2024-05-08T14:46:11.570Z

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Manuel da Silva, Abteilungsleiter des FC Portugiesen Freiburg
Manuel da Silva, Abteilungsleiter des FC Portugiesen Freiburg – Foto: Verein

FC Portugiesen Freiburg: Amateurfußball zur Zwischenmiete

Rückrundenvorschau in der Kreisliga B, Staffel III

Es lief schon mal besser für die erste Mannschaft des FC Portugiesen Freiburg. Mit gerade einmal zehn Punkten, einer Tordifferenz von Minus 40 und dem letzten Tabellenplatz in der Kreisliga B, Staffel III, sieht die sportliche Situation nach der Hinrunde alles andere als rosig aus. Die Ursachen für die Talfahrt der Multikulti-Truppe, die vor zwei Jahren noch in der Kreisliga A vertreten war, liegen auf der Hand:

Am 20. Juni wird auf dem Vereinsgelände des SV Solvay Freiburg 40-jähriges Bestehen gefeiert. Doch die Korken werden nicht beim SV Solvay knallen, sondern bei seinem „Untermieter“ – den Portugiesen Freiburg. Der FCP ist ein besonderer Fußballverein, weil er unter anderem keinen eigenen Fußballplatz hat. Seit Jahrzehnten zieht die in Südbaden als Multikulti-Truppe bekannte Mannschaft von Sportplatz zu Sportplatz, Amateurfußball zur Zwischenmiete sozusagen.

Angefangen hat alles in den 1960er Jahren, als die ersten portugiesischen Gastarbeiter in Freiburg sich in ihrer Freizeit regelmäßig zum Fußballspielen trafen. Aus dieser Hobbymannschaft ging 1980 mit dem FC Portugiesen Freiburg e.V. ein offizieller Verein hervor, seitdem nimmt der FCP am südbadischen Spielbetrieb teil – und ist in diesem Zeitraum fünf Mal umgezogen. In Weingarten durften sich die Portugiesen am längsten „einmieten“, mehr als 20 Jahre lang war die Dietenbach Sportanlage ihre Heimat. Der bislang letzte Tapetenwechsel erfolgte im letzten Jahr, zum SV Solvay.

Dafür, dass der Amateurverein ein permanentes Nomaden-Dasein führt, hat sich der FCP sportlich stets wacker geschlagen. Mehrmals stieg das zu Beginn in der Kreisliga B auflaufende Team in die Kreisliga A auf. Allerdings ging es für die Portugiesen genauso häufig auch wieder eine Spielklasse runter, zuletzt in der Saison 2017/18, nachdem sie sich zuvor acht Jahre in Folge in der Kreisliga A gehalten hatten.

Momentan sieht es nicht danach aus, als würde der Weg bald wieder Richtung Aufstieg gehen. Die aktuelle Tabellensituation liest sich ernüchternd, in Staffel III der Kreisliga B ist der FCP mit zehn Punkten und einem miserablem Torverhältnis Letzter. Für Manuel da Silva kommt der Absturz in der laufenden Saison nicht von ungefähr. „Wir bezahlen halt kein Geld“, lautet die nüchterne Erklärung des FCP-Abteilungsleiters. Gute Spieler würden früher oder später zu anderen Vereinen wechseln. „Es ist für uns ein schweres Geschäft, ohne Platz, ohne Klubheim, ohne Geld“, sagt da Silva. „Wir leben im Endeffekt von unserem Kiosk, Spenden und Sponsoren.“ Und von der Gunst des SV Solvay.

Den Kopf in den Sand stecken wollen sie beim FC Portugiesen Freiburg deshalb nicht. Für nächste Saison habe sich die Mannschaft bereits verstärkt, so da Silva. „Zwei portugiesische Spieler, die in den letzten Jahren höherklassig gespielt haben, kommen zu uns zurück. Zudem haben wir ab Sommer einen neuen Trainer.“ Die Prämisse sei klar: „Langfristig wollen wir wieder in die Kreisliga A!“

Unabhängig vom sportlichen Abschneiden ist da Silva stolz auf die DNA des Vereins: „Wir sind etwas Besonderes. Bei uns ist jeder willkommen, wir sind ein kunterbunter Haufen.“ Zu Beginn des Projekts seien noch 90 Prozent der Spieler aus Portugal gekommen, so der 42-Jährige. Mittlerweile ist das Team deutlich durchmischter. Neben (nach wie vor) vielen Portugiesen und Deutschen kommen die Spieler aus Spanien, der Ukraine, Italien und dem Libanon. Verständigungsprobleme hätten die Kicker laut da Silva allerdings nicht: „Die meisten sprechen schon Deutsch, das stellt kein Problem dar.“

Wo der Weg des Multikulti-Vereins in dieser Spielzeit noch hinführt, werden die kommenden Wochen zeigen. Beginnend mit dem Rückrundenauftakt am 8. März zu Hause gegen den ASV Merdingen gilt es für den FCP, in den verbleibenden 15 Saisonspielen noch ein paar Punkte zu sammeln, um das Tabellenbild etwas freundlicher zu gestalten. Der Feierlaune beim Vereins-Jubiläum in vier Monaten dürfte das sportliche Resultat in dieser Saison allerdings keinen sonderlichen Abbruch tun. Der 40-jährige Geburtstag des FC Portugiesen Freiburg hält übrigens ein besonderes Schmankerl bereit, bei dem der Zusammenhalt des Teams auf eine harte Probe gestellt werden wird: Wie der Zufall es will, bestreitet die deutsche Nationalmannschaft am Abend des 20. Juni sein zweites Gruppenspiel bei der Europameisterschaft – natürlich gegen Portugal.

Aufrufe: 025.2.2020, 11:45 Uhr
Niko Rhein (bz)Autor