wichtig, dass wir auf dem Platz, auch wenn wir auf die Mütze kriegen, respektvoll und fair bleiben. Es gibt genügend Spieler, denen bei einem hohen Rückstand die Sicherungen durchbrennen. Da muss ich meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen, sie hat sich immer vorbildlich verhalten. Außerdem gefällt mir, dass die Mannschaft auch neben dem Platz weiterhin eine Einheit ist. Die Jungs verstehen sich gut untereinander und halten immer zusammen.


Es sind jetzt noch vier Spiele bis zur Winterpause. Wie geht ihr die kommenden Wochen an?

Der Punktgewinn hat der Mannschaft richtig gut getan. Man spürt förmlich, wie in den Spielern endlich das Gefühl aufkommt, "Hey, wir können es doch!". Nach so vielen Niederlagen wird dieser Punkt uns Kraft geben, und uns helfen, auch den kommenden Gegnern Paroli zu bieten. Trotzdem ist die Gesamtsituation natürlich für jeden Einzelnen extrem unbefriedigend. Wir werden uns in der Winterpause mit allen Beteiligten zusammensetzen und besprechen, was für Mannschaft und Verein das Beste ist.



Aufrufe: 013.11.2019, 15:45 Uhr
Niklas AllmrodtAutor