2024-03-27T14:08:28.225Z

Interview
Sportlich läuft es derzeit nicht rund bei Spielertrainer Fabian Hürzeler und dem FC Pipinsried. Der 25-Jährige nennt im Interview die Gründe für die Talfahrt und verrät, bei welchen Trainern er sich etwas abschaut.  Foto: Reinhold Rummel
Sportlich läuft es derzeit nicht rund bei Spielertrainer Fabian Hürzeler und dem FC Pipinsried. Der 25-Jährige nennt im Interview die Gründe für die Talfahrt und verrät, bei welchen Trainern er sich etwas abschaut. Foto: Reinhold Rummel

Pipinsrieds Hürzeler gesteht Fehler ein

Der 25-Jährige nennt im Interview die Gründe für die sportliche Talfahrt, erzählt von seiner Arbeit beim DFB sowie der Zusammenarbeit mit Manfred Bender und verrät, wie er zurück in die Erfolgsspur kommen will

Fabian Hürzeler ist seit rund zweieinhalb Jahren Spielertrainer beim FC Pipinsried. In der Jugend war der Mittelfeldspieler für den FC Bayern München aktiv, genauso wie später in der Regionalliga. Der 25-Jährige führte den FCP gleich in seiner ersten Saison in die Regionalliga. Aktuell steht der Münchner mit seinem Team auf einem Abstiegsplatz. Im Interview mit den Aichacher Nachrichten spricht der gebürtige Texaner (Houston) über die Gründe für die sportliche Talfahrt, seine Aufgaben beim DFB sowie die Zusammenarbeit mit Manfred Bender. Außerdem verrät der Student der Sportwissenschaften, wie er den Dorfklub wieder nach oben führen will.

Herr Hürzeler, da Sie in den USA geboren sind, wann packen Sie die Weihnachtsgeschenke aus?

Fabian Hürzeler: Am 24. Dezember. Bei uns sind die meisten Familienmitglieder Deutsche, und da konnten wir die amerikanische Tradition nicht durchsetzen.

Und was steht auf dem Wunschzettel?

Hürzeler: Ich bin eigentlich nicht der Typ, der sich beschenken lässt, sondern lieber andere beschenkt. Wichtig ist, dass die Familie gesund bleibt. Sportlich wünsche ich mir, dass meine Spieler eine ordentliche Vorbereitung machen und wir topfit in die Rückrunde starten können.

Das klingt, als ob die Spieler Fitnesspläne für zu Hause bekommen haben.

Hürzeler: Ja. Die sind auch verpflichtend, weil die Pause recht lang ist und wir einfach mehr machen müssen als andere. Wir wollen relativ schnell auch wieder anfangen.

Sie sprechen das Sportliche an, zufrieden können Sie mit der Herbstrunde wohl nicht sein, oder?

Hürzeler: Wir hatten uns das anders vorgestellt. Wir hatten einen extrem krassen Umbruch, was sicher nicht förderlich war. Aber wir haben bewusst diesen Weg gewählt. Wir haben natürlich auch Fehler gemacht, das muss man sich auch einmal eingestehen. Wir haben vielleicht die falschen Trainingsschwerpunkte gelegt und unser Augenmerk zu sehr auf die Offensive gelegt. Dabei haben wir vielleicht die Defensive etwas vernachlässigt. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, aber aus den Fehlern können wir für die Rückrunde lernen.

Wie viele Punkte hat Ihre Tätigkeit als Co-Trainer bei der U20-Nationalmannschaft dem FCP gekostet?

Hürzeler: Natürlich wird mir das jetzt vorgeworfen. Wenn wir im Tabellenmittelfeld stehen würden, würde es keinen interessieren. Jetzt wird es von vielen als Mitgrund erwähnt. Dieser Kritik stelle ich mich. Ob es entscheidend war, lässt sich ohnehin nicht beantworten.

Wie unterscheidet sich die Arbeit von der beim FC Pipinsried?

Hürzeler: Natürlich von der Professionalität. Wir haben einen Funktionsstab von 14 Leuten. Alles ist perfekt abgestimmt, und es geht von morgens bis abends nur um Fußball. Es gibt klare Strukturen und Aufgabenbereiche, und jeder weiß genau, was zu tun ist. Außerdem arbeitet man mit Spielern zusammen, die schon in der Bundesliga aufgelaufen sind. Das sind alles junge und motivierte Leute.

Apropos jung, Sie haben vor zweieinhalb Jahren mit 23 als Spielertrainer angefangen. Warum so früh?

Hürzeler: Schon als Spieler habe ich mich immer viel mit dem gesamten Spiel und nicht nur meiner Leistung beschäftigt und den Kontakt zum Trainer gesucht. Als Kapitän hatte ich dann auch Einfluss auf die Aufstellung. Schon immer war ich nicht nur Fußballfan, sondern habe mir genau die taktischen Ausrichtungen der Mannschaften angeschaut. Das Ganze hat sich einfach entwickelt. Vor rund drei Jahren stand ich dann am Scheidepunkt, ob ich weiter meinen Traum vom Fußballprofi verfolgen soll. Ich habe dann entschieden, meinen Traum auf die Seite zu legen und einen neuen nachhaltigeren Weg einzuschlagen.

Und der hat Sie ins 560-Einwohner-Dorf Pipinsried verschlagen.

Hürzeler: Der Verein war mir zunächst nicht bekannt. Der Roman (Plesche) war dann im Austausch mit Conny Höß. Man hat sich zu Gesprächen getroffen, und dann war ich beim FCP.

Sie waren aber noch sehr jung. Gab es da keine Probleme mit den älteren Spielern?

Hürzeler: Das Wichtigste ist die allererste Ansprache. Wie komme ich rüber vor der Mannschaft, das ist wichtig. Man muss eine gewisse Kompetenz mitbringen. Wenn ein Spieler merkt, dass der Trainer weiß, wovon er redet, dann ist das Alter nicht entscheidend. Es kommt viel auf die Persönlichkeit an. Menschenführung ist ein wichtiges Thema.

Was hat sich in den zweieinhalb Jahren alles geändert?

Hürzeler: Fast alles. Die Trainertätigkeit ist so komplex, und man lernt täglich dazu. Es gibt so viele Taktiken und Möglichkeiten, sich fortzubilden. Man versucht, die Ansprache zu verbessern, strukturierter zu arbeiten und die Mannschaft besser auf den Gegner vorzubereiten – es gibt ständig etwas zu verbessern. Auch in Sachen Führung – wie geht man mit den Spielern, auch in schlechten Phasen, um? Das sind alles Dinge, die man beachten muss.

Haben Sie eigentlich Vorbilder?

Hürzeler: Man schaut sich von den großen Trainern das ab, was man meint, umsetzen zu können. Es bringt aber nichts, andere Trainer zu kopieren, sondern muss sein eigenes Ding machen. Ich würde gerne einmal bei Pep Guardiola in Manchester hospitieren. Aber auch von Klopp, Tuchel oder Nagelsmann schaue ich mir etwas ab.

Fühlen Sie sich eigentlich wohler, wenn noch ein anderer Trainer auf der Bank sitzt, während Sie spielen?

Hürzeler: Es ist schon gut, wenn man sich mit jemandem austauschen kann. Ich kann auf dem Platz nicht alles sehen und muss mich auch auf mein Spiel und meine Leistung konzentrieren. Es hilft, wenn man weiß, dass draußen einer steht, der eine gewisse Kompetenz hat und Ratschläge geben kann.

Mit Manfred Bender hatten Sie so einen Partner. Wie haben Sie sich die Arbeit aufgeteilt?

Hürzeler: Ich habe die Analysen gemacht und uns auf den Gegner eingestellt. Im Training haben wir die Arbeit aufgeteilt. Manni hat den Schwerpunkt auf die Defensive gelegt und seine Ideen eingebracht. Auch wenn es kurz war, muss ich sagen, dass ich von ihm lernen konnte. Ich will die Zeit nicht missen.

Sie hätten also gerne mit ihm weiter zusammengearbeitet?

Hürzeler: Jede Zusammenarbeit hat Vor- und Nachteile. Mitten in der Saison ist es immer schwierig, und wir waren sicher nicht immer einer Meinung. Ich hätte mir aber gut vorstellen können, mit Manni weiterzuarbeiten, weil er viel Erfahrung hat und gerade die Spieler davon profitiert haben.

Sie haben Vertrag bis 2020 – erfüllen Sie den auch im Abstiegsfall?

Hürzeler: Damit beschäftigen wir uns nicht. Wir haben ein gemeinsames Ziel. Ich bin überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden. Unser Kader ist stark genug.

Wagen wir dennoch einen Ausblick. Wo steht der FCP in zehn Jahren und was macht Fabian Hürzeler dann?

Hürzeler: Ich hoffe, dass Pipinsried sich in der Regionalliga etabliert. Es wäre schön, wenn man eine Tradition wie in Buchbach oder Schalding aufbauen kann. Die Teams sollen hier herfahren und denken – da habe ich keine Lust zu spielen. Im Fußball ist alles möglich und wenig planbar. Ich habe meine Ziele, aber man muss Schritt für Schritt denken. Harte Arbeit zahlt sich hoffentlich aus, der Rest kommt von allein. Ich gehe aber davon aus, dass ich dann noch als Trainer arbeiten werde.

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Aufrufe: 025.12.2018, 09:16 Uhr
Aichacher Nachrichten / Sebastian RichlyAutor