2024-05-10T08:19:16.237Z

Aufreger der Woche
Rhenania Lohns Trainer verlor wenige Tage vor dem Spiel gegen Schwarz-Weiß Düren seine Frau und bat, das Spiel zu verlegen. Weil dies nicht klappte, erfand ein Beamter der Stadt Eschweiler einen Anlass, um eine Sperre des Lohner Sportplatzes (Foto) auszustellen. Ob er dem Trainer einen Gefallen tun wollte? Das Spiel fand nicht statt ? doch die Angelegenheit wird ein Nachspiel haben. Foto: Harald K
Rhenania Lohns Trainer verlor wenige Tage vor dem Spiel gegen Schwarz-Weiß Düren seine Frau und bat, das Spiel zu verlegen. Weil dies nicht klappte, erfand ein Beamter der Stadt Eschweiler einen Anlass, um eine Sperre des Lohner Sportplatzes (Foto) auszustellen. Ob er dem Trainer einen Gefallen tun wollte? Das Spiel fand nicht statt ? doch die Angelegenheit wird ein Nachspiel haben. Foto: Harald K
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Ein Trauerspiel abseits des Stadions

Die Absage der Partie zwischen SW Düren und Rhenania Lohn hat weitreichende Folgen

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Der Fall scheint auf den ersten Blick klar. Bei Facebook schimpfen Nutzer auf die Spielvereinigung Schwarz-Weiß 1896 Düren. „Wie unfassbar asozial ist das denn bitte?“, ist da etwa zu lesen. Oder: „So was Erbärmliches habe ich ja noch nie gesehen.“ Es gibt noch weitere Kommentare. Hintergrund ist der Streit um eine Spielverlegung der Partie Rhenania Lohn gegen Schwarz-Weiß 1896 Düren in der Fußball-Kreisliga A Düren.
Dieser Streit endete nun vor der Spruchkammer des Fußballkreises Düren. Deren Vorsitzender Robert Deller, viele Jahre Oberstaatsanwalt in Aachen, sprach den Schwarz-Weißen die drei Punkte zu. Thema der Verhandlung war aber nicht der Wunsch der Lohner, das Spiel zu verlegen. Das hatte nicht funktioniert, weil sich beide Klubs nicht auf ein Datum einigen konnten. Vielmehr ging es um die Begründung der Spielabsage. Die drei Punkte gingen aus folgendem Grund nach Düren: Ein Mitarbeiter der Stadt Eschweiler hat offenbar eine falsche Bescheinigung ausgestellt, absichtlich.

Doch der Reihe nach: Besagtes Spiel war für Sonntag, 14. September, angesetzt. Lohn hatte das Spiel schon länger verlegen wollen, da an dem Wochenende eine Hochzeit anstand, zu der etliche Spieler und Vereinsfunktionäre eingeladen waren. Düren stimmte einer Verlegung jedoch nicht zu, da Spieler berufsbedingt nicht zur Verfügung stünden, so die Verantwortlichen. Am Mittwoch vor dem Spiel starb nun die Ehefrau des Lohner Trainers. Der Verein bat erneut um die Verlegung des Spiels, was Staffelleiter und Spielausschuss-Vorsitzender Horst Bruns bestätigt: „Ich habe beiden Vereinen die Möglichkeit eingeräumt, sich auf einen zeitnahen Termin zu einigen, eine solche Einigung ist aber nicht zustande gekommen.“

Rhenanias Vorsitzender Hans Krahe sagt, man habe Ausweichtermine angeboten, diese seien jedoch von den Dürenern abgelehnt worden. Jürgen Knillmann, Abteilungsleiter Fußball-Senioren bei Schwarz-Weiß Düren, erklärt: „Wir haben angeboten, am Samstag vor dem 15. November zu spielen oder am 14. Dezember.“ Diese späten Termine seien jedoch vom Staffelleiter abgelehnt worden. Als Ausweichtermin war schließlich der gestrige Donnerstag angesetzt worden. Aber Düren wollte in der Woche wegen zu vieler berufsbedingt fehlender Akteure nicht spielen. Also legte der Staffelleiter fest: Es bleibt beim 14. September.

Und dann tauchte das Schreiben der Stadt Eschweiler auf. „Am 13. September wurde uns mitgeteilt, dass das Spiel abgesagt ist. Der Platz sei gesperrt“, sagt Knillmann. In dem städtischen Papier heißt es, wie Robert Deller bestätigt: „Wegen einer Großveranstaltung der Jugendfeuerwehr mit Leistungsnachweis ist der Sportplatz von Rhenania Lohn am Sonntag, 14. September, gesperrt.“ Die Bescheinigung ist unterschrieben und mit dem offiziellen Briefkopf der Stadt versehen.

Genau das war für Deller der Grund, die drei Punkte nun Düren zuzusprechen. Der Spruchkammervorsitzende: „Einige Dürener sind nämlich am 14. September auf Grund der Spielabsage nach Lohn gefahren. Um 15 Uhr war der Platz geschlossen, leer, niemand war zu sehen. Weit und breit keine Großveranstaltung der Feuerwehr.“ Deller weiter: „Die Vereinsvertreter von Lohn haben nicht nachweisen können, dass an diesem Tag besagte Veranstaltung auf dem Platz stattgefunden hat.“ Die Jugend der Feuerwehr nämlich wies ihre Leistungsstärke in Wirklichkeit einige hundert Meter weiter im Sportpark am See im Eschweiler Ortsteil Dürwiß nach.

Dieter Kesseler aus Düren veröffentlichte am Sonntag, 14. September, folgende Nachricht auf der Fußballplattform Fupa.net: „Als Grund für den Spielausfall wurde von Lohn angegeben, dass der Platz wegen einer Feuerwehrveranstaltung gesperrt sei. Das ist nachweislich falsch. Die Feuerwehrveranstaltung fand auf dem Sportplatz in Dürwiß statt. Um 15 Uhr war der Platz von Lohn leer. Dass man so einen Spielausfall möglich macht, ist nichts anderes als unsportlich. Sicher wird das auch ein Nachspiel haben.“ Wegen jener Bescheinigung, deren Inhalt Schwarz-Weiß Düren nicht ganz geheuer war, zog der Klub vor die Kreisspruchkammer.

„Ich kann ein Fehlverhalten nicht ausschließen“, sagte Eschweilers Bürgermeister Rudi Bertram am Donnerstag auf Anfrage. Auf Grund des Trauerfalls wollte ein Mitarbeiter der Stadt den Lohnern offenbar helfen und stellte das Schreiben mit der Platzsperre aus. Der Mitarbeiter war am Donnerstag nicht im Haus und wird am Freitag angehört. Ob ihm Konsequenzen wegen der Ausstellung einer falschen Bescheinigung drohen, wird sich zeigen.

Die mitunter scharfen Reaktionen im Internet gegen SW Düren hatte Lohns Trainer Michael Krings ausgelöst, als er an diesem Mittwoch auf die Nachricht Dieter Kesselers antwortete: „Dies ist auf eine Art geschmacklos, wie ich es in meiner bisherigen circa 35 Jahre andauernden Fußballer-/Trainerlaufbahn noch nicht erlebt habe.“ Er wollte diese Stellungnahme abgeben, sagte er unserer Zeitung am Donnerstag. Er habe dies in Absprache mit dem Vorstand der Lohner Rhenania getan. „Was passiert ist, gehört sich nicht. Ich möchte ans Fair Play appellieren. Es gibt wichtigere Dinge als Fußball“, sagte Krings weiter. Er ärgere sich darüber, dass Schwarz-Weiß Düren das Spiel nicht habe verlegen wollen. Zu den Reaktionen im Internet äußerte er sich am Donnerstag wie folgt: „Ich finde die Reaktionen gut.“

Der Fall hat nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine emotionale Seite. „Wir sind sicher nicht pietätlos“, sagt Dürens Jürgen Knillmann und wehrt sich gegen derartige Vorwürfe. „Wir bedauern den Todesfall natürlich, haben aber nichts verbrochen.“ Der Verein habe sich selbst oft die Frage gestellt: „Wie verhalten wir uns jetzt?“ Für den Vorsitzenden des Dürener Vereins, Hans Meier, ist klar: „Es wurde von Lohner Seite mit falschen Karten gespielt.“

Der Lohner Vorsitzende Hans Krahe möchte sich nicht weiter äußern, er sagt nur: „Ich bin sehr enttäuscht.“

Aufrufe: 026.9.2014, 09:05 Uhr
Tobias Röber und Wilhelm Peters I AZ/ANAutor