2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview
Thomas Reichlmayr kämpft mit dem FC Pipinsried um den Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern. F: Leifer
Thomas Reichlmayr kämpft mit dem FC Pipinsried um den Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern. F: Leifer

Reichlmayr: "Werde nie vergessen, wie Gerland zu mir kam"

Ex-FCB-Keeper erinnert sich

Langweilig wird es Thomas Reichlmayr im Tor des FC Pipinsried derzeit nicht. Das Gehäuse des 25-Jährigen wurde in den vergangenen Regionalliga-Partien von der Konkurrenz gehörig unter Beschuss genommen. Im Vorort-Interview spricht der Schlussmann über den Abstiegskampf mit dem FCP und seine Vergangenheit beim deutschen Rekordmeister.

Die Regionalliga hätte für Thomas Reichlmayr nicht unbedingt die Endstation sein müssen. Bei seinen Stationen in Augsburg und Ingolstadt hat der 25-Jährige oft mit dem Profi-Kader geübt. Doch nicht immer traf er in wegweisenden Situationen die richtige Entscheidung. Jetzt blickt Reichlmayr zurück.

Du wurdest im Nachwuchs der Bayern und der Münchner Löwen ausgebildet. Was war das für eine Zeit?

Thomas Reichlmayr: Der FC Bayern hat mir auf fußballerischer Ebene alles gegeben. Ich durfte immerhin zwölf Jahre dort verbringen. Mit 17 bin ich dann zu den Münchner Löwen gewechselt. Für mich als "Roten" war das eine nicht so schöne Zeit. Das lag vielleicht auch an mir. Weder sportlich noch menschlich habe ich in den beiden Jahren mit den handelnden Personen zusammengefunden. Aber auch solche Erfahrungen prägen einen.

Hast du noch zu vielen Kollegen von damals Kontakt?

Kontakt hat man nur noch mit wenigen Jungs von damals. Mit Dusan Jevtic und Michael Denz bin ich noch heute eng befreundet, Dejan Janjatovic und Tayfun Arkadas sehe ich alle drei, vier Monate. Aber auch wenn David Alaba mir in München über den Weg läuft, grüßt man sich und quatscht kurz.

Was waren deine persönlichen Highlights, vor allem im Rekordmeister-Nachwuchs?

Über allem stehen natürlich die Trainingseinheiten, die ich als damals 16-Jähriger mit den Profis von Bayern München absolvieren durfte. Wie Hermann Gerland damals kam und mir sagte, dass ich mich am nächsten Tag in der Kabine der ersten Mannschaft umziehen soll, werde ich nie vergessen. Es ist der Wahnsinn, wenn du dann auf einmal in der Kabine neben Ribéry, Mark van Bommel oder einem Bastian Schweinsteiger sitzt, auf den Platz gehst und erst einmal Jupp Heynckes die Hand gibst. Unvergessen ist natürlich auch die U17-Vizemeisterschaft. Neben David Alaba waren damals auch Andreas Voglsammer und Cüneyt Köz Teil einer unglaublich geilen Truppe.

"Praktisch ist es sowieso ein Wunder, dass der FCP in der Regionalliga spielt."

Du bist mittlerweile ein gestandener Regionalliga-Keeper. Hand aufs Herz: Hätte es noch weiter nach oben gehen können, wenn du einige Entscheidungen anders getroffen hättest?

Es hätte definitiv weiter nach oben gehen können. Bei all meinen Stationen (unter anderem auch Ingolstadt und der FC Augsburg, d.Red.) war ich bei den Profis im Training oder Trainingslager dabei. Bei Ingolstadt stand ich sogar im Zweitliga-Kader. Ich denke, dass ich mir am Ende des Tages vieles selbst verbaut habe. Manchmal habe ich falsche Entscheidungen getroffen, die ich sehr bereue. Mit meiner heutigen Reife und meiner wunderbaren Verlobten an meiner Seite, würde ich vieles definitiv anders machen. Ich bin nie an meiner Qualität gescheitert, sondern immer am Rest.

Nach zehn Partien hat der FC Pipinsried bereits 22 Gegentreffer kassiert: Hast du gedacht, dass es so schwer wird, sich in der Liga zu etablieren?

Ich wusste von Anfang an, welche Qualität die Regionalliga hat, vor allem im physischen Bereich. Deshalb war mir klar, dass es schwer werden würde. Wenn man nur zweimal in der Woche trainiert, wird es natürlich nicht leichter. Es wurde immer kommuniziert, dass es nur um den Klassenerhalt geht. Auch wenn alleine von der Qualität innerhalb der Mannschaft mehr möglich wäre. Aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Praktisch ist es sowieso ein Wunder, dass der FCP in der Regionalliga spielt.

Welche Vorteile hat der FC Pipinsried gegenüber anderen abstiegsgefährdeten Teams?

Als Vorteil gegenüber den anderen abstiegsgefährdeten Teams sehe ich, dass wir grundsätzlich Fußball spielen wollen. Wir sind technisch auf einem sehr guten Niveau und lassen den Ball teilweise sehr gut durch die Reihen laufen. Jetzt müssen wir im letzten Drittel noch kreativer werden und uns für den Aufwand belohnen. Die Partien, in denen wir teilweise drei oder vier Gegentore bekommen haben, sind sehr unglücklich gelaufen. Zumeist haben wir uns durch individuelle Fehler selbst auf die Verliererstraße gebracht. Wenn wir das abstellen und den Kampf annehmen, werden in Zukunft auch erfolgreicher agieren.

Wie würdest du dein Torwartspiel charakterisieren?

Mein Torwartspiel ist grundsätzlich dem von Manuel Neuer ähnlich. Natürlich würde ich mich nie mit ihm vergleichen. Ich bin ein mitspielender Torwart, mit Mut zum Risiko. Auch wenn es manchmal provokant erscheint, mache ich das nur, um meiner Mannschaft zu helfen. Solange mir mein Trainer keine andere Spielweise nahelegt, werde ich auch genauso weitermachen. Die Zuschauer sehen nur den einen Fehler. Dass ich aber viele Angriffe durch Diagonalpässe einleite und mit schöner Regelmäßigkeit bereits an der Mittellinie kläre, sehen sie leider nicht.

Aufrufe: 019.9.2017, 15:00 Uhr
Lukas SchierlingerAutor