2024-04-23T13:35:06.289Z

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Buhmann: SCF-Chef Jakob Ettner. Alter Chef: Konrad Höß als Zaungast in Pipinsried. Neuer Chef: Uli Bergmann. HAE/METZLER
Buhmann: SCF-Chef Jakob Ettner. Alter Chef: Konrad Höß als Zaungast in Pipinsried. Neuer Chef: Uli Bergmann. HAE/METZLER

Wer hat den FC Pipinsried angeschwärzt?

Pass-Affäre um Regionaligist

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Das Sportgericht des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) hat das Verfahren gegen den Regionalligisten FC Pipinsried eingestellt. Doch die Angelegenheit hat nun ein außergerichtliches Nachspiel. Dabei geht es vor allem um die Frage: Wer hat die Pipinsrieder angeschwärzt? Der Verein hat eine Theorie. Und die birgt reichlich Zündstoff.

Von Stefanie Zipfer

Pipinsried– Der Vorwurf hatte es in sich: Der FC Pipinsried soll in den Punktspielen mehrfach Spieler eingesetzt haben, die kein Mitglied beim FCP und daher auch in der Regionalliga Bayern nicht spielberechtigt gewesen sein sollen. Wie das Verbandsgericht am Mittwochabend nach siebenstündiger Verhandlung nun erklärte, habe sich dieser Verdacht nicht bestätigt; das Verfahren wurde damit eingestellt.

Doch einen Schlusspfiff bedeutet dieses Urteil nicht. Im Gegenteil. Um im Fußball-Bild zu bleiben: Jetzt geht die Sache in die Nachspielzeit – inklusive schmutziger Fouls und böser Verletzungen. Die wichtigsten Akteure in dem Spiel: FCP-Geschäftsführer Uli Bergmann, Ex-FCP-Präsident Konrad Höß und Jakob Ettner, Präsident des SC Fürstenfeldbruck. Und über all dem steht die Frage: Wer hat dem FCP das peinliche Verfahren in München eingebrockt? Konkret: Wer hatte genügend Insiderinformationen über den Kader, um etwaige Meldeversäumnisse beim Verband zu melden?

Für Uli Bergmann ist die Sache klar: „Es gibt einen alten Präsidenten, der offensichtlich einen Rachefeldzug plant.“ Ohne den Namen Konrad Höß in den Mund zu nehmen, stellt sich die Sache Bergmann zufolge so dar: Höß habe seinen (erzwungenen) Abschied vom Präsidentenamt noch immer nicht verwunden – „er wollte das Zepter nie aus der Hand geben“ – und habe nach Möglichkeiten gesucht, seinen alten Verein zu beschädigen. In Jakob Ettner habe er dabei einen willigen Helfer gefunden: Dessen Sohn, so Bergmann, sei für den FCP nicht mehr gut genug gewesen; man habe ihm daher geraten, sich einen anderen Verein zu suchen.

Einen Beweis für seine Theorie hat Bergmann nicht, allerdings beteuert er, dass er während der Verhandlung die Handy-Gespräche des Klägervereins SV Seligenporten habe belauschen können. Am anderen Ende der Leitung? „Jakob Ettner, die Stimme habe ich drei Meter gegen den Wind erkannt!“

Mit dem Vorwurf konfrontiert, wiegelt Ettner energisch ab: „Das ist üble Spekulation!“ Der FCP solle besser „vor seiner eigenen Haustür kehren“ und nicht mit „Verleumdungen über eigene Verfehlungen hinwegtäuschen“! Dass das Verfahren gegen die Pipinsrieder am Mittwoch eingestellt wurde, findet Ettner allerdings dennoch „hanebüchen“ und gibt zu, beim Lesen der Urteilsbegründung „ganz stark durchgeschnauft“ zu haben.

Was Ettner, ganz nonchalant, aber auch zugibt, ist, dass er nach wie vor noch in engem Kontakt zu Konrad Höß steht und – vor allem – dass er hinter Höß steht: Er könne sich nicht vorstellen, dass ein derartiges Verfahren „unter dem alten Präsidenten passiert wäre“. Und: „Es ist beschämend, wie die Pipinsrieder mit einem Menschen umgehen, der 50 Jahre für den Verein gearbeitet hat!“

Höß selbst teilt die Verschwörungstheorie Bergmanns, dass der FCP beim BFV angeschwärzt worden sei. Der Tippgeber, darauf besteht er aber, sei keinesfalls er gewesen! Höß beteuert, dass er sich „lieber beide Hände abschneiden“ würde, als seinem „Lebenswerk“ zu schaden. Der Verein sei Teil seines Herzens, lieber würde er sich „lebendig begraben“. Dass man ihm derartigen Verrat unterstelle, sei daher nur „schlimm, schlimm, schlimm“.

Als er gestern gehört habe, dass das Verfahren gegen den FCP wegen der Meldeversäumnisse eingestellt wurde, habe er „Freudentränen in den Augen gehabt“. Gänzlich ungerührt besteht Höß in diesem Zusammenhang dann aber doch noch darauf zu betonen: „Ich habe 51 Jahre lang keinen Fehler gemacht...“

Aufrufe: 024.5.2018, 14:35 Uhr
Dachauer Nachrichten / Stefanie ZipferAutor