2024-04-25T10:27:22.981Z

Ligabericht
– Foto: Henrik Martinschledde

Lohnt sich die Westfalenliga überhaupt?

Künftig ohne Clubs aus dem Kreis Gütersloh, zwei von fünfzehn Vereinen gehen freiwillig runter. Nach dem plötzlichen Rückzug des SV Spexard geben die beiden Bielefelder Vereine Entwarnung... zumindest vorerst.

In der vergangenen Woche kam die große Überraschung, der SV Spexard gab kurzfristig bekannt, dass er seine Mannschaft für die kommende Saison zurückzieht und sich aus dem gehobenen Amateurfußball verabschieden wird. Der TSV Victoria Clarholz schlägt den komplett anderen Weg ein und wagt sich an das Abenteuer Oberliga. Das bedeutet: In der kommenden Saison ist der Kreis Gütersloh nicht mehr in der Westfalenliga vertreten. Außer Spexard zieht sich mit dem SC Roland Beckum ein zweiter Verein aus der Westfalenliga zurück, dies stand allerdings bereits vor der Corona-Pandemie fest. Ist die Westfalenliga überhaupt rentabel und lässt sich für die jeweiligen Vereine finanziell bewältigen?

Zu den Gründen des Rückzugs vom SV Spexard wurde seitens des Vereins angegeben, dass aufgrund der Corona-Krise fehlende Planungssicherheit herrsche, daneben würden seit Feststehen des Saisonabbruchs Werbeeinnahmen und Eintrittsgelder fehlen. Für die Spieler und den zur neuen Saison bereits verpflichteten Trainer Robert Mainka kam diese Nachricht wie ein K.-o.-Schlag – gerechnet hatte damit niemand. Doch kann so etwas auch die Bielefelder Westfalenligisten VfL Theesen und VfB Fichte treffen?


„Wir sitzen alle im gleichen Boot“, sagt Theesens Vorstandsvorsitzender Heinz-Werner Stork. Alle Vereine hätten seit den EReignissen um Covid19 mit Sponsoren zu tun, die ihre Zahlungen reduzieren oder gänzlich einstellen würden. „Den Unternehmen liegen ihre Mitarbeiter am Herzen, was völlig nachvollziehbar ist“, so der VfL-Boss. Folglich habe man in Theesen die Bezüge gekürzt. „Darüber war natürlich niemand erfreut, aber die Spieler und Trainer haben diese Entscheidung mitgetragen“, berichtet Stork, der es schade findet, dass der SV Spexard künftig kein Anlaufpunkt für den VfL Theesen mehr darstellt. „Wir standen vor nicht allzu langer Zeit auch vor der Frage, ob wir unter diesen Umständen die Westfalenliga spielen können und wollen und ob wir den bezahlten Amateurfußball so noch mittragen wollen. Für die kommende Saison ist Stand jetzt alles gesichert“, verspricht Stork. Grundsätzlich müsse man aber zunächst abwarten, wie es überhaupt weitergehen werde.


Jobst Hölzenbein, Fußballabteilungsleiter beim VfB Fichte, war vom plötzlichen Rückzug des SV Spexard auch überrascht. „Es gab zwar schon einmal das Gerücht, dass Spexard seine Mannschaft zurückzieht, das war dann aber auch schnell wieder verflogen“, so Hölzenbein, der die „Spechte“ als renommierten Verein sieht. „Eine solche Entscheidung finde ich traurig und dramatisch, kann sie aber auch ein Stück weit nachvollziehen. Auch wir müssen in der momentanen Situation die Reißleine ziehen. Da wir aber solide gewirtschaftet haben und ebenso solide Partner haben, denke ich, dass uns so etwas nicht passieren wird“, meint Hölzenbein. Für den SV Spexard tue es ihm leid, es seien immer schöne Duelle gewesen. „Möglicherweise hat man in Spexard die Situation einfach unterschätzt“, grübelt Hölzenbein.


Der SV Spexard gehörte in den vergangenen fünf Jahren zur Westfalenliga, der SC Roland Beckum spielte zwei Jahre in der Westfalenliga, davor sogar fünf Jahre lang in der Oberliga. Für den Beckumer Fußball stellt dies einen Absturz dar und auch von den "Spechten" aus Spexard dürfte man im überkreislichen Fußball wohl für einige Zeit nichts mehr zu hören bekommen. Die finanziellen Probleme ziehen sich im deutschen Amateurfußball bekanntlich wie ein roter Faden hoch bis zur Regionalliga, teils sogar bis in die 3. Liga. Wie gestaltet sich dies für die übrigen ostwestfälischen Clubs?


Die Reserve des SV Rödinghausen profitiert dabei selbstverständlich von der Infrastruktur der ersten Mannschaft. Bei den übrigen Vereinen (die beiden Bielefelder Clubs wurden hier ja bereits als Beispiele genannt) kommt es weiterhin auf gesundes oder vorsichtiges Wirtschaften an, dies gilt auch für den Delbrücker SC. Den beiden Aufsteigern VfB Fichte Bielefeld und TuS Tengern sowie dem SC Herford drohte vor dem Saisonabbruch der Abstieg. Nun können sie mit einem weiteren Jahr Westfalenliga planen, auch wenn damit bei manchem Club womöglich gar nicht mehr so wirklich gerechnet wurde. In der Saison 2020/21 gehen sieben Vereine aus OWL an den Start, neu hinzukommen wird der FC Preußen Espelkamp. Für den Aufsteiger soll die Westfalenliga mittelfristig nur eine Zwischenstation darstellen - wer weiß, ob ihnen dasselbe gelingen könnte wie einst Rödinghausen mit einem Durchmarsch in der Spielzeit 2012/13. Die Ambitionen und nötige finanzielle Unterstützung sind zumindest vorhanden.

Aufrufe: 02.6.2020, 02:00 Uhr
FuPaAutor