2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Das Vater-Tochter-Gespann Gerd und Vicky Werner und Schiedsrichteransetzer Michael Schulz. Foto: Sven Bock
Das Vater-Tochter-Gespann Gerd und Vicky Werner und Schiedsrichteransetzer Michael Schulz. Foto: Sven Bock

Das pfeifende Vater-Tochter-Gespann

Die junge Schiedsrichterin Vicky Werner wird von ihrem Vater Gerd an der Seitenlinie unterstützt

Bei der Kreisliga-Partie in Mühlberg gab es am vergangenen Wochenende sicher das eine oder andere überraschte Gesicht: Als Schiedsrichterin führte die erst 17-jährige Vicky Werner aus Finsterwalde die Männer-Teams auf das Feld. Auf sich alleine gestellt war sie aber nicht - ihr Vater Gerd unterstützte sie an der Seitenlinie. Das Portrait eines ungewöhnlichen Gespanns im Brandenburger Amateurfußball.

Seit drei Jahren ist Vicky als Unparteiische aktiv. 103 Partien hat sie inzwischen absolviert, die Mehrzahl davon als Assistentin an der Seitenlinie. Im Frauen-Bereich hat sie es bereits bis in die Regionalliga geschafft, immerhin die dritthöchste Spielklasse. Das Kreisliga-Derby zwischen Empor Mühlberg und dem FSV Martinskirchen am Osterwochenende war allerdings erst Vickys drittes Spiel als Schiedsrichterin im Männerbereich. Beide Mannschaften machten es der jungen Unparteiischen aber leicht - sie kam nach 90 Minuten ganz ohne Karten aus. "Heute war nicht viel zu machen. Ich hätte es mir bei den Männern anfangs schwieriger vorgestellt und bin noch aufgeregt vor den Spielen. Aber meine Assistenten machen es mir auch einfacher", sagt die Finsterwalderin.

Einen großen Anteil daran hat vor allem ihr Vater Gerd Werner, der an der Seitenlinie einen genauen Blick auf die Spielleitung der Tochter wirft. Wenn Vicky bei den Männern pfeift, läuft er bislang immer mit als Assistent auf. Bei kniffligen Entscheidungen gibt es durchaus mal intensiveren Blickkontakt zwischen den Beiden. Und auch vor einer kritischen Auswertung scheut der Vater nicht zurück: "Man muss schon streng schauen und ernsthafte Kritik üben. Erst dadurch kann sie sich wirklich verbessern. Wenn wir es nicht ansprechen, würde sich auch nichts ändern", so Gerd Werner. In Mühlberg gab es in der Halbzeit nicht viel Gesprächsbedarf. Nur einige Verbesserungsvorschläge für das Stellungsspiel der jungen Unparteiischen. Der 2. Assistent und Elbe-Elster-Schiedsrichteransetzer Michael Schulz: "Vicky ist Misses Einhundertprozent beim Regeltraining, da machen wir ihr ohnehin nicht viel vor. Aber den Rest lernt man oft erst in der Praxis, da können wir ihr noch einige Ratschläge geben."

Zu dem ungewöhnlichen Hobby für eine 17-Jährige kam Vicky aus ganz monetären Gründen, verrät ihr Vater: "Sie wollte mehr Taschengeld. Da habe ich zu ihr gesagt, komm doch mit und mach den Schiedsrichterschein, dann kannst du dir am Wochenende noch ein paar Euro dazu verdienen." Bis jetzt haben beide die Entscheidung noch nicht bereut. Vicky: "Es macht Spaß und meine Freundinnen finden es auch cool." Ihr großes Vorbild ist Bibiana Steinhaus, die schon das WM- und Olympia-Finale der Frauen gepfiffen hat und auch im Männerbereich in der 2. Bundesliga als Schiedsrichterin aktiv ist. Konkrete Karriereziele hat sich die Finsterwalderin aber noch keine gesetzt: "Ich möchte erstmal Sicherheit bekommen. Und dann sehen wir weiter", sagt Vicky. Schiedsrichteransetzer Schulz sieht aber gute Chancen für die junge Unparteiische: "Wenn sie dran bleibt, ist vor allem im Frauenbereich vieles möglich. Dort ist die Schiedsrichterdichte nicht so groß und es gibt gute Aufstiegsmöglichkeiten."

Aufrufe: 08.4.2015, 10:38 Uhr
Sven BockAutor