2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
– Foto: RWE-TV

RWE-Interview: Es wäre bitter, wenn es mit dem Aufstieg nicht klappt

Beim FC Rot-Weiß Erfurt ist der Aufstieg in die Regionalliga forciert. Nach dem Neuaufbau im Sommer, soll es direkt wieder in die vierte Liga gehen. Die jüngsten Ergebnisse aus dem vergangenen Jahr machten diesbezüglich auch zuversichtlich.

Doch nun stehen auch bei RWE alle Räder still und möglicherweise kommt der Plan mit der Regionalliga-Rückkehr ins Wanken. Gemeinsam mit Geschäftsführer, Manager und Investor Franz Gerber haben wir auf die Situation beim FC Rot-Weiß geblickt. Im Interview mit FuPa-Thüringen spricht der 67-Jährige über ein mögliches Saisonfinale, den Kader und den Verein.

INTERVIEW mit Franz Gerber

FuPa Thüringen: Grüß dich, wie sieht der Alltag beim RWE aktuell aus? Was passiert in der Geschäftsstelle sowie bei Spielern und Verantwortlichen? Ist bei euch Kurzarbeit angesagt?

Franz Gerber: "Bei uns ist im Moment alles ruhig. Eigentlich sind alle in Kurzarbeit. Von einigen - zum Beispiel Manu (Ann. der Redaktion: Manuel Rost) - wird das Notwenigste gemacht, damit wir wieder loslegen können, sobald es weitergeht.

Aber im Moment ruht alles. Die Geschäftsstelle, der Sport und man selbst auch irgendwie. Sicher ist man gedanklich trotzdem in den Planungen für den Re-Start oder eine neue Saison."
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Wie und wann, denkst du, kann es weitergehen im Amateurfußball und der Oberliga? Ist die Saison (die Hinrunde) überhaupt noch zu retten? Wie könnte man verfahren, wenn nicht?

Franz Gerber: "Ich denke, noch ist es möglich die Hinrunde zu Ende zu spielen. Aber langsam wird es eng, wenn innerhalb der nächsten Wochen kein Trainingsbetrieb möglich ist. Ein bisschen Zeit steht noch zur Verfügung, aber irgendwann ist es unrealistisch. Ein Problem, das ich sehe: Einige Mannschaften wollen gar nicht mehr spielen."
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Ihr habt die Unterlagen für Oberliga und Regionalliga eingereicht. Welche Modelle - neben dem Komplettieren der Hinrunde - wären denkbar, um einen möglichen Aufsteiger zu ermitteln?

Franz Gerber: "Das Beste für die Vereine und den Verband wäre es, wenn man eine Qualifikationsrunde anbietet, mit den Mannschaften, die aufsteigen wollen und der Sieger darf hoch. Das wäre auch innerhalb kurzer Zeit zu realisieren. So könnte das Saisonfinale nochmal hochinteressant werden. Außerdem wäre das auch eine sportliche Regelung und das ist für den Fußball ideal. Ich hoffe, dass der Verband flexibel ist und darüber nachdenkt."
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Mit dem RWE soll es so schnell wie möglich zurück in die Regionalliga gehen. Welche Auswirkung hätte es für das Gesamtprojekt, wenn es mit dem Aufstieg - möglicherweise auch pandemiebedingt - nicht direkt funktioniert?

Franz Gerber: "Es wäre sehr schade. Damit wären alle Investitionen, die Zeit, die Arbeit fast umsonst gewesen. Aber wenn es so ist, werden wir natürlich das Beste draus machen. Dann müssen wir in der neuen Saison wieder angreifen. Aber es wäre für uns schon extrem bitter.
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Trotz Corona-Winter konntet ihr Transfers realisieren und die Mannschaft nochmal verstärken. Mit Selim Aydemir ist auch ein guter Bekannter zurück in Erfurt. Wie sehen die Planungen diesbezüglich aus?

Franz Gerber: "Wir haben ganz bewusst im Winter nochmal nachgelegt, weil wir uns in den letzten Spielen eine gute Ausgangssituation geschaffen haben, nachdem wir schlecht gestartet sind. Wir hatten natürlich gehofft, dass es früher weitergehen kann. Und dafür wollten wir uns verstärken. Das war auch notwendig, denn wir hatten ja gar keinen großen Kader. Zum Beispiel hatten wir nur einen Keeper. So haben wir nochmal nachgelegt, so dass wir voll in den Aufstieg mit eingreifen können."
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Wie sieht die Rolle von Selim Aydemir aus? Er soll mit im Trainerteam arbeiten?

Franz Gerber: "Selim Aydemir ist in erster Linie als Spieler geholt worden und in zweiter Linie als Unterstützung für unser Trainerteam. Diese Initiative kam hauptsächlich von ihm, weil er schon jetzt in dieser Beziehung lernen will und auch die 'andere Seite` kennenlernen will. Er soll der verlängerte Arm der Trainer werden, ist bei Besprechungen dabei und bekommt alles mit. Das ist für ihn eine super Erfahrung."
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Im Vergleich zum Sommer, als man den Neuaufbau startete, hat sich der Kader inzwischen sehr verändert. Da waren es vorwiegend Spieler aus der Region und/oder mit Bezug zum RWE. Inzwischen bekam die Mannschaft noch zahlreiche Verstärkungen. Hat die Qualität der Jungs, die zunächst da waren, nicht ausgereicht, um die sportlichen Ziele zu erreichen?

Franz Gerber: "Ja, leider war das so. Die Qualität hat nicht gereicht. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich bei ähnlicher Qualität immer einen Spieler aus der Region bevorzugen. Der sorgt für viel mehr Identifikation und kennt sich schon aus."
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Stichwort "Spieler aus der Region". Erfurt hatte mal den Status als NLZ. Inwiefern spielt der Nachwuchs bei euren mittel- und langfristigen Planungen eine Rolle?

Franz Gerber: "Die Jugendarbeit spielt immer eine ganz wichtige Rolle. Wir müssen gute Möglichkeiten anbieten, um gute Jungs rauszubringen. Man braucht im eigenen Verein einen starken Nachwuchs. Wenn man leistungsstarke Eigengewächse präsentieren kann, erhöht das auch die Identifikation und erfüllt nicht zuletzt eine soziale Komponente. Übrigens: Auch wenn es der ein oder andere möglicherweise nicht schaffen sollte, sind das vielleicht die Fans, Nachwuchstrainer und Sponsoren von morgen."
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Eine abschließende Frage: Die sagtest mal, du willst nicht als klassischer Investor verstanden werden. Was hast du damit gemeint?

Franz Gerber: "Ich bin kein klassischer Investor. Es sind auch noch zwei weitere Partner mit an Bord. Man kann jetzt aber nicht sagen, dass es von nun an Geld regnet und dass das Finanzielle keine Rolle mehr spielt. Wir wollen etwas Nachhaltiges schaffen. Da möchte ich vor allem auch mit meinem Know-How helfen. Ich bin schon sehr viele Jahrzehnte im Geschäft als Trainer, Manager und Präsidiumsmitglied und glaube, dass ich mir dabei ein gewisses Know-How angeeignet habe, wie man auch mit begrenzten Mitteln das Optimale erreichen kann. Rot-Weiß Erfurt ist ein toller Verein, ein Traditionsverein mit tollen Fans. Wenn hier gut gearbeitet wird und man die richtigen Entscheidungen trifft, kann es auch wieder erfolgreich werden. Man macht um Gottes willen nicht immer alles richtig aber wenn viele gute Entscheidungen dabei sind, werden wir hier Erfolg haben.

Und genau deshalb sage ich, dass ich nicht der klassische Investor bin, der mit jeder Menge Geld um die Ecke kommt und sich dann auf die Tribüne setzt."

Vielen Dank für deine Zeit und hoffentlich rollt der Ball bald wieder.

Aufrufe: 09.3.2021, 09:00 Uhr
FuPa ThüringenAutor